Mit Dialog und Härte die Berliner Allee entlang
Mit "Dialog und Härte" möchte Frau Bärbock, die Expertin für alles, besonders aber unter anderem auch für Russland, letzteres auf Kurs bringen. Das ist so gut, dass ich es kurz bringen musste. Bis vor Kurzem wusste ich gar nicht, wer die Holde ist, aber im Rahmen des vorherrschenden Fanjournalismus sieht man ihr zartes Antlitz ja überall, selbst wenn man keine Presse mehr goutiert.
Leroy war heute bei einem Kumpel in Nordberlin, um ihm bei Bauarbeiten zu helfen. Wir beide hatten schneller keinen Bock mehr als angedacht, so blieb mir noch etwas Zeit auf dem Rückweg in schönere heimatliche Gefilde, um einen Stop am Weißen See in Berlin einzulegen und meinen ehemaligen Kiez erneut zu besuchen.
Ich drehte eine Runde um die überfüllte Promenade und lief dann die Berliner Allee runter bis zum Antonplatz. Die Gegend jenseits der Allee ist mittlerweile vollkommen gentrifiziert, darüber hatte ich an anderer Stelle mal berichtet. Wer im "Prenzlberg" keinen Platz mehr in der Theaterkulisse gefunden hat, der hat sich jetzt ein Townhouse oder eine Eigentumswohnung im Komponistenviertel am Jüdischen Friedhof zugelegt.
Von daher war davon auszugehen, dass die alteingesessenen Berliner Familienbetriebe, die zu Leroys Zeiten dort noch vorherrschten, durch Hipsterbuden ersetzt wurden.
Pustekuchen. Es gab noch einen Buchhandel, einen Haushaltsgeräteladen und eine räudige Fleischerei, der Rest waren Dönerbuden (4), Männerfriseure aus Nordafrika (7), Blumenläden (Kette) (2), Schillerburger, einige leerstehende Läden, Tedi Discount, Woolworth, Apotheken (3), ein sudanesischer Takeaway und zwei "Backshops", also Läden ohne Personal, wo man sich aufgebackenen Billigmüll selbst aus dem Regal holt. Ach so, und zwei Beerdigungsinstitute und ein Kiezladen für Hartzer; und US-Nailshops (2), wo Personen, die vorgeben Frauen zu sein, sich auf ihre überquellenden Wurstfinger 5 Zentimeter lange, geschmacklos bemalte Plastikkrallen drankleben lassen.
Die Frau Schulz vom Bürgeramt bei Leroy, die hat die auch. Das letzte Mal brauchte sie 10 Minuten, bis sie mir einen Aufkleber auf meinen Perso geklebt hatte, weil das mit den Nägeln natürlich nicht ging.
Direkt am Antonplatz noch zwei Friseure, ein stillgelegtes Kino Toni und gegenüber direkt nebeneinander Denns und die andere Biokette (Namen vergessen). Der Müll, der überall rumlag, wurde durch die frische Brise wenigstens gut verteilt. Am Edeka hinten hatten sich paar Penner zum Besäufnis niedergelassen.
Noch was: Meinen Buchtitel habe ich nicht erfunden, das gibt es wirklich regelmäßig in Berlin. Ne Bockwurst und nen Kaffee mit Milch. Auch auf der Berliner Allee. Unglaublich, aber wahr.
Wohl bekomm's. Gott sei Dank bin ich da weg.
Als Buchtitel ja schon fast unverschämt geil, aber dass es das im Reallife in einer Bäckerei gibt?! An abgeranzten Autobahnraststätten hat man das ab und an mitten in der Nacht bei schmerzfreien Truckern gesehen, die sich das aus Zeitgründen zeitgleich rein gepfiffen, aber als "Menue" selbst zusammen gestellt haben. Aber als Highlight Offerte in einem Cafe? Da würde mich nicht wundern, wenn auf der Rückseite noch das Alternativangebot Rührei mit doppeltem Bommerlunder zu finden wäre.
An Frittenbuden in Berlin und Brandenburg der Klassiker. Filterkaffee mit Kondensmilch und dazu ne Bockwurst. Das ist der Inbegriff von Barbarei.
Nun ja - jeder Kultur ihre Spezialität. Stichwort Surströmming.
Dagegen ist dann Filterkäffchen mit Bockwurst noch extrem lecker :)
Die Gegenden ändern sich eben, dem einen gefällt es , den anderen nicht.
Es macht sicher Spaß, sich ein paar Augenblicke in Wehmut zu wälzen, mir jedenfalls. Aber dann bin ich froh, dass ich da nicht mehr leben muss, ist eben vergangen, diese Vergangenheit. Ich hoffe Dir geht es auch so.