Droht uns die Informationskatastrophe, weil es in 150 Jahren mehr Bits als Atome gibt?

Wir müssen unbedingt die Digitalisierung vorantreiben, denn ohne dieser haben wir in der Zukunft keine Chance. In Corona-Zeiten hört man Sätze wie diese immer öfter und es ist ja furchtbar lieb, dass man sich so sehr um uns kümmert, damit wir schon bald, am besten gleich alle, im Home-Office tätig sind. Die Menschen sind ja daheim viel effizienter, so ferne sie keine Kinder zu betreuen haben... Man ist zeitlich ungebunden und kann seine Aufgaben rund um die Uhr erledigen. Dies hat zur Folge, dass man aber auch wirklich rund um die Uhr tätig ist und am Ende vermutlich sogar mehr Stunden als im Büro arbeitet. Für die Vorgesetzten ist es auch sehr schön zu wissen, dass man nunmehr auch rund um die Uhr erreichbar ist und das werden sie auch gewiss gerne (aus)nutzen.Was passiert allerdings, wenn sich die Computertechnologie so schnell weiter entwickelt wie zuletzt?

Es hat etwa fünfzig Jahre gebraucht, bis fast alle Lebensbereiche davon betroffen wurden. Die weltweiten Datentransfers machen Schätzungen der Firma IBM zufolge, etwa 2,5 Milliarden Gigabyte an Daten aus – täglich. Das sind täglich 20 Trillionen Bits. Eine riesige Zahl und niemand kann sich etwas darunter vorstellen. Ich helfe euch da gleich – einen Moment noch.

Melvin Vopson von der University of Portsmouth: „90% der heute existierenden Daten sind erst in den letzten zehn Jahren entstanden.“

Einer Prognose von Seagate zufolge könnte die globale Datenmenge von jährlich 33 Zettabyte im Jahr 2018 auf jährlich 175 Zettabyte im Jahr 2025 ansteigen. Wenn man diese Daten auf BlueRay-Discs speichert ergibt dies einen Stapel, welcher 12 Mal zum Mond und 11 Mal wieder zurück reicht. Klingt auch nach sehr viel, kann man sich eventuell etwas darunter vorstellen, ist aber auch noch fast jeden wurscht – macht nix.

Jetzt wird es aber gleich noch interessanter. Melvin Vopson hat nämlich noch folgendes errechnet. Wenn man davon ausgeht, dass die jährliche Datenproduktion um 20% zunimmt, dann wird die Zahl der Bits die irdischen Atome in 350 Jahren übertreffen. Wenn aber das Wachstum allerdings jährlich um 50% zunimmt, dann würde die Zahl der Bits, jener der irdischen Atome bereits in 150 Jahren übertreffen.

Jetzt beginnt man schön langsam aufzuwachen und sich zu fragen was das nun eigentlich bedeutet. Ich fasse es mal so zusammen. Selbst wenn es gelingen sollte, dass man den Platz, welcher ein Bit braucht, auf die Größe eines Atoms schrumpft, dann wird das Volumen der digitalen Information mehr Platz einnehmen, als unser ganzer Planet. Das versteht man dann unter der Informationskatastrophe.

Klar, Bits sind nur digitale Einheiten, aber für die Speicherung braucht man einen realen Raum – zum Beispiel auf Festplatten oder Server. Derzeit verbraucht ein Bit rund 25 Quadratnanometer. Geht man also davon aus, dass das jährliche Wachstum an digitaler Information um 20% zunimmt, dann dauert es 188 Jahre bis ein Kilogramm an Informationsmasse erreicht ist. Das ist ja fast gar nix und uns schon wieder egal – naja, nicht ganz – denn, wenn das mit dem jährlichen Wachstum so weitergeht, dann wird bereits in 495 Jahren, die Masse der Bits und Bytes die halbe Erdmasse ausmachen. Geh bitte 495 Jahre! Da ist noch so lange Zeit bis dahin! Ist halt nur blöd, dass der Strombedarf der Informationstechnologie bereits viele Jahre zuvor an seine planetaren Grenzen stoßen wird. Derzeit verbrauchen die Rechenzentren etwa 1% der globalen Stromproduktion. Da ist aber noch kein Mobilfunk oder Endgerät berücksichtigt.

Fakt ist, dass nach den Berechnungen von Melvin Vopson, bereits in 285 Jahren, die Informationstechnologie jene Menge Strom benötigt, welche wir heute insgesamt auf der Erde erzeugen. Wir sprechen da wiederum nur vom 20%igen Wachstum und nicht von den 50%. Wir werden also in den nächsten Jahrzehnten tausende Solarzellen im Weltall installieren müssen, um über die entsprechende Energiemenge zu verfügen. Diesbezügliche Versuche gibt es bereits seit mehr als zehn Jahren und immer wieder erzählen uns die Wissenschaftler davon, wie knapp wir vor einer Massenproduktion sind...

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