Wie ich die Befreiung der Frau durch den Feminismus nur knapp überlebt habe

in #deutsch7 years ago

Ich bin in den siebziger Jahren geboren, kurz nachdem das Finanzsystem den Goldstandard verabschiedete. Das ganze System veränderte sich auf Kosten der Menschen und zu Gunsten der Banken und Konzerne. Was die Profitgeier am nötigsten brauchen, sind viele billige Arbeiter und Steuerzahler. Da ist die Familie, in der nur einer arbeitet und Steuern zahlt natürlich unrentabel.

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Ich und mein Opa

Also wurde der Feminismus an den Mann, bzw. die Frau gebracht, welcher Selbiger einredete, nur in Unabhängigkeit des Ehemannes ihr volles Potential ausschöpfen zu können. Die Frauen glaubten es, verließen Mann und Kind, um im Büro einem fremden Mann zu dienen, namentlich ihrem Chef. Was hat der Staat davon? Die doppelte Anzahl Steuerzahler und das Auseinanderbrechen der Familie, was zu weiterer Abhängigkeit des Menschen führt. Daher auch der Ausdruck Vater Staat, nur mit dem Unterschied, dass Vater Staat seine Kinder nicht liebt sondern nur ausbeutet.
Als ich im zarten Alter von 22 Jahren nach sechjährigem amerikanischen Abenteuer mit Kind und Koffer wieder zu Hause bei meinen Eltern vor der Tür stand, hatte ich weder Abi, Ausbildung oder Mann. Meine Mutter hatte mir schon immer eingebleut, dass es das allerwichtigste im Leben sei, als Frau und Mutter wirtschftlich unabhängig vom Ehemann zu sein. Sie selber allerdings genoss die schönen Tage auf der Liege im Garten und machte sich über die anderen Mütter lustig, die freiwillig im Büro schwitzten. Mein Vater machte es möglich.

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Mein Papa noch vor meiner Zeit. Ich vermisse ihn sehr.

An diesem Punkt begann mein Irrweg. Ich schaute über den Kopf meines kleinen Sohnes hinweg und fragte mich, was ich nur Sinnvolles tun sollte. Ich begann eine Ausbildung zur Krankenschwester, denn ich dachte mir in meinem jugendlichen Wahnsinn, fremden Menschen zu helfen sei die Erfüllung. Lernen für die Pflegeschule und Arbeitseinsätze im Schichtdienst, während mein Sohn zwischen Kindergarten und Eltern hin und hergeschoben wurde und mir das Leben als Krankenpflegeschülerin eigentlich nur schwer bis letztendlich unmöglich machte. Nach zwei Jahren landete ich mit einem Nervenzusammenbruch und Vollversagen meines Körpers estmal drei Wochen im Krankenhaus. Aus der Traum. Welcher Traum?

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Die Tochter und ich am See.

Nach der Pleite im Krankenhaus arbeitete ich als Trainerin im Fitness Studio, das hatte ich schon in Amerika neben der High School gemacht. Hinzu kam eine zweite Ehe, die fünf Jahre hielt, und ein zweites Kind. Mit zwei Jahren wurde auch meine Tochter in den Kindergarten gesteckt und ich fing eine zweite Ausbildung zur Gymnastiklehrerin an, da ich der Meinung war, ich müsse jetzt unbedingt einen richtigen Beruf erlernen, um wie gesagt wirtschftlich unabhängig zu sein.
Lange Rede, kurzer Sinn, ich blicke heute auf eine zwanzigjährige Karriere als berufstätige Mutter zurück, zehn Jahre davon als alleinerziehende berufstätige Mutter. Hinzu kommt, dass mein Sohn von Geburt an jegliche Anerkennung von Autorität verweigerte, was die Sache nicht einfacher machte. Nach mehreren Schulwechseln ging er mit sechzehn dann gar nicht mehr hin, nicht mal einen Hauptschulabschluss hat er. Mit meiner Tochter hatte ich da mehr Glück in dem Sinne, dass sie einfacher zu handhaben war.

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Sohn und Tochter mit Simba

Meine Tage bestanden nur aus Pflichten, von Morgens bis Abends im Dauereinsatz, alle Verantwortung auf meinen Schultern allein, und dazwischen irgendwo die Kinder, da bleibt zum Leben keine Zeit, geschweige denn zum Nachdenken oder Reflektieren. In diesem Zustand kriegt man überhaupt nichts mehr mit. Und das freut natürlich das System, macht aber den Menschen kaputt.
Vor vier Jahren begann dann mein Erwachen, nachdem ich insgesamt drei Nervenzusammenbrüche übestanden hatte. Wenn ich heute auf diese ganze Zeit zurück blicke, weiß ich eigentlich gar nicht, wie ich das alles geschafft habe, ohne aus dem Fenster zu springen oder in der Geschlossenen zu landen.
Mein Sohn ist mittlerweile aus dem Haus und verdient seinen Lebensunterhalt auf kreative, systemverachtende Weise, worauf ich eigentlich ganz stolz bin. Die Tochter ist noch da, aber mit pubertierenden 14 Jahren eigentlich auch nicht mehr sehr oft. Ich habe heute das große Glück mit wenig Aufwand gutes Geld verdienen zu können, indem ich selbständig Bewegungs- und Entspannungskurse unterrichte. Bar auf die Hand am Ausbeuter vorbei und dabei so wenig Kurse wie gerade notwendig um nicht zu verhungern, denn Zeit für mich und die Familie ist mir das Wichtigste geworden.

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Warum erzähle ich das eigentlich? Nicht, um Mitleid oder Applaus zu bekommen, denn es geht hier nicht um mich sondern um die Kinder. Naja, für meine Kinder, insbesondere meinen Sohn kommt meine Einsicht leider zu spät, er hatte es gewiss nicht leicht und das bereue ich heute sehr. Und die anderen Kinder gehen mich ja nichts an. Doch! Die anderen Kinder gehen uns alle etwas an, denn wir alle sind nur ein Teil des Ganzen. Auch der berühmte Sack Reis, der in China umfällt, hat etwas mit mir zu tun. Alles auf dieser Welt ist miteinander verbunden, die anderen sind demnach ein Aspekt und ein Teil von mir selbst. Der Mensch ist göttlichen Ursprungs und das Kind verkörpert das in seiner reinsten Form. Mit dem Mord an Sokrates und der Einführung des dualen Denkens und der Moraal durch Aristoteles und dem Erwecken des Egos ist uns dieses Bewusstsein, Teil eines ganzen zu sein, abhanden gekommen.
Wenn es den fremden Müttern, Vätern und Kindern schlecht geht, geht es uns allen als Gesellschaft schlecht und somit auch mir persönlich. Die Moral der Geschichte soll nicht sein, den Müttern das arbeiten außerhalb des Hauses und der Familie zu verbieten. Es gibt bestimmt Mütter, die einen Job haben den sie lieben und unter dem weder Kind, Mann noch Haushalt leiden (ich persönlich kenne keine aber das heißt nicht, dass es nicht existiert). Doch wenn eine Frau sich entschließt, Mutter zu werden, muss sie sich der Bedeutung dieser Aufgabe bewusst sein und darf das Kind nicht zwischen Karriere und Selbstverwirklichung schieben. Außerdem ist es an der Zeit, Müttern, die zu Hause bei der Familie bleiben, die verdiente Anerkennung zuteil werden zu lassen und nicht auf sie herabzublicken, als sei es minderwertig, "nur" Hausfrau und Mutter zu sein.
Lasst uns nicht vergessen wer wir sind und was wichtig ist im Leben. In diesem Sinne
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Cheers!

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Sehr interessante Sichtweise!
Wenn Dein Sohn von klein auf Autorität ablehnt, zeigt das seine mentale Gesundheit ;-)

Hab's gern gelesen.
Dein Papa ist "meine Zeit".

Das freut mich, danke. Eine schöne Zeit.

Wie auch immer ich hier gelandet bin. Eine interessante Sichtweise. Und deine Geschichte kenne ich all zu gut, nur aus der Perspektive deines Sohnes und mit 2 zusätzlichen Kindern. Reflektion in der Form ist lange nicht mehr selbstverständlich leider.

Nur bei einer Sache dachte ich mir "Hm. Ob man das so schreiben sollte?" - dem Barverdienst. Würde ich vielleicht für mich behalten.

Viel Erfolg weiterhin :)

Wie auch immer es geschehen ist, schön, dass du hier gelandet bist. Und du hast vielleicht Recht, wer weiß, wer mitliest...übrigens schöne Geschichte über das Nichtsstun, das kann ich auch besonders gut ;)

Freut mich, dass du mal vorbeigeschaut hast. Und ja, man weiß nie. Denunziantentum ist für viele einfach zu reizvoll ;)

Das stimmt wohl leider.

Danke für diesen super Artikel, @nacktepoesie! Ich hab ihn mir grad zweimal durchgelesen und überlege mir warum er mir so gefällt. Ich denke es ist die Art wie Du schreibst: sachlich, also nicht überzogen, dennoch mit Gefühl, aber ohne Schuld oder Scham. Einfach so wie's ist, bzw war.
Es ist leider zu oft der Fall dass Leute in solchen Situationen die Schuld bei sich suchen, oder ins andere Extrem schwingen und den Finger auf alle andere zeigen. So ist es um so schöner zu sehen dass Du die Dinge beim Namen nennst.
Freu mich auf weitere Artikel von Dir!

Ja, die Dinge sind eben wie sie sind. Man kann daraus lernen oder sich an der Schuldfrage aufhängen. Danke dir.

Sehr guter Artikel. Den resteeme ich :-) und folge dir :-)

Danke dir. Wir folgen uns jetzt gegenseitig ;)

Meiner Schwester geht's wie Dir frueher, die arbeitet und hat 2 kinder und der Mann ist (zum Glueck) endlich weg. Meine Mutter war auch allein und in den siebzigern gabs fuer muetter wohl noch weniger geld vom staat. Ich bin auch aus der schule abgehauen, habe auf druck noch einen erniedrigenden erweiterten hauptschulabschluss gemacht in den sommerferien fuer 2 tage und war sehr depri weilmdie mich jeden tag im bus und in der schule geschlagen habe und ich hab meiner mutter nix erzaehlt weil die denken sollte alles waere ok und weiles mir peinlich war. Ich habe der schule jetzt ne email geschrieben das ich sie hasse. den staat, polizei, richter und das ich mir wuensche das die kinder die das selbe erleben wie ich damals, sich nicht selber umbringen sollen (das hat naemlich einer von meiner gemeinde gemacht, der eher introvertiert war und viel druck hatte etwas anstaendiges zu lernen), sich nicht selber umbringen sollen sondern die verantwortlichen. Eines habe ich von einem typen gelernt, den ich aufm sozialamt fuer wohnunglose (nazis) kennengelernt habe,. Der hat zu dem sachbearbeiter gesagt "ich hasse sie" und die frau neben mir und ich kucken uns an und denken das gleiche, der hat eier!
seitdem schreie ich vorm amt diesen kleinen aber echt richtigen satz Ich hasse sie!. Dagegeb koenenn die garnix machen, weiles ja nur einaudruck von gefuehl ist, noch dazu stimmt es! Ich hoffe das der polizist der mich in den knast gebracht hat, weil ich die hundert eure strafe nicht zahlen konnte weil ich zu seiner kranken frau gesagt habe das ich es ekelhaft finde wie sie mit mir redet tot ist oder so.

Solche Schicksale gibt es mehr als man denkt und es ist in der Tat so, dass der Staat seine Kinder frisst. Du bist zum Glück mehr oder weniger heil raus gekommen, was du erlebt hast ist schrecklich und viele Kinder leiden große Qualen in der Schule. Ich wünsche auch Deiner Schwester viel Kraft und Ausdauer. So schwer und hart das Leben manchmal ist, alles geht mal vorüber und irgendwann können wir wieder das Schöne sehen und schätzen. Es ist wie mit der Rose und dem Dorn, wir sind uns des Dornes bewusst, haben ihn sogar am eigenen Leibe gespürt und haben geblutet, doch wenn die Wunden irgendwann wieder zugewachsen sind, können wir uns auf die Schönheit der Rose konzentrieren. Das wünsche ich dir, dass die Schönheit der Rose für dich scheint.
Es hat zwar nicht wirklich etwas mit dem Dorn und der Rose zu tun, aber es ist eines meiner Lieblingsgedichte und ich möchte es für dich hierlassen:
"Tautropfen sind's nicht, die auf Rosenblätter fallen -
die Tränen sind's der Nachtigallen."
Ich weiß den Namen des Dichters nicht auswendig und bin gerade zu faul zum Aufstehen, um das Buch zu holen. Ich hoffe, es gefällt dir. Alles Liebe, grüß die Vögel auf der Insel von mir.

Ja das ist echt schoen, danke! Ich hab keine konzentration mehr und will nur kurz sagen das mir das mit dem dorn einleuchted.

Einfühlsam, mehr kann ich nicht sagen. Etwas anderes als Poesie, aber vielleicht viel besser.

Danke.

Wie schon gesagt, Post ist sehr gut, darum den kleinen Motivationsboost ;)

Danke, Deine Geschichte war nicht einfach. Es stimmt, es geht um die doppelte Menge an Steuerzahler.

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