Der höllischste Trip meines Lebens - Tripbericht von Ohrwiesel (viel Text)

in #deutsch7 years ago (edited)


Hey Steemerinos, in diesem Tripbericht , schon fast Badtrip-Bericht, geht es um einen wirklich sehr krassen Trip.
Dieser Bericht verdeutlicht euch hoffentlich, wie wichtig es ist, diese Stoffe richtig zu betrachten und zu respektieren!

Wenn ihr nicht bereit seid, dann lasst die Finger von hohen Dosierungen.
Diese können und werden euch unbarmherzig herumschleudern, durch eine Welt die faszinierend, aber auch grausam sein kann.

Aber lest selbst. Quelle wieder am Ende des Posts.


So, hallo alle Miteinander. Ich schreibe euch heute vom höllischsten Trip meines Lebens. Ich habe schon äußerst häufig auf Pilzen meditiert und schon einige Dinge zu sehen bekommen, die man sich nur schwer vorstellen kann. Mit meinem Text versuchte ich wenigstens ansatzweise die Erlebnisse zu schildern, die ich machen durfte. Ich muss das einfach mit euch teilen. Ich bin gewohnheitsgemäß wieder sehr ausführlich geworden in meinen Schilderungen und hoffe, dass ich genügend Absätze eingebaut habe. Soweit. Viel Spaß beim Lesen.

Der höllischste Trip meine Lebens

Meine Hände zittern noch, wenn ich daran denke. Doch muss ich wieder zurück. In die Erinnerung eintauchen und sie niederschreiben so gut ich es kann, weil ich es später wahrscheinlich selbst nicht mehr glauben würde, wenn die Zeit die Spuren verwischt und die Vergangenheit zu verschwimmen beginnt. Ich möchte von meiner letzten Pilzmeditation erzählen, mit der ich weit über das fünfte Plateau hinausschoss und fast den Weg nicht mehr zurückfand. Einst prophezeite ich mir, dass ich mal einen unglaublich höllischen Trip bräuchte, nur um zu erfahren wie wundervoll und schön es ist Körper und Verstand zu besitzen. Als Gefangener von Zeit und Raum friste ich meine Tage in dieser Realität in stiller Depression, zu stark ist das Gefühl nicht hierhinzugehören. Stets schinde ich mich selbst mit der mühevollen Suche diese Ketten zu sprengen, um das wiederzufinden, was mir Hoffnung gibt. Gestern fand ich es. Und noch viel mehr. Es ist interessant zu erfahren, dass uns das Universum niemals mit Hindernissen konfrontiert, welche wir nicht auch zu überwinden vermögen und gleichzeitig pflegt es uns immer ein Stück über die Grenze des Vorstellbaren zu treiben. Immer einen Sprung weiter in das dunkle Nichts, in dem vorher noch nie zuvor ein Gleichartiger wandelte. Ich bin aus diesem Nichts, das keines ist, zurückgekehrt um nun davon schreiben zu können.

Es ist Freitag der dritte September 2010. Seit meiner letzten Pilzmeditation sind schon einige Wochen vergangen und der unersättliche Hunger nach Transzendenz treibt mich wieder in die unendlichen Tiefen des Hyperspace. Wie immer bei solchem Vorhaben bin ich alleine und ungestört. Die WG ist außer mir in diesen Stunden des Wahnsinns unbewohnt. Während meine Freunde feiern und ihre Last in Alkohol ertränken ziehe ich es vor diese Nacht mit meine Dämonen zu verbringen. Ich weiß wie es ist mit seinen schlimmsten Ängsten konfrontiert zu werden und ich weiß, dass ich meine Ängste überwinden kann. Der Glaube daran hat mir das Leben gerettet. Ohne meinen Glauben wäre ich haltlos verloren gewesen.

Für die Einnahme wählte ich 7,2 Gramm getrocknete, selbstgezüchtete Cubensis B+. Ich schnitt sie klein und vermengte sie mit Honig. Das ist magenschonend und schmeckt auch noch gut, was man von unbehandelten Pilzen dieser Sorte wahrlich nicht behaupten kann. Ich selbst bin in einer relativ zufriedenen Grundstimmung. In meinem Kopf ist es verhältnismäßig ruhig und entspannt. Gegenüber dem Trip habe ich eine gleichgültige Erwartungshaltung. Ich erwarte nichts, in dem Wissen eben das zu bekommen was ich brauche. Das hat mir meine Erfahrung erwiesen. Und die kommende Erfahrung sollte es wieder einmal bestätigen. So grausam sie auch war, so wenig möchte ich sie missen.

Ich räumte noch schnell mein Zimmer auf, schloss Türen und Fenster und wählte für die musikalische Untermalung eine Playlist von Sphongle, in Erinnerung an eine vergangene Meditation, in der mir diese Musik unbeschreiblich schöne Bilder vermittelt hatte. Ich sitze im Schneidersitz vor einer Schale mit Lotustee, in welcher eine Kerze auf einem Feuerstein steht, womit ich die Elemente wieder rituell integriert habe. Es hat sich als intensivierend erwiesen ein Mindestmaß an ritueller Symbolik in das Umfeld der Meditation zu bringen. Der Verstand orientiert sich immer an Letztgedachtem und dies ist auf solche Weise beeinflussbar.

Es ist jetzt 21:46 Uhr und ich esse die ersten Pilze. Mein Geist ist klar und ohne Angst. Ich bin in meinem Vorhaben sicher und entschlossen vorwärtszuschreiten. Jetzt ist es 21:58 Uhr. Alle Pilze sind jetzt drinnen. Ich war ein letztes Mal pinkeln. Und nun geht es los.

Die Musik läuft. In meinem Zimmer ist es bis auf die Kerze vor mir dunkel. Ich lenke meine Aufmerksamkeit auf die Flamme der Kerze. Eine Flamme ist immer ein unabhängiger freier Geist und in der Vergangenheit ist mir der Geist des Feuers zu einem stillen Vertrauten geworden, der mir schon durch viele Erfahrungen halt geben konnte. Die ersten Wellen der Veränderung schwingen durch meinen Körper und meinen Geist. Eine Weile verharre ich so in andächtigem Betrachten der Kerzenflamme, bis meine Augen außerstande sind das helle Licht in der Mitte der Kerze zu fokussieren. Jedes Blinzeln ist so lang wie ein Atemzug. Erste Visionen durchzucken meinen Kopf. Die esoterisch psychedelische Musik im Hintergrund gibt den wirren Formen meiner vertrockneten Phantasie plastische Gestalt. Erst schön – doch die Musik verändert sich. Ich höre Schleim tropfen und unanständige Laute sexuellen Inhalts. Ich spürte, dass ich nicht mehr alleine bin. Die Geister der Pilze haben ihren Eingang gefunden und würden mir eben das geben, was ich brauche. Da schüttelt es mich als ich der Wesen gewahr werde, welche diese Klänge hervorbrachten. Ich sehe alte Weiber, wie Knochen mit grauer faltiger Haut überzogen und Monsterfratzen als Gesicht. Triefend und sabbernd fingen sie an mich anzufassen und ekstatisch in obszöner Art zur Musik zu tanzen. Der Gestank ist widerwärtig. Ich bin dermaßen angeekelt, dass ich mich mit aller Kraft aus der Vision reißen und aufstehen muss, um die Musik auszumachen. Mit der Musik verschwanden Gottseidank diese Teufelsweiber. Ein Gedanke: Mach neue Musik an, denn sie kann dich hier halten, wenn du keinen Halt mehr hast. Doch unaufhaltsam kommt die nächste Welle und ich schaffe es nicht einen neuen Interpreten auszuwählen. Was ich noch nicht weiß ist, dass die eigentliche Erfahrung noch gar nicht angefangen hat. Nicht ansatzweise…

Und so nimmt das unvermeidliche seinen Lauf: Ich habe meine Ruhe eingebüßt indem ich aufgestanden bin. Ich hätte in der Position verharren sollen. Jetzt habe ich mir alle Sicherheit genommen. Ich stehe in meinem Zimmer. Das Licht ist wieder an, ich weiß nicht, wann ich es angemacht habe. Mein Sein dehnt sich mit jeder neuen Welle so stark, dass es schmerzt. Ich bin wieder in Begleitschaft. Dämonen mit Schlangenköpfen und spitzen Krallen durchdringen mein Sein. Die Angst hat mich nun doch eingeholt. Ich spüre, wie sie meinen Körper peinigen. Ich schaue auf meinen Bauch. Sie reißen mir die Gedärme raus, graben tiefe Wunden in meinen Leib. Im nächsten Moment ist mein Körper wieder heile, doch die Schmerzen sind noch da. Ich wollte hier nicht her. Doch du wolltest, antworten sie mir. Sie geben mir zu verstehen, dass sie meinen Körper töten müssen, damit ich aus ihm heraustreten kann. Auch wenn der Tod des Körpers in diesem Moment eine weitere Illusion darstellt, zu dem Zweck meinen Verstand zu sprengen und meinen Geist zu befreien, war es in dem Moment Realität. Ich konnte nicht mehr hinsehen. Mein Verstand schien geschehenes im gleichen Moment verdrängen zu wollen, so bin ich doch überrascht, dass die Erinnerung mir beim Schreiben dieser Zeilen noch zugänglich ist.

Ich breche zusammen und kauere auf dem Boden. Dann kehrt sich alles um. Ich erkenne, dass ich diese Wandlung schon mal durchlebt hatte, doch nie mit solcher Inbrunst und Härte. Ich werde zum Raum und der Raum wird zu meinem Körper. Ich spüre mich von außen und fühle mich paradoxerweise dabei so klein, nackt und verletzlich, dass es fast unerträglich ist. Die Kälte nimmt zu. Sie fühlt sich an, als wäre ich blanker Knochen im Schnee. Sie nagt und frisst sich durch mich hindurch und wird auch so bald nicht mehr verschwinden.

Angst überkommt mich. Ich bin ganz alleine. Niemand kann mir helfen, falls es mich zu weit weg treibt. Niemand kann mir Beistand geben. Doch ich habe keine Wahl mehr. Ich muss loslassen, mich einfach vom Wind treiben lassen, sonst würde ich an ihm zerbrechen. Die Wellen katapultieren mich über die nächste Ebene. Die ganze Welt schrumpft auf mein Sein. Ich nehme die Zeit als Ganzes war, während mir selbst nur noch ein Quäntchen bleibt. In dieser Einheit allen Seins überfluten mich endlose Informationen. Irgendwie trotzdem vertraute Dinge, Erkenntnisse die auf höheren Seinsebenen überlebenswichtig sind, die ich irgendwann schon mal lernen durfte, doch weder damals noch heute mit zurücknehmen kann. Ich denke an meine Vertrauten, an meine Freundin, an meine Schwester. Ich sehe alle die ich kenne eingewebt in das große Netz Malkuths, das uns alle zusammenhält. Ich wünsche ich könnte ihnen helfen, ich wünsche sie könnten mir helfen. Doch ich weiß, dass wir uns helfen, indem wir uns selbst zu dem machen, was wir sein wollen.

Dann kehrt sich die Zeit um und ich bin wieder in der Rückwärtswelt, wie ich sie nenne, welche mir von allen Ebenen außerhalb meines Körpers am vertrautesten ist, da ich sie schon einige Male bereisen durfte. Und wie die letzten Male zeigt mein Ego mir dort die Hölle. Die Materie nimmt andere Gestalt an, wie riesige Säulen noneuklidischer Bauart, die die Erde zu tragen scheinen. Endlose Korridore mit Tümpeln aus Pein und leidenden Seelen. Überall sind wieder Arbeiter, zumindest erkenne ich sie als solche; Kreaturen, wie aus Schleim gemachte, triefende Klumpenwesen mit zwei Armen, einem viel zu breitem Grinsen und spitzen, verfaulten Zähnen. Wie immer begrüßten sie mich freundlich, auf ihre sarkastische Art, und gaben mir ihre Gestalt. Interessant ist zu erwähnen, dass ich mit ihnen auf abstruse Weise kommunizieren kann. Nun die Gedanken, die ich an sie richte, ergeben in dem Moment tatsächlich Sinn, obwohl ich sie vorwärts ausspreche und dabei jedoch rückwärts wahrnehme. Voller Grauen und Abscheu wende ich mich ab, quäle mich selbst wieder hier zu sein. Ich weiß nicht wie es unmittelbar hiernach weitergeht. Entweder ist es zu schlimm oder zu schnell gewesen.

Auf jeden Fall kam schon bald die nächste Welle, die mich in die nächste vertraute Ebene brachte. Mein Zeitempfinden ist völlig verändert. Dieses hier fühlt sich auch irgendwie „rückwärts“ an, als wäre alles verkehrtherum. Eine Dimension in der Zeit, welche parallel zu unserer verläuft, doch wo unsere ihr Ende nimmt hat jene ihren Anfang. Die nächsten Entitäten begegnen mir und nun bin ich endlich wieder in freundlicher Begleitung. Es sind blaue, humanoide, wunderschöne Wesen, größer als ich, mit großen Augen und langen Haaren, die auf blauen Drachen reiten. Ich spüre eine Schulter an meiner Wange und erkenne einen Freund, der mir einen kurzen Moment der Ruhe ermöglicht. Es ist noch nicht vorbei, sei stark, sagt er zu mir. Ich weine, während ich diese Zeilen schreibe. Ohne diese Begegnung hätte schon an dieser Stelle aufgegeben. Ein eisiger Wind fegt mir ins Gesicht. Hier oben ist es windig. Der Raum hat einen grünlichen Schimmer und ist von solcher Form, als wäre er unserer Welt „aufgesetzt“. Ich bin noch auf der Erde, zwar in einer anderen Raumzeitdimension, aber ich bin noch zuhause. Mein Verstand platzt trotzdem schier in der Fremdartigkeit dieses Seinsgefühls. Dann stehe ich wieder einmal meinem Drachen gegenüber. Er ist mein ältester Meister und hat mich viele Dinge gelehrt. Zusammen mit ihm habe ich meinem Verstand die Struktur von Raum und Zeit beigebracht. Ich habe trotzdem Angst, weil ich weiß, dass ich nicht lange bleiben kann und ich weiß, dass mir die schlimmsten Momente noch bevorstehen. Ich bemerke in einem kurzen lichten Moment, dass mein Körper in der WG herumgelaufen ist. Dieser Moment lässt ihn erneut zusammenbrechen und ich knie auf dem Boden, unfähig mich zu erheben.

Dann überschlagen sich im wahrsten Sinne des Wortes die Erfahrungen. Dunkelheit überwältigt mich und der Raum zerknickt, sozusagen. Es fühlt sich an, als würde sich eine Vielzahl meiner parallelen Selbst überschneiden, und damit auch eine Vielzahl an möglichem Raum, Zeit und Sein. Diese unerträgliche, übernatürliche Kälte nimmt zu. Ich spüre, dass ich eine Grenze überschritten habe, die ich mir vorher nicht vorstellen konnte. Ich bin soweit von zuhause weg, dass ich es fast nicht aushalten kann. Der Irrsinn dieser Überschneidungen meiner Selbst lässt mich unendlich viele Möglichkeiten sehen, die stattdessen gewesen sein und noch kommen könnten. Ich sehe Freunde aus meiner Erinnerung, Fehler die ich gemacht habe, obwohl ich sie eigentlich verhindern konnte. Tode die ich gestorben bin, obwohl ich jetzt noch lebe. Dann kann ich nicht mehr. Ein Gefühl, als wäre ich ganz viele von mir, gleichzeitig. Es wird einfach zu viel. Ich will hier nicht sein. Ich sollte nicht hier sein, niemand sollte das, denke ich immer wieder. Ich will hier weg. Ich kann nicht länger verweilen. Doch ich kann es auch nicht abwenden. Ich sehne mich nach Schlaf, einem bisschen Ruhe, doch die soll mir vergönnt bleiben. Ich fühle mich immer unwohler. Es wird zunehmend unangenehmer hier zu sein. Ich denke nur, Scheiße, ich will hier weg, mein Kopf ist kaputt, ich bin hängengeblieben, ich kann hier nicht weg. Ich bin in Panik. Dieses Gefühl hält sehr lange an.

Dann, wie ein Strudel, reißt mich alles was ich bin, und alles drumherum, noch weiter weg, an einen furchtbar einsamen Ort, irgendwo im Universum. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Es verändert sich zu schnell. Trotzdem wiederholt sich alles, unentwegt. Bis zum Ende der Erfahrung sollte dieser Strudel, dieses Loch im Raumzeitgefüge, mich mitreißen. Die Dimensionen spalten sich erneut. Alles bekommt Symmetrie, als würden meine Augen beide Seiten des Raumes spiegeln und überlappen. Ich bin sehr, sehr, unvorstellbar weit weg von zuhause. Es ist als würde sich wieder alles umkehren. Doppelt invertierte Welt. Ich sehe Wesen, die ich nur sehr schwer beschreiben kann. Sie sind groß und auf ihre Art Rund, haben viele Augen. Obwohl sie offenbar keine bösen Absichten hatten, denn sie taten mir nichts, wäre ich vor Angst am liebsten gestorben. Es war alles zu fremdartig, zu unvorstellbar. Es war absolut unerträglich.

Der Strudel reißt mich weiter fort. Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Ich existiere nicht mehr. Die hohe Frequenz der Veränderungen hat mein Ich zerrissen. Außer meinem Willen zu Sein ist alles mir vertraute weg. Für immer dahin. Ich fühle mich unendlich einsam. Der Raum klappt um – Mal um Mal. Immer erneut verändert und wiederholt sich alles. Ich will hier nicht sein. Ich halte das nicht aus. Es wird immer unerträglicher. Die Wortfetzen, die meine Gedanken ausspucken ergeben immer weniger Sinn. Der Raum teilt und spaltet sich, in jede mögliche Richtung, und ich mit ihm. Es ist, als wäre mein Kopf in einer riesigen Waschmaschine im Schleudergang und mit jeder Umdrehung wird alles was ich bin durchgespült, zerrissen und erneuert.

Dann in einem plötzlichen lichten Moment, der leider viel zu kurz ist, sehe ich mich irgendwo in meinem Zimmer am Boden kauern. Irgendwie schaffe ich es aufzustehen und sacke auf meinem Sofa zusammen. Mir ist alles gleichgültig, ob ich sterben sollte, oder für immer verloren wäre, es war mir egal, ich wollte nur, dass es aufhört. Doch es hörte nicht auf. Endlose Momente verbringe ich so in diesem Nichtsein, in der sich beständig verändernden Dunkelheit. Es nimmt sogar noch zu, wurde noch schneller, noch härter. In unbeschreiblicher Intensivität werde ich von Strudel zu Strudel getrieben. Die Gedankenschleife ist sehr kurz geworden, sehr wenig, dass sich immer noch unentwegt wiederholt. Sie wird immer weniger, ich drohe zu erlöschen, unter dem Druck einfach zu verschwinden. Doch ich kann noch nicht gehen. Ich denke an meine Freundin, und wie sehr ich sie liebe. Ja, die Liebe hat mich an mich erinnert. Mein Name fällt mir wieder ein. Ich komme immer nur stückchenweise zurück, als würde ich versuchen einen Wasserfall hochzuschwimmen.

Irgendwann spüre ich meinen Körper wieder, werde aber erneut hinausgeschleudert. Es fällt mir schwer in ihm drinzubleiben, denn so fremdartig fühlt er sich inzwischen an. Es kommt mir vor als wäre ich ein ganzes Leben lang in der Einsamkeit des Nichts verharrt. Ausschnittweise sehe ich mein Zimmer wieder. Und mit jedem Blick auf mein altes Leben bin ich wieder ein Stück in dieser Welt. Ich sage mir erneut meinen Namen, wieder und wieder. Rutsche noch einige Male in meinen Körper und wieder heraus. Ich erinnere mich, dass ich Pilze genommen hatte und meine Hoffnung wächst. Irgendwann wird die Wirkung zurückgehen und mir erlauben in meinem Körper zu bleiben. Ich glaube daran, dass ich es schaffen kann. Ich glaube, dass das Universum mir gnädig sein wird.

Endlose Minuten verstreichen und plötzlich bin ich wieder da, bin einen Augenblick lang zurück. Es tut weh und es ist immer noch äußerst schwierig drinzubleiben. Ich nehme alles was ich bin zusammen, konzentriere mich auf meinen Körper. Dann sehe eine Flasche Wodka auf meinem Schreibtisch. Ein Schluck ist noch übrig. Es wird mich hier halten, denke ich, und exe die Flasche. Ich bin völlig außer Atem, alles tut mir weh. Fassungslos starre ich auf meine Hände, auf mein Zimmer auf meinen Körper. Dann realisiere ich, dass ich wieder zurück bin, dass ich es geschafft habe. Ich habe es durchgestanden, der schlimmste Trip meines bisherigen Lebens.

Dann kann ich mich vor Euphorie nicht mehr halten. Ich platze fast vor Freude. Nehme einen Stift in die Hand und schreibe. Es tut so gut selbst geschriebene Zeilen zu lesen. Ich schreibe die Uhrzeit auf, es ist 01:19 Uhr, ich war also nur drei Stunden unterwegs. Drei unendliche Stunden voller Wahn, Qual und Angst. Ich bin wieder da! Ich wurde geläutert, bin durch die Hölle gegangen, war in vertrauten Ebenen, und an Orten, die eigentlich kein Mensch je hätte betreten dürfen. Ich war ohne Hoffnung verloren in den weiten Tiefen des Alls. Ich wurde quer durch das Universum geschleudert. Doch ich bin zurück! Ich habe es tatsächlich geschafft. Es war so unglaublich. So unbeschreiblich. Und doch habe ich diesen Bericht, diese Erinnerung, mit Heim bringen können. Auch wenn die Worte nicht einmal annähernd ausdrücken können, wie es sich anfühlt eine solche Reise zu machen, so sind sie doch zumindest genügend, dass ich mich auch später in dieser Klarheit daran erinnern kann. Und ich muss mich erinnern. Ich darf niemals vergessen, dass es nicht ungefährlich ist alleine auf viel zu hohen Dosen Pilzen zu Meditieren. Und ich darf niemals die Euphorie vergessen, die mich nach der Reise packte.

Es tut so gut wieder in einem Körper zu stecken. Das schönste an dieser Welt ist, dass sich nichts so schnell die ganze Zeit verändert. Ich bin wieder da; ich kann es immer noch nicht fassen. Und muss doch gleich wieder weg. Ich weiß, dass ich diesen Abend niemals vergessen darf. Und um mich besser daran erinnern zu können, beschließe ich noch im selben Moment rauszugehen, was für mich äußerst untypisch ist, da ich allgemein ungern rausgehe. Ich rauchte erstmal eine Tüte, welch ein Genuss! Und packte meine Sachen.

Noch mit der Tüte in der Hand schritt ich aus dem Haus und ging über die Straße, auf dem Weg zum naheliegenden Kanal. Die Nacht ist so wunderschön. Alles ist ruhig und friedlich. Während ich zielstrebig durch die Gegend streunerte sah ich ständig Kaninchen, die vor mir herliefen, sich ab und zu umdrehten und weiterhoppelten. Am Wasser angelangt habe ich meine Ruhe wieder. Andächtig betrachte ich den Mond, das Wasser vor mir. Es tut wirklich so gut einen Körper zu haben! Den eigenen Körper wieder von innen spüren zu können, wie ich es gewohnt war, ist grade das schönste.

Ich laufe weiter zum nahegelegenen Park. Vor dem Eingang zum Park ist ein kleiner Bootsanleger, an dem ich noch nie zuvor war. Er ist hell erleuchtet, was mich jedoch nicht stört und so betrete ich ihn und gehe bis runter zum Wasser. Ein kleines Schnellboot liegt vor Anker. Ein paar Minuten stehe ich da und betrachte erneut Himmel und Wasser. Die Freude wieder hier zu sein ist allgegenwärtig.

Ich will zum Schnellboot runter, um es mir mal anzugucken, da sehe ich plötzlich einen Mann in dem Boot stehen. Er trägt Klamotten, wie aus einem schlechten Agentenfilm, quasi Armeeausrüstung und sieht auch sonst wie eine Art Agent aus, oder einer von der anderen Seite. Na, ruft er mir zu. Ich hab sie gar nicht gesehen, bin hier nur am Rumstreunern, sage ich zu ihm, als ich meinen ersten Schreck überwunden hatte. Er lacht leiste, ja streun du nur, antwortet er und fragt mich nach Feuer. Er will mir auch eine Zigarette anbieten, aber ich sage ihm, dass ich keine Zigaretten rauche und stecke mir wieder meine Tüte an. Aha, sagt er. Dann verabschiede ich mich, er wünscht mir noch einen guten Tag, oder Nacht oder wasauchimmer, und ich geh wieder den Steg hinauf. Hinter mir höre ich das Gejaule vom Motor seines Schnellboots. Interessante Begegnung, denke ich mir, aber länger zu bleiben wäre wohl gefährlich gewesen.

Erfreut darüber einen freundlichen Fremden getroffen zu haben laufe ich weiter über die Wiese des Parks und setze mich an einer abgelegenen Stelle auf eine Bank. Lange starre ich die Bäume an, bewundere ihre Struktur, Form und Friedlichkeit. Lange sitze ich so da, bis mir kalt wird. Und ich freue mich über die Vertrautheit dieser Kälte, nicht wie jene die ich vorhin verspürt hatte. Ich stehe also wieder auf und will weiter, da sehe ich, dass hinter mir die Wolkendecke weiter aufgebrochen ist und viele Sterne zu sehen sind. Einer dieser Sterne flackert plötzlich stark. Wird hell und wieder dunkel. Ich schaue genauer hin und der Stern bleibt plötzlich hell und wird sogar immer heller. Der hellste Stern am Firmament in dieser Nacht. Als würde mir der Engel leuchten, der mir aus der Dunkelheit heraushalf. Tränen laufen mir über die Wangen. Ich weiß dass ich nicht alleine bin – keiner von uns. Man passt auf uns auf. Wir werden niemals aus den Augen gelassen. Und wir werden niemals alleine gelassen, schon gar nicht, wenn wir am dringendsten einen Freund brauchen.

Erfüllt von der Schönheit dieser Erfahrung trete ich meinen Rückweg an. Als ich aus dem Park heraustrete stehe ich auf einem Parkplatz, mitten im Licht einer Straßenlaterne. Ich halte inne und bemerke, dass um mich herum ganz viele Kaninchen sitzen. Sie laufen nicht weg, sondern gucken mich an. Sie sind ganz nah, so zwei bis drei Meter entfernt von mir. Sogar ganz junge Kaninchen sind darunter, die umher hoppeln, als ich diesen Gedanken habe. Ein Vertrauensbeweis, keine Frage. Es ist für mich schon immer etwas Besonderes gewesen, wenn sich Tiere dem Mensch zeigen. Tief berührt von dieser erneuten Begegnung wünsche ich noch einen schönen Abend und schreite langsam um die Kaninchenversammlung herum. Sie bewegen sich nicht. Bis auf zwei, die bis kurz vor meiner Haustür vor mir her hoppelten.

Das war es. Ich habe es niedergeschrieben. Und ich weiß nun mit Gewissheit, dass ich jeden anderen durch eine solche Erfahrung begleiten kann. Nun kenne ich meine Welten und weiß, dass ich sie trotz allem Grauen überstehen kann. Doch werde ich mich nie wieder alleine einer derart großen Menge Pilze aussetzen. Ich danke für diese Erfahrung, ohne sie wäre ich jetzt nicht der, der ich bin. Und auch wenn hier scheinbar alles wie vorher ist, so hat sich doch alles verändert, denn ich habe mich verändert und mit mir die Welt.

Danke an alle, die soweit gelesen haben. Ich liebe euch alle.

Euer

Ohrwiesel



(Bildquelle: Pixabay.com)


Verfasser: Ohrwiesel
LInk zur Quelle: https://www.land-der-traeume.de/trip_lesen.php?id=9058

Vielen Dank fürs Lesen.

Liebe Grüße
Kranoras

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Wie immer guter Post!

Ich möchte keine Textwall, sondern deine eigenen Erfahrung lesen! :D

Na, das dauert aber noch ein klein wenig!

Nicht antworten, sondern lieber machen :D ! <3

Bald, bald! :D
Dauert nicht mehr so lang.

Müssen die Pilze erst noch wachsen oder wie (: bzw. trocknen? Kenne mich absolut nicht aus.

Naja, ich habe halt einfach noch nicht die Möglichkeit dazu :)

Ist auch nicht schlimm, kann dazu aber nichts Genaues schreiben aktuell.

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