60 Jahre und kein bisschen leise ...

in #deutsch5 years ago (edited)

It´s party time!



Vor Kurzem hatte ich die überschaubar große Verwandtschaft zum runden Geburtstag eingeladen. Von 28 konnten 3 nicht kommen, und 2 sind noch Babys. Also waren wir 23 Esser.

Ich koche ganz gerne ... Jetzt.

Früher war das anders. Ich habe zwar schon von Jugend auf gerne in der Küche experimentiert ... Aber täglich müssen, das war oft eine große Herausforderung für mich.

Was soll ich nur kochen?

Oft habe ich noch eine viertel Stunde bevor die Kinder heimgekommen sind noch nicht gewusst, was ich kochen soll. Dann habe ich halt mal den Kühlschrank und die Schränke geöffnet und geschaut was drinnen ist. Mit ein paar Zutaten habe ich angefangen - und am Ende war es was ganz Anderes als ich am Anfang dachte. Was soll ich machen, da habe ich noch die eine oder andere Zutat gefunden ... Ah da könnte man ja so und so ... und dies und das ... Und fertig war das Fantasiegebilde.
Ich habe es dann immer "Reste vom Feste" genannt. Obwohl das vorangegangene Fest nie wirklich stattgefunden hat.

Ich hatte zwar ein schlechtes Gewissen, weil ich so unperfekt koche. Sollte man sich als Mutter bzw. als perfekte Hausfrau nicht Zeit nehmen fürs Kochen und am Sonntag schon wissen was man die ganze Wochen kochen wird ??? Pustekuchen!

Ich war fast Alleinerzieherin von 4 Kindern.

Mein Mann war oft wochenlang beruflich im Ausland. Unsere Jüngste hat ihren Vater überhaupt erst kennen gelernt, da war sie 6 Monate alt ... Ehrlich, ich war oft froh, dass ich überhaupt täglich was auf den Tisch gebracht habe, bei all den Arbeiten die ich sonst noch hatte.

Aber, vor Kurzem hat meine Tochter mal gesagt: "Das Beste waren immer deine "Reste vom Feste". Ich habe sie umarmt vor Freude.

Auch die kleinsten Kinder werden mal groß

Jetzt wo alle außer Haus sind und wir mittlerweile schon 6 Enkelkinder haben, jetzt genieße ich das Kochen. Ich mache zwar keine großen Michelin-Stern-verdächtigen Experimente, aber gehobene Hausmannskost bekomme ich ganz gut hin.
Daher war es für mich auch selbstverständlich, dass ich nicht ins Gasthaus bzw Restaurant gehen möchte zur Geburtstagsfeier.

Die Wohnung ist gerade groß genug, dass wir alle unterbringen rund um den verlängerten Tisch, also ran an die Töpfe. Und das war auch schon die größte Herausforderung: In welchem Topf mache ich was und wo und wann - und vor allem auch wieviel mache ich von Allem? Das ist Logistik pur!

Zum Glück hat mir mein Sohn geholfen.

Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft. Er ist Spezialist für Schweinebraten mit Kartoffelknödeln. Das ist zwar mitnichten sein ganzes Repertoire, aber wenn ich Schweinebraten für wirklich viele Personen brauche, dann lasse ich nur ihn ran an die Pfanne.

Es war so ein erhaben schönes Gefühl für mich, mit meinem Sohn in der Küche zu stehen und groß aufzukochen. Das war eigentlich mein allerschönstes Geschenk! Alleine dafür hat sich der Aufwand gelohnt.


DAS ERGEBNIS UNSERES KOCHVERGNÜGENS

Philipps beste Kartoffelknödel

Er hat sie schon am Vorabend gemacht. Die Zwillinge ("ich bin schon fast 4") haben zum Glück mitgeholfen beim "knödeln". 97 Knödel sind es geworden. Die Hälfte haben wir gegessen, der Rest wurde schon am Vorabend eingefroren. Davon hat einen Teil natürlich Philipp mitbekommen (ich liebe es, wenn ich die Kinder mit gefülltem Korb heimschicken kann - Oma halt), und ein paar sind für meinen Mann und mich geblieben. Philipp hat sich diesmal den gefüllten Korb mehr als verdient!!! DANKE MEIN SOHN!


Besuch ist da!

So ist es, wenn alle auf einmal kommen. Wir hätten zwar auch eine Garderobe .... aber offensichtlich hat es zu verlockend aus der Küche gerochen, da war keine Zeit für Ordnung.


Philipps bester Schweinsbraten!

Jedes Mal wieder ein Gedicht! Er macht das mit so viel Liebe und Geduld. Je größer das Fleischstück ist, umso besser wird der Braten. Dieser hier hatte gut 4kg Rohgewicht. So einen Braten macht man halt nicht so oft. Wer sollte das auch essen? Aber wenn man mal die Gelegenheit hat, dann MUSS man sie einfach nutzen!


Ist er nicht wunderschön!

Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen! Das Fleisch war wunderbar saftig und die Kruste perfekt kross. Genau so wie wir es lieben.


Schweinslungenbraten paniert und in Butterschmalz frittiert

Wobei ich keine Fritteuse habe sondern nur entsprechend viel Butterschmalz in meinen Wok gegeben habe.


Wunderbare Lachsforellen

Ein Fisch hat ca. 1kg - das ist klein für eine Lachsforelle, aber bei 3 Stück wirds im Ofen schon mal eng. Ich musste rechts Alufolie anlegen, damit mir nichts am Ofenrand kleben bleibt. Die Forelle mache ich auf Backpapier, So bleibt sie nicht kleben und man kann wunderbar wenden. Diesmal habe ich aber aufs Wenden verzichtet, sie sind auch so wunderbar geworden.


Als Beilage hat es eine Gemüsepfanne gegeben

Einfach zusammengewürfelt, was der Kühlschrank noch hergegeben hat. Und wie man sieht, war das genug. Ich liebe es, solche Wok-Gemüsepfannen zu machen. Da kann man wirklich alles nehmen, was man hat. Ein paar Kräuter dran, ev eine Schnittlausoße (mach ich aber nur, wenn der Schnittlauch im Garten wächst. Es geht auch ohne Soße. Ach ja, Bratkartoffeln gab es auch noch.


Wahrlich himmlische Himmlische Schnitten!

Ich gestehe, ich habe sie nicht selber gemacht sondern hatte sie bei der besten Kuchenbäckerin bei uns am Bauernmarkt bestellt.


Pannacotta mit einem Spiegel von unseren Johannisbeeren.

Habe rote und schwarze Johannisbeeren über Nacht aufgetaut, damit sich Saft bildet, und kurz erhitzt, damit es ein bisserl soßiger wird. Ohne Zucker. Das wars ... und es war köstlich. Das Tiramisu hatte ich schon am echten Geburtstag gemacht. Da haben wir nur mit den Kindern - leider nicht mit allen, weil 2 weiter weg wohnen - gebruncht. Ich liebe brunchen, das wissen sie. Da haben sie mich richtig verwöhnt. Oh, ich liebe Sie alle! Den Rest vom Tiramisu hatte ich eingefroren. Das kleine Tiramisu war für die Kinder. Da habe ich Kakao anstatt Kaffee genommen.


Diesmal sind es echte "Reste vom Feste"

Ein bisserl was haben wir noch am Montag gegessen. Es ist also garnicht so viel übrig geblieben. Mit der Menge habe ich ja immer Probleme. Meine Kinder rügen mich dafür. Einmal an Weihnachten haben meine Mädels den Einkauf übernommen. Ich habe die Liste geschrieben, aber ohne Mengen und habe sie mit Zettel und Geld fortgeschickt. Wie früher 😉. Die Menge durften sie selber bestimmen, denn offensichtlich konnten sie das ja besser als ich. Es sind alle mit einem vollen Körbchen heimgefahren. Verkommen lassen wir nichts. Meine Tochter macht zB. wunderbare Fleischknödel aus Fleisch- und Wurstresten. So sind wir halt, wir Mädels der Familie.


Das war aber natürlich nicht alles! 😉

Als Vorpeise gab es eine Karotten-Ingwer-Suppe. Die hatte ich in Tassen serviert, bzw zum Selbstbedienen hergerichtet. Das war anstatt einem Apperitiv - wobei, mit einem guten Sekt angestoßen haben wir natürlich schon gleich zu Beginn.
Aber das mit der Suppe war sehr praktisch. Da sind noch nicht alle hungrig bei Tisch gesessen, sondern haben noch ganz locker geplaudert und sind erst mal richtig angekommen - und wir konnten noch stressfrei finalisieren.


Salate gab es auch

Zum Schweinsbraten natürlich einen warmen Krautsalat.
Dann noch einen warmen Selleriesalat (den hat meine Mama mitgebracht, die Brave!)
Außerdem Rote-Rüben-Salat. Den kann man so wunderbar vorbereiten. Kommt in ein Glas in den Kühlschrank und hält dort tagelang frisch. Wie der Selleriesalat übrigens auch, aber der ist mir warm am Allerliebsten.
Ja und dann war da noch der Chinakohlsalat mit roter Zwiebel und einem Apfel - köstlich!


Ich kann nur sagen: Es war wunderbar!



4 Tage später war es dann vorbei mit der Freude. Da lag ich im OP, um mir den Weisheitszahn entfernen zu lassen. Mehr darüber erfährst du über diesen Link.

Sort:  

Ach, das finde ich schön, wenn Menschen für eine Feier noch groß aufkochen. In meiner Kindheit war es meinem Opa und den Frauen der Familie eine angenehme Pflicht, in meinem Umfeld hier in Oberbayern ist das eher die Ausnahme. Alles wird beim Wirt gefeiert. Der freut sich natürlich über den Umsatz, könnte aber jedes Jahr anbauen und den Parkplatz vergrößern, um der wachsenden Gästeschar Herr zu werden.
Lediglich ein Ehepaar, das ich kenne, lädt mehrmals im Jahr eine ganze Gesellschaft zum Tafeln ein.

Selleriesalat als warme Beilage klingt interessant.

Ja, das mache ich wirklich sehr gerne. Noch will ich nicht ins Gasthaus, noch schaffe ich es daheim. Und ich glaube, wenn ich nicht mehr kann, dann übernehmen ganz automatisch meine Kinder. Habe es ja auch von meinem Papa. Der hat immer groß aufgekocht, und als die Familie größer und der Platz enger wurde, hat er bei uns im großen Haus aufgekocht. Und als er nicht mehr konnte, habe ich es automatisch übernommen. Das ist so heimelig gemütlich, dafür ist mir keine Arbeit zu viel. Jetzt helfen wir eben zusammen ... irgendwann bin ich dann doch zu alt, dann übernimmt die nächste Generation, da bin ich sicher, denn alle lieben es so.

Den Selleriesalat macht meine Mama so: Sellerie in mundgerechte Stücke schneiden, marinieren wie normalen Salat und aufkochen bis die Stücke weich sind. Habe ich als Kind gehasst. Den haben immer nur die alten Leute gegessen bei den Familienfeiern. Ich gestehe, ich liebe ihn mittlerweile sehr. Tja, in den Augen unserer 4jährigen Zwillingen bin ja eh schon seeeeeehr alt.

Ich kann nur sagen: Es war wunderbar!

Wunderbar ist auch dein Bericht! Ganz toll, welche Köstlichkeiten ihr da auf den Tisch gezaubert habt.
Nachträglich alles Gute zum Geburtstag!

Danke liebe vieanna! Ja, es hat uns wirklich sehr geschmeckt. Eigentlich habe ich von allen Gerichten für 23 Personen gerechnet. Und es ist wie gesagt kaum was übrig geblieben. Das ist in meinen Augen ein tolles Kompliment.

Ich hätte sehr gerne die Bilder zum Vergrößern per Klick gemacht, aber leider bekomme ich das innerhalb der Spalte nicht mehr hin.

Alles richtig gemacht, weiter viel Erfolg...

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