Meine erste Fernfahrt.

in #deutsch4 years ago

Als Beifahrer natürlich.



Fernfahrer LKW Rally auf der BAB.

Hallo aus Uruguay,

nachdem ich meinen Job und Beamten auf Probe bei der Bundesbahn erfolgreich hin geschmissen hatte, fing ich dann als Fernfahrer an meine Brötchen zu verdienen.

Wie ich im letzten Artikel schon schrieb, waren 1250,--DM welche ich bei der Bahn verdiente der auslösende Punkt. Als Fernfahrer bekam ich doch glatt fast das Doppelte und ich hatte ja eine Familie zu ernähren.

Eines Sonntags Abends um 22 Uhr war es dann soweit.

22 Uhr deswegen, weil bis zu dieser Zeit für die LKW ein allgemeines Fahrverbot herrschte. So begann jede LKW Rally um 22 Uhr. Jeder LKW auf großer Fahrt startete zur gleichen Zeit. Es war dann ein Run Richtung Autobahn wo man sich dann mit den Anderen die auch unterwegs waren vermischte. Es war aber auch immer ein Ansporn der Schnellste zu sein.

Wir hatte an diesem Abend den Auftrag nach Hamburg zu fahren.

Hamburg, oh gleich so weit, oh eine Weltstadt in der ich noch niemals vorher war. Hamburg das Tor zur Welt. Reeperbahn wo es was zu erleben gibt usw. Hamburg klang also nicht schlecht.

So ging die Fahrt von Meenz aus über die Weisenauer Brick übern Rhein Richtung Frankfurt. Dann am Frankfurter Kreuz Richtung Kassel und dann hat man die Möglichkeit sich zu entscheiden ob man lieber übers Sauerland die A 45 und dann die A 1 nach Hamburg fährt oder man auf der A 5 bleibt und über Kassel und Hannover Hamburg erreicht. Da wir aber noch einen Zwischenstopp in Bremen machen mussten fuhren wir über die A 45.

Jetzt muss man natürlich noch den jungen Lesern erklären, dass die LKW damals noch recht Untermotorisiert waren. Wir fuhren mit einem MAN, dieser hatte nicht mehr als 240 PS für 40 Tonnen Gesamtgewicht zur Verfügung. Somit waren wir in den Bergen nicht gerade die Schnellsten. Dann hatte dieser LKW noch eine Lenkradschaltung und diese wahr nicht einmal synchronisiert. Nun ja das hatte ich ja bei der Bundeswehr gelernt mit solch einem Getriebe zu fahren.

Was für mich das Besondere war, das war der Anhänger.

Bei der BW hatte ich immer höchsten einen Einachsanhänger den man im Spiegel eigentlich niemals gesehen hat. Jetzt hatte ich einen 3 Achs Anhänger der den Zug auf tatsächliche 18 Meter verlängert hat. Also der Zug war für mich als Anfänger verdammt lang und ich musste eben lernen damit umzugehen.


So ähnlich wie dieses Modell sah der MAN damals auch aus.

Auf der Autobahn ist das alles keine Problem. Da kann Jeder fahren. Schwierig wird es erst wenn man dann die Autobahn verlässt um dann zum Kunden zu fahren. Noch schwieriger wird es dann in der Stadt wenn man sich zwischen den ganzen PKW behaupten muss.

Beim Kunden angekommen muss man dann den Anhänger meist rückwärts an eine Ladebrücke rangieren. Auch das war neu für mich und ich musste es lernen, wobei ich weniger Probleme damit hatte als vorher angenommen.

Das Einzige was mir damals richtige Schwierigkeiten machte, war das fahren in der Nacht. Du darfst 4 Stunden fahren und musst dann 1 Stunde Pause machen. Um diese Zeit zu sparen wechselte man sich eben ab. Der Eine fuhr, der Andere schlief. Glaubt ja nicht, das man gut schläft während der Fahrt.

Somit blieb es natürlich nicht aus, dass man müde hinter dem Steuer saß.

Eigentlich ist es ein Wahnsinn und völlig wider der menschlichen Natur.

Einmal in meiner Anfangszeit, es ist mir erst nachträglich bewusst geworden, fuhr ich und mir fielen fast die Augen zu. Das darf ja nicht sein, also schaut man angestrengt nach vorne, die Reaktionen lassen nach und Du fängst quasi an mit offenen Augen zu schlafen. Kommen Scheinwerfer in den Rückspiegel oder Rücklichter in Dein Sichtfeld, dann biste da. Aber nicht 100%. Wie Du gefahren bist, kannst Du hinterher an deiner Tachoscheibe feststellen, die natürlich alles aufgezeichnet hat. Von der Fahrt aber selbst fehlen mir heute noch so einige Kilometer. Es grenzte wirklich an ein Wunder, dass damals nichts passierte.

Nun es war das für mich abschreckende Beispiel für alle Zukunft und es galt eben genau dieses zukünftig zu verhindern, was nicht immer leicht war.

Wie kommt es zu so etwas?

Die Angst etwas falsch zu machen, der Druck, das man zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmt Ort sein musste. Angst vor dem Jobverlust usw. Wenn man dann noch unerfahren ist, wie ich es damals war, dann sind die Faktoren für solch ein Verhalten absolut gegeben.

Nicht umsonst sagt man ja, dass der Job eines LKW Fahrers zu den gefährlichsten und härtesten überhaupt gehört.

Nun ja beim Hensel hab ich es nicht sehr lange ausgehalten. Die Frau war am meckern weil der Mann nie zu Hause war. Sie war ja noch jung und somit fehlte das Zusammensein. Es juckte ihr wohl zu sehr zwischen den Beinen. Dazu kam, dass die Arbeit undankbar war. Zu viele Stunden, zu viel Arbeit mit dem Planen LKW usw. Meine Tochter war auch kurz davor geboren zu werden. Ich brauchte also was Neues.

Also suchte ich mir einen neuen Wirkungskreis :)

Den fand ich dann auch recht bald und ich wechselte zum Frankenbach der damals noch fast eine Familienspedition war. Ich war aber immer noch ein Anfänger, doch ich bekam meine Chance.

Davon dann im nächsten Artikel.

Liebe Grüße aus Uruguay

Peter



Gesendet von meinem Blog mit SteemPress : https://peter.uy/meine-erste-fernfahrt/
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Ist mir auch oft so gegangen, das ich nicht wußte was unterwegs passiert ist. Zur Erklärung: ich habe jahrelang Leute zum Flughafen (bzw. zurück) gefahren, mit dem PKW oder Kleinbus. Immer die selbe Strecke, Tag für Tag, jeweils ca. 100km.
Wenn ich allein im Auto war, habe ich Musik gehört oder ein Hörbuch. Wenn ich dann auf der Autobahn war, hab ich auf Automatik geschaltet. Wenn man eine Strecke so oft gefahren ist, weis man genau wie man wo fahren muß, wo Tempolimit ist oder Überholverbot oder sowas.
Dann kam ich irgendwann zur Ausfahrt wo ich raus mußte und hatte keine Ahnung wie ich dort hingekommen war. Offenbar war nichts ungewöhnliches passiert, das hätte ich gewußt. Ich war auch nicht müde oder so.
Aber eigentlich ist das nicht gut. Die Routine bei der Arbeit birgt die Gefahr. Wenn man glaubt man hat es drauf, dann kommt der Unfall.

Na da sind wir ja Kollegen.

Nach der LKW Zeit habe ich Taxi und Mietwagen gefahren und zum Schluss einen eigenen Shuttle Service gehabt zum Frankfurter Flughafen und auch Anderen.

Ich denke wir können uns da die Hände reichen.

Liebe Grüße
Peter

Bei mir wars mehr im Norden, meist Hannover, aber auch Dortmund oder Münster und Paderborn, selten mal Düsseldorf oder Frankfurt. Exclusiv für die britische Armee. :)

Hauptsächlich Frankfurt, dann ab und an Frankfurt Hahn, München habe ich einmal angefahren, Köln-Bonn und Düsseldorf auch und den weitesten Zubringer hatte ich nach Montenegro bzw. Belgrad.

Liebe Grüße
Peter

Die großen Wie Düsseldorf oder Frankfurt hab ich immer gehaßt. Das war jedesmal Stress, und das Parken kostet ein Vermögen.
Mein Lieblingsflughafen war Hannover. Da kannte ich alles und jeden, konnte umsonst parken (und zwar direkt vor dem Terminal, nicht im Parkhaus), ich konnte sogar den Kaffeeautomat fürs Personal benutzen, wo der Kaffee 50 Cent kostet.
Nach Dortmund fuhr ich auch nicht so gerne. Da war alle Nase lang Stau und Ärger am Kamener Kreuz und auf der A1. Und dann machen die auch noch um 22:00 zu! Wenn dann ein Flieger verspätung hatte, wurde er womöglich nach Münster umgeleitet - dann mußte ich da auch noch hin, das sind gut 80 km.
Ich bin ehrlich froh, das ich mit dem Mist nichts mehr zu tun habe. Ich weis nicht, wann Du das letzte mal hier gefahren hast. Aber heute ist es echt eine Qual geworden.

Es war schon zu meiner Zeit nimmer schön, die ist nun bald 11 Jahre vorbei.

Frankfurt ist nicht so schlimm wenn man sich auskennt. Die Parkkontrolleure kannte man seit Jahren persönlich und zu den Meisten hatte man ein freundschaftliches Verhältnis. Es ging also.
Durch das Handy hatte man auch guten Kontakt zu den Kunden. Wenn es mal haarig war, dann war man nicht weit weg. Stammkundschaft hat auch mal 2 Minuten gewartet.

Hab den Job eigentlich ganz gerne gemacht. Erst als ich hier in Uruguay war habe ich dann realisiert wie beschissen der Job doch in Wirklichkeit war.

Ja, die "Kundschaft" war bei mir auch ganz ok. Das waren meist mittlere bis hohe Offiziere, mit denen konnte man sich ganz gut unterhalten. Unangenehm war es dann, wenn Stau war und ich jemand zu seinem Flug bringen mußte - den er dann womöglich verpaßt. Die Typen flogen nämlich meist nur für 1-2 Tage zu Meetings in London, beim Verteidigungsministerium oder so. Wenn sie den Flug verpaßten, war das alles hinfällig.
Die letzten Jahre habe ich möglichst die Abhol-Touren gemacht - das dauerte zwar länger und war meist abends oder nachts, aber dafür weniger stressig zu fahren.
Zum parken in Hannover hatte ich einen Darfschein, damit konnte ich mich direkt vor die Tür stellen. Denn die Briten hatten einen speziellen Vertrag mit dem Flughafen, die hatten sogar ein eigenes Terminal für Militärflüge. Aber meine Kunden benutzten meist normale Linienflüge.
Wenn man sich auskennt hilft das sehr, trotzdem habe mir diverse Nächte dort um die Ohren geschlagen, weil der Flieger verspätung hatte. Auch am Wochenende. Mit Privatleben lief eigentlich nicht viel, weil man dauernd auf Abruf war. Dafür hab ich meist nur 4-5 Stunden am Tag gemacht, bei voller Bezahlung. Und bin quasi mit 57 in Rente gegangen.

Ich war die letzten 8 Jahre selbständig und hatte meinen eigenen Wagen mit dem ich in eine Nische gesprungen bin.
Ein sechs Sitzer Renault, vorher hatte ich nenn Mercedes Viano, war aber mit dem nicht so zufrieden wie mit dem Ranault.

Dazu war ich ein Hotel Shuttle mit der Werbung drauf und hatte einige Firmen die alles über mich abgewickelt haben was zum Flughafen und auch sonst so ging.

Manchmal war Spezialaufträge dabei. Kurierfahrten usw.

Habe jeden Tag nur 4-5 Stunden Nachts geschlafen, manchmal noch weniger.

Es ging mir gut, finanziell. Nur was hatte ich sonst vom Leben?

Nichts.

Somit lerte ich schnell, das Geld nicht Alles ist im Leben.

Schöne Story ... kann ich gut nachvollziehen.
Auf der einen Seite finde ich es gut & richtig, dass es solche Lenkzeitbegrenzungen für LKW-Fahrer gibt, aber auf der anderen Seite ist es geradezu grotesk, dass es für PKW-Fahrer keinerlei Regelungen gibt - da kannst Du solange hinter dem Steuer hocken wie Du willst - ist alles ok.
PKW-Fahrer haben aber sicher auch mit Müdigkeit und Sekundenschlaf zu kämpfen, wenn sie zu lange hinter dem Steuer sitzen und ich denke (fast) jeder, der ehrlich ist war schon mal in einer solchen Situation wie Du sie schilderst. Gut, dass nichts passiert ist ... aber öfter als nötig passiert leider doch was.

Da ich nach 13 Jahren LKW auch noch 20 Jahre Taxi und Mietwagen gefahren bin wird diese noch ein paar Mal zur Sprache kommen, denn auch als Taxi-Mietwagenfahrer hatte ich ab und an relativ weiter Fahrten.

Liebe Grüße
Peter

Bewegte Geschichten aus einem bewegten Leben - ich bin gespannt.

ES war selten langweilig.

Liebe Grüße
Peter

Das kann ich mir vorstellen.
So mal für ein paar Wochen wäre es für mich auch mal ein Traum als LKW-Fahrer unterwegs zu sein, aber für immer glaube ich nicht, dass es mein Ding wäre.

Och es waren nur 13 Jahre... Dann habe ich den Absprung geschafft.

Gibt also noch ne Menge Storys :)

Naja 13 Jahre ist m.E. schon ne Nummer :-)

Och je so schlimm wars nun auch wieder nicht, denn es hat mir Spaß gemacht.
Dann kamen 20 Jahre Taxi und Mietwagen.

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Es ist schön, solche Erfahrungen von dir zu lesen
Das verbot am We, für lkws, mit 22 Uhr, gilt immer noch .

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Mit freundlichen Grüßen @biggi

Warum auch sollte man das abschaffen :)

Erwähnen musste ich es, denn es gehört zu diesem Job.

Liebe Grüße
Peter

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