Kampf dem Klimawandel – in Europa könnte man 14,4 % der Waldfläche aufforsten

Es ist immer wieder schön zu hören, wenn Politiker*innen Lippenbekenntnisse zum Klimaschutz kundtun. Noch besser wäre es allerdings, wenn endlich Maßnahmen umgesetzt werden, welche den Namen auch wirklich verdienen. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Ronny Meier von der ETH Zürich kommt zur Erkenntnis, dass eine Vergrößerung der in Europa vorhandenen Waldfläche um 14,4 % dazu führen würde, dass es um 7,6 % mehr Regenfälle gibt. Warum die Wälder das Wettergeschehen auch in einer Entfernung von 1.000 Kilometern noch beeinflussen konnte bisher noch niemand eruieren. Fakt ist allerdings, dass die Wälder dazu in der Lage sind.

Jetzt mag einigen von meinen Leser*innen durch den Kopf gehen, dass es doch gerade diesen katastrophalen Starkregen gegeben hat. Wie kann man sich nur wünschen, dass noch mehr Regen fällt? Das liegt daran, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf die Niederschläge in Europa durch eine relativ konsequente Aufforstung ausgleichbar sind. Je nach Region wäre der Effekt sehr unterschiedlich. Neue Wälder würden in der Nähe von Küsten, eine Art Regenschatten bilden. Die zusätzlichen Wälder würden das Oberflächenrelief einer Landschaft aufrauen und Turbulenzen erzeugen. Dieses würde zur Verlangsamung der Wettersysteme beitragen. In jenen Gebieten wo es wenig Regen gibt würden die Bäume den Wind hingegen bremsen und das würde wiederum zu mehr Regen führen. Außerdem lassen die Wälder viel Wasser verdunsten und bringen dieses in die Atmosphäre. Hinter dem Wald würde es abregnen und dazu führen, dass es auf unserem Kontinent, in den Sommermonaten mehr Regen gibt.

Eine Wiederbewaldung bindet nicht nur das Kohlendioxid, sondern ist auch in der Lage, die negativen Auswirkungen des Klimawandels abzufedern. Für das Forschungsprojekt hat man auf die Niederschlagsdaten von über 5.800 Messstationen unterschiedlicher Messnetze zugegriffen. Ein ganz besonderer Fokus wurde dabei auf die Gebiete in und um Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden, Schweden und Finnland gelegt.

Selbst dann, wenn man sofort mit der Aufforstung der Wälder beginnt, wird man einige Geduld brauchen, bis die ersten positiven Ergebnisse erzielt werden können. Ein Wald wächst nicht binnen kürzester Zeit, sondern braucht dafür 20 bis 30 Jahre. Es stellt sich außerdem die Frage, wie viel Zeit vergehen wird, bis sich erstmals seit dem Beginn der Aufforstung, die lokalen Niederschläge erhöhen würden. Man wird sich auch Gedanken darüber machen müssen, ob durch die neuen Wälder und deren hohe Verdunstung, nicht Bächen oder/und Flüssen das Wasser entzogen wird, welche man z. B. für die landwirtschaftliche Nutzung benötigt.

Noch einmal zurück zu den Extremwetterereignissen wie z. B. den Starkniederschlägen. Eine Modellstudie über Europa hat bewiesen, dass eine Aufforstung des Waldes, den extremen Niederschlägen, tendenziell entgegenwirkt. Wir werden uns, im Bereich der Klimaschutzdebatte, immer mehr mit den Zusammenhängen von Landnutzung und Wasserverfügbarkeit beschäftigen müssen, um daraus die richtigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen.

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Im Hitzesommer 2018 gab es einen verheerenden Wald-Flächenbrand in und um Treuenbrietzen in Brandenburg. Es wurde absolut alles vernichtet.

Durch die unterschiedlichen Besitzverhältnisse - Staatsforst, Eigentümergemeinschaft, Stiftung - ist der Umgang damit im Anschluß sehr verschieden: die privaten Eigentümer haben zum Verlustausgleich und zur schnellen Holzproduktion wiederum monokulturell mit Fichten aufgeforstet. Dieser Jungbestand ist nach den beiden Dürrejahren vollständig eingegangen. Der Förster im Staatsforst setzt auf robuste und widerstandsfähige Bäume aus südlichen Gefilden - und schaut dem langsamen Wachstum gespannt zu. Auf dem Stiftungsland wurde einer Doktorandin freie Hand mit ihrem Projekt gelassen: sie tut gar nichts. Sie beobachtet und protokolliert, daß dort bereits mehr Grünwachstum, Artenvielfalt sowohl bei Pflanzen als auch bei Tieren herrscht, die Bodenqualität spürbar verbessert ist...

Gut aufbereitet im aktuellen GEO oder auch hier: https://www.spektrum.de/news/ein-wald-darf-sich-allein-erholen/1771050

Direkt in Berlin sehe ich im Naturpark Südgelände, wie ein vor einigen Jahren sich selbst überlassenes altes Bahngelände zu einem wunderbaren "Urwald" geworden ist; einem Biotop, in dem Menschen bestenfalls Gäste sind und sich ansonsten heraushalten...

Aufforstung ist in vielen Gebieten wichtig und richtig. Hierzulande würde schon reichen, sich einfach mal zurückzuhalten...

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