Konsum hat seinen Preis. Zähle deine Sklaven!

in #freedom6 years ago (edited)

Jeder weiß für Laptops, Smartphones, Baumwollshirt und gewisse Nahrungsmittel müssen Menschen, "irgendwo" auf der Welt, unter widrigen Bedingungen arbeiten. Doch wie viele arbeiten für mich? Ich sitze hier und mach mir Gedanken: Wie viele Menschen mussten für mich unter sklavereiähnlichen Produktionsbedingungen arbeiten? Wie viele Kinder- oder Zwangsarbeiter?

slaveryfootprint.org gibt mit einem individuellen Test Auskunft.
Du erfährst hier mein Ergebnis und wie die Website funktioniert.


Der Selbsttest

In 11 Schritten werde ich durch den interaktiven Fragenkatalog auf slaveryfootprint.org geführt. In den ersten drei Schritten gebe ich meinen Wohnort, mein Geschlecht und Alter bekannt. Auch Kinder können im Test berücksichtigt werden. Beim Ausfüllen der ersten Fragen erfahre ich nebenbei Fakten. Zum Beispiel, dass es weltweit mindestens 27 Millionen SklavenarbeiterInnen gibt.


Bildschirmfoto 2018-02-13 um 19.21.32.png

Bildschirmfoto von slaveryfootprint am 13. 02. 2018


In den nächsten Kategorien wird mein Hausrat unter die Lupe genommen. Dabei hat der Nutzer die Möglichkeit die Fragen grob oder aber bis ins kleinste Detail anzugeben. Ich entscheide mich für die Feinabstimmung. Links im PopUp für Einstellungen gibt es die Möglichkeiten genaueres anzugeben; zum Beispiel was sich in meinem Kühlschrank befindet. Ich gebe an, was ich regelmäßig kaufe und somit immer wieder in meinem Einkaufswagerl landet. Plus: Specials wie Schoki, Mangos, Avocado, Kaffee, Bananen und leckere Nüsse. mhmmm lecker

Auch "Aufhübschungen" wie Schmuck, Pflegeprodukte und Kosmetika werden nicht verschont und so erfahre ich: „Every day tens of thousands of American women buy makeup. Every day tens of thousands of Indian children mine mica, which is the little sparklies in the makeup.“ – Zitat von der Website

Ich bin kurz davor den Test abzuschließen und werde im Schritt 8-9 nach meinen elektronischen Besitz sowie meiner Sportausrüstung befragt. Diese Punkte sind in meinem Fall überschaubar, daher geht´s flott.
Am längsten brauchte ich wohl für den vorletzten Step: Der Kleiderschrank!
Obwohl ich eigentlich denke, im Verhältnis zu Freundinnen, wenige Kleidung im Schrank zu haben, bin ich überfordert. Strümpfe, Röcke, Kleider, Tops, Lederschuhe, etc. – all das hatte ich noch nie gezählt – mal überlegen
Die Möglichkeit zur Angabe ist sehr detailliert doch ich fülle sie so genau wie möglich aus.


Die Zahl meiner Sklaven

Es ist so weit – circa 25 Minuten später habe ich alle Angaben durch und kann mir ein genaueres Bild meines Konsumausmaßes machen. Das Ergebnis meines Test zeigt sich mit einer zweistelligen Zahl auf meinem niedlichen MacBook-Air-11-Zoll-Bildschirm:
Bildschirmfoto 2018-02-13 um 19.20.19.png

Bildschirmfoto von slaveryfootprint am 13. 02. 2018


23 Sklaven arbeiten für mich

Heilige Scheiße!!! – DREI-UND-ZWANZIG Menschen – arbeiten nur für meinen derzeitigen Lebensstil? Ich will gar nicht dran denken, was ich bereits alles besessen hatte und wieder losgeworden bin. Ein bedrückendes Ergebnis.


Definition Zwangsarbeit


Von Zwangsarbeit und Sklaverei wird dann gesprochen, wenn jemand zur Arbeit ohne Bezahlung gezwungen und wirtschaftlich ausgebeutet wird, und dabei keine Möglichkeit hat, dieser Situation zu entkommen.

Laut Duden

  1. mit schwerer körperlicher Arbeit verbundene Freiheitsstrafe
  2. Arbeit, zu der jemand (widerrechtlich) zwangsverpflichtet, gezwungen wird

Synonyme zur Zwangsarbeit


(gehoben abwertend) Knechtschaft; (Geschichte, sonst gehoben) Fron[arbeit], Frondienst; (besonders früher) Sklaverei


Testergebnis

Diese Zahl an ZwangsarbeiterInnen waren wahrscheinlich an der Herstellung von mir gekaufter Produkte beteiligt. Das errechnete Ergebnis basiert einerseits auf 5 unterschiedlichen US-Untersuchungen und Berichten*, andererseits auf Informationen zu den erforderlichen Prozessen und gilt somit als Richtwert.


Mehr Infos zur Berechnung findest du im Link.

* Die fünf wichtigsten Berichte, zur Ausarbeitung waren: 1. Department of State “Trafficking in Persons Report 2011” –"Menschenhandel-Bericht 2011" des US-Ministeriums 2. Department of Labor (DOL) “List of Goods Produced by Child Labor or Forced Labor 2010” – Department of Labor (DOL) "Liste der durch Kinderarbeit oder Zwangsarbeit produzierten Waren 2010" 3. International Labor Organization’s (ILO) “Committee of Experts Reports 2011-2003” – "Expertenausschuss Berichte 2011-2003" der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) 4. Transparency International‘s “Corruption Index 2010” – "Korruptionsindex 2010" 5. Freedom House “Freedom in the World 2010 Combined Average Ratings – Independent Countries”


Bildquelle: Bild 1, Screenshots
Infos und den Test findest du unter slaveryfootprint und Wikipedia

Sort:  

Super Artikel @nicoletta , das zeigt wieder einmal, wie unsere Welt funktioniert und wie wir uns auch die Sklaven teilen. Daher stammt auch der Begriff, >"Drohnenökonomie", weil wir nicht mehr wissen, wer, was, wie und unter welchen Umständen produziert. Man muss sich nur mal vorstellen, wie viele Sklaven ein überbordender exzentrischer superverschwenderischer Lebensstil hervorbringt. Das müssten dann ja Tausende sein?! Und was, wenn alle Menschen so leben wollen. Dann gibt es ja viel zu wenige Sklaven! Brauchen wir dann außerirdische Sklaven? Hoffentlich werden die Roboter bald so weit sein, dass sie die realen Menschensklaven ablösen können. Dann irgendwann dürfen auch die ehemaligen Sklaven, Sklaven besitzen. Bis dahin werden sich die Menschen noch übertrumpfen und mit der Anzahl ihrer Sklaven angeben.

slaveryfootprint.-die-phiosophie-der-genugtuung.jpg
Slaveryfootprint | Dr. Kristian Stuhl | 2018 | Die Philosophie der Genugtuung ©

das ist ja krass... dabei würde mich interessieren wie genau das Erfasst wird, also wer letztendlich wirklich als Sklave zählt. Das Problem war mir schon bekannt, aber in dem Ausmaß...

Leider fehlen die Alternativen. Bio-Kleider sind teuer, man kann natürlich in den sencond hand Laden, aber da findet man nicht immer etwas...

Bei Lebensmitteln ist es schon einfacher, aber als Student fehlt manchmal das Kleingeld.

Die Wurzel des Problems lautet wohl KAPITALismus. Solange das Kapital und nicht der Mensch im Vordergrund steht, sieht es ziemlich düster aus...

Doch trotzdem kann man mit jedem Kauf abstimmen... Ich denke es müssen noch mehr Projekte ins Leben gerufen werden die eine fairere Lebensweise ermöglichen

Genau, und wenn wir mal bei den kleinen Dingen anfangen und uns nicht vor den Großen scheuen. . Ich finde diesbezüglich wurde nun lang genug das Problem "bestaunt" ohne Lösungen dafür zu haben.

Bewusstheit ist ne suuuper Sache und kostet uns nix. ;)

Hey @tobetada!

Ich glaube es liegt in erster Linie an UNS selbst! Würden wir nicht soviel konsumieren, hätte der Kapitalismus auch nicht so große Chancen! :)

Noch ein kleiner Hinweis, wie du den Lebensmittelwahnsinn nachhaltig beeinflussen kannst! Schau mal hier, das könnte auch für dich interessant sein: Foodsharing!
LG Monja

Die Definition von Sklaverei, im Gegensatz zu Ausbeutung, ist oft schwierig und die Grenzen sind fließend.
Wir verstehen unter Sklaverei meist die klassische Form, wobei jemand mit physischer Gewalt zur Arbeit gezwungen wird.
Das trifft aber heutzurage meist nicht zu. Die Leute arbeiten "freiwillig" für einen Hungerlohn, weil das die einzige Möglichkeit ist die sie haben etwas zu essen zu bekommen. Das gilt ebenso für Kinder.
Im grunde ist das noch perfider als die klassische Sklaverei wie zB. damals in den USA. Die Plantagenbesitzer damals mußten dafür sorgen, das die Sklaven Essen, Kleidung und eine Unterkunft hatten, da sie ihnen ja keinen Lohn bezahlten. Sie hatten den Sklave ja teuer gekauft und wollten deshalb seine Arbeitskraft erhalten. Das kostete eine gewisse Summe Geld und der Plantagenbesitzer mußte sich darum kümmern.
Ein Besitzer einer Fabrik in Bangladesh heute macht es sich noch leichter: er gibt diese Minimalsumme an Geld als "Lohn" an den Arbeiter und der muß dann zusehen wie er klarkommt. Wenn er das nicht schafft, oder meint weglaufen zu müssen, ist das dem modernen Sklavenhalter egal - er hat ja nichts für den Lohnsklave bezahlt (anders als früher), und er findet ruckzuck Ersatz, da es genug Verzweifelte gibt die jede Arbeit akzeptieren müssen.

Ich finde es eigentlich nicht richtig, das alles mit der echten Sklaverei (die es natürlich auch gibt) in einen Topf zu werfen. Das ist irreführend und wird der Sache nicht gerecht.

Ja die Grenzen verlaufen fließend und sind schwierig zu definieren, dennoch sind deren Bedeutung unterschiedlich.
Jedoch empfinde ich die "Freiwilligkeit" unter widrigen Bedingungen seinen Job ausüben zu müssen oder vor die Hunde zu gehen, als naja... ein Minimum an Optionen, welche ein Mensch nur haben kann. Dazu kommen diverse Gesetzeslagen in Herstellungsländer, illegal ex- und importierte ArbeiterInnen, Menschen die unter physischen oder psychischen Druck gesetzt werden Tätigkeiten zu verrichten. Ob nun Sklaverei, Menschenhandel, Missbrauch oder Zwangsarbeit all diese Zustände sind menschenrechtswidrig und meiner Ansicht nach nicht weniger grässlich als die Sklaverei im herkömmlichen Sinne. Wie du schon sagtest: ganz im Gegenteil, heute werden nur noch mehr Menschen in widerrechtliche Arbeitsverhältnisse gezwungen.
Egal ob Essen und Trinken, "gutes Betriebsklima", medizinische Versorgung, Kleidung, Schutz vor Übergriffen, Arbeitsrechte und und und... um all diese grundlegenden Dinge kümmert sich in diesem Kontext kaum ein Unternehmen und wie wir sehen leider viel zu selten auch der Konsument.

super - bin da halt zu spät zum resteem, aber sehr impressive. Trau mich gar nicht den Test selber machen. Aber den Rakija den ich jetzt drinke, der wird zu Hause von meinen Serbischen Freunden gebraut, also keine Sklaven.

Ach wo, macht ja nix, freu mich über deinen "Besuch" hier bei mir!

Meine Mitbewohner und -ininnen "trauten" sich den Test auch nicht zu machen. Schaden eigentlich, ich finde, man sollte fähig sein in Abgründe zu sehen, speziell wenns auch die Eigenen sind. bzw. Abgründe Anderer in direkter Verbindung zu einem Selbst stehen.

Schön wenn du bei Genussmittel darauf achtest, dann feiert und freut es sich doch leichter!? Cheers!

Hi, das regt auf jeden Fall zum nachdenken an! Ich habe mich noch nie wirklich damit beschäftigt was für ein Rattenschwanz an Leuten dran hängt an den Sachen die man sich leistet. Allerdings muss ich sagen ich habe mir diverse Minimalismusvideos angesehen und bin der Meinung das weniger auch Okay ist bzw dass mann sich ohne manche Gaggets das Leben eher erleichtern kann.

gruß
Viktor

Hallo Viktor, danke fürs vorbeischauen.
Mich persönlich regt es nicht nur zum Nachdenken an, sondern auch unheimlich auf.
Welch fortschrittlicher Rückschritt?
Ich kann nur empfehlen den Test zu machen, es wird einem dadurch klarer welch krasse Auswirkungen Taten und Käufe auf völlig unbekannte Personen haben.

PS Minimalismus: Ist eine interessante Sache und mir bereits ein Wegbegleiter.

Erst einmal finde ich es super dass du dir die Mühe gemacht hast und diesen Artikel verfasst hast.

Es ist wirklich traurig wie viele Menschen auf der Welt unter ärmsten Bedingungen leben und arbeiten müssen, nur damit wir unser Leben leben können.
Ich glaube es ist viel zu wenigen bewusst was hinter einem Artikel den man sich mal eben bestellt oder irgendwo kauft für Arbeit steckt und vor allem wer diese Arbeit vollbracht hat.
Ich habe mich auch schon vor einiger Zeit mit dem Thema befasst, als ich eine Dokumentation darüber im Fernsehen gesehen habe.
Es ist erschreckend wieviele Produkte unter diesen schrecklichen Bedingungen produziert werden.

Ich habe angefangen nun bewusster zu kaufen um eben eine derartige Produktion so gut wie gar nicht zu unterstützen, was aber leider gar nicht so einfach ist!

Thanks for this great and also sad perspective most of us are not even aware of (cause so far away). I'd like to add to your perspective the "obedient, housebroken dog[s]" https://medium.com/incerto/how-to-legally-own-another-person-4145a1802bf6

Super Artikel! Solche Themen werden leider viel zu selten behandelt!
Mir geht das ganze jedoch immer sehr nahe, da ich durch meine Empathie überall Missstände und Probleme erkenne.

Ich rede dementsprechend auch oft über Themen die mir nahe kommen, stoße trotzdem immer wieder auf Widerstand.
Habe mich dazu auch hier schon mal geäußert.
Würde mich freuen wenn du mal vorbei schaust. :)
Greets

Ja stimmt, diesbezüglich könnte man vieles öfter, genauer und tiefer aufarbeiten.
Ich empfinde mich auch als empathische Person, doch am Ende dieser Rechnung erkannte ich meine persönliche Ambivalenz zu diesem Thema … Sonst könnte das Ergebnis anders aussehen, würde ich meinen.

Super Artikel sowas sollte man öfters lesen damit man die Menschen darauf aufmerksam macht in was für einer Welt wir leben wo immer noch Sklavenarbeit betrieben wird @enja18 Sklavenarbeit findet mn heutzutage nicht nur in Entwicklungsländer sondern auch bei uns in den Westlichen Länder. Das beste Beispiel ist gerade Uber als Konsument super günstig als Fahrer Sklaven Job. 1€ die Stunde umgerechnet ...

Intuitive bezweifle ich, dass Uber-Fahrer mit Zwangsarbeiter zu vergleichen sind. Mir ist durchaus zu Ohren gekommen, dass die quasi nix dabei verdienen. . aber bevor ich jetzt einen Blödsinn sage, informiere ich mich mal lieber.
Memo to myself: "Also Nicoletta, klappe halten und Hausaufgaben machen!"

Das Konsumverhalten heutzutage ist echt heftig. Wir leben in einem kompletten Überschuss und sollen ständig kaufen und zwar auch noch möglichst billig. Die Unternehmen sparen da natürlich zu allerst an den Arbeitskräften, was ich für absolut menschenunwürdig halte. Diese Menschen erzeugen Produkte, die es sonst gar nicht zu kaufen gäbe und das für ein paar Cents. Unglaublich, dass es soetwas in der heutigen Zeit noch gibt.
Ich kann mich @tobetada anschließen, dass das Problem bei der Wurzel gepackt werden muss!

Coin Marketplace

STEEM 0.29
TRX 0.11
JST 0.033
BTC 63945.57
ETH 3135.76
USDT 1.00
SBD 4.00