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RE: Wieder mal ein Artikel über das Wesen des Geldes - Teil 1

in #deutsch6 years ago

Es wäre nur Betrug, wenn Du einen Lagerschein hättest, der auf einen Goldbarren mit einer bestimmten Nummer lautet und die Bank ist auf Verlangen nicht fähig, Dir genau diesen Goldbarren zu liefern.
Sowas würde aber als Zahlungsmittel keinen Sinn machen.
Bekanntlich sahen aber die Banknoten so aus:

Solange die Bank gegen Vorlage in der Lage war, Dir physisches Gold auszuzahlen, handelte sie völlig legal. Ganz egal was sie in der Zwischenzeit mit dem Gold gemacht hat.

Wenn Du so ein Warenlager haben willst, wie Du es beschreibst, dann kannst Du jederzeit Gold kaufen und dort lagern lassen.
Ich habe mal für so ein Warenlager gearbeitet. Da wurde dann hauptsächlich Silber in einem schweizer Bergmassiv gelagert und es gab sogar Kameras wo die Kunden den ganzen Tag ihr Silber betrachten konnten. Als der Silberpreis damals stramm Richtung $50 marschiert ist, haben uns die Kunden das Geld nur noch so zugeworfen. Wir hatten regelmäßig Veranstaltungen mit Thorsten Polleit und Thorsten Schulte, die haben den Kaufrausch der Kunden noch befeuert. Die meisten Kunden schauen jetzt blöd aus der Wäsche. Die Euros, die ich damals verdient habe, haben nicht 2/3 an Wert verloren.
Wertvolle Industriemetalle in unterirdischen Lagern verstauben zu lassen, ist wirklich eine der dümmsten Ideen, die die Menschheit jemals hatte.

Es bringt aber eh nichts weiter über ein Buch zu diskutieren, das einen 100% Goldstandard haben will. Den hat es nie gegeben und wird es nie geben.
Weil es eben nicht dem Wesen des Geldes entspricht. Aber das habe ich ja schon in aller Länge erläutert.

Sort:  

Nochmal: woher hast Du diese Einsichten, dass die Banken/Goldschmiede im Einklang mit den Kunden und entsprechend transparent gehandelt haben? Was Du i.S. allokiiertes Gold schreibst, trifft auf entsprechende moderne Verträge zu. Hier geht es um die historische Entwicklung des Geldes.
Ich bin erstaunt, dass Du das betrügerische System sogar beim eindeutigen Thema "Gold" verteidigst, was ja nach Dir ohnehin nur ein dummes Stück Metal ist.
Übrigens bin ich auch nicht ganz unbewandert in Finanzmarktdingen. Du verteidigst ein System, das man bei Aktien "Naked Short Selling" nennen würde. Aber das sind ja auch nur Forderungen auf Aktien, nehme ich an, und deswegen ist es auch da sicher kein Problem, wenn es zu Verwässerungen führt.
Bestreitest Du eigtl auch, dass die Währungsnamen ursprünglich mal für ein Metallgewicht standen? Beim Pfund z.B.? Oder was haben die Römer gemacht, als sie damals noch hemdsärmeliger einfach den Metall-Gehalt der Münzen verringert haben. Und last but not least: Bist Du der Meinung, dass Gold durch Marktkräfte demonetarisiert wurde?

Nochmal: woher hast Du diese Einsichten, dass die Banken/Goldschmiede im Einklang mit den Kunden und entsprechend transparent gehandelt haben?

Jedem Idioten müsste klar gewesen sein, dass man auf ein zu lagerndes Gut keine Zinsen bezahlen kann. Hältst Du den Markt für so blöd, dass er das nicht kapiert?
Hätte den Markt das gestört, gäbe es heute keine Banken sondern nur Lagerhäuser.

Ja Gold ist nur ein Industriemetall wie jedes andere auch, das leider von vielen Menschen zum religiösen Objekt erhoben wurde.
Die willkürliche Preisfestsetzung eines beliebigen Rohstoffes durch eine zentrale Planungsbehörde wie im Goldstandard üblich, wurde Gott sei Dank durch die Marktkräfte gesprengt und niemand sollte dem Goldstandard eine Träne nachweinen.

Du verteidigst ein System, das man bei Aktien "Naked Short Selling" nennen würde. Aber das sind ja auch nur Forderungen auf Aktien, nehme ich an, und deswegen ist es auch da sicher kein Problem, wenn es zu Verwässerungen führt.

Naked short selling ist zwar verboten, aber das Verbot ist völlig sinnlos.
Wer shorted schon stock?
Für short stock muss ich 50% margin hinterlegen.
Verkaufe ich einen atm call und kaufe einen atm put, habe ich genauso 100 short deltas und muss mir nicht vorher erst Aktien ausleihen, außerdem muss ich dafür nur etwa 20% an margin hinterlegen. In einem Portfolio Margin Account noch weniger.
Was ist mit Futures?
Da Du ja nicht ganz unbewandert bist in Finanzmarktdingen, müsstest Du wissen, dass nur die Futures die Märkte bewegen und sonst nichts.
Also, anstatt AAPL zu shorten, die im schlimmsten Fall non to borrow ist, verkaufst Du einefach einen /NQ.
Da gibt es auch kein underlying und das settlement ist in cash.
Zusätzlich hast Du noch den Vorteil, dass Du im Falle einer Dividendenzahlung nicht noch die Dividende schuldig bist.
Wo liegt also der Unterschied?
Glaubst Du wirklich die Märkte lassen sich durch so ein lächerliches Verbot bremsen?

Das Beispiel mit der Münzverschlechterung zeigt ja schon, wie lächerlich der Wunsch nach einem Goldstandard ist.

Geld ist eben ein rein geistiger Vorgang, den man besser dem Markt anvertraut, als den Bürokraten. Dass so wenige das Wesen des Geldes verstanden haben und immer noch dem Gold nachweinen, ist Gott sei Dank kein großes Problem, weil sich der Markt längst entschieden hat.

Wozu braucht dein ach so marktwirtschaftliches System eigentlich eine Zentralbank und Einrichtungen wie den Einlagensicherungsfonds? Ach und wer definiert was ein EURO ist, wenn nicht Bürokraten?

Zu Deinen Eingangsformulierugen: Du solltest wirklich mal De Sotos historische Ausführungen studieren. Es gibt zwar "den Markt" nicht, deswegen kann der auch nicht blöde sein, aber Individuen schon. Die kriegen durchaus auch ihr fett weg. Ich weiss nur nicht so genau, was Du damit sagen willst. Selber schuld, wenn man bei einem betrügerischen System mitmacht? Ändert zwar nix am betrügerischen System, aber kann ich - wie die damaligen Gelehrten - durchaus nachvollziehen:

"Derjenige ist nicht frei von Sünde, zumindest von lässlicher Sünde, der seine Geldeinlage jemandem anvertraut, von dem er weiss, dass er die Einlage nicht behalten, sondern sie ausgeben wird. Er ist wie derjenige, der die Jungfrau dem Lüstling anvertraut oder die Delikatesse dem Vielfraß".
https://mises.org/system/tdf/rae9_2_4_2.pdf?file=1&type=document

Einen Goldstandard inkl. "willkürlicher Festsetzung" eines Preises fordert Rothbard garnicht, weswegen ich das Strohmann Argument nicht nachvollziehen kann. Dass Gold vom Markt demonetarisiert wurde, ist ein Witz. Das habe ich tatsächlich noch nie gehört.

"Hätte den Markt das gestört, gäbe es heute keine Banken sondern nur Lagerhäuser."

Hätten der Staat die Banken nicht immer wieder gerettet, hätte es den Markt vielleicht stören können. Und Du würdest viellleicht merken, dass irgendwann eben die Musik aufhört zu spielen und es dann durchaus nicht unwichtig ist, ob man nur eine Forderung auf einen Stuhl oder den Stuhl selbst hält.

Wozu braucht dein ach so marktwirtschaftliches System eigentlich eine Zentralbank und Einrichtungen wie den Einlagensicherungsfonds? Ach und wer definiert was ein EURO ist, wenn nicht Bürokraten?

Braucht es nicht. Ich behaupte auch nicht, dass wir in einer Marktwirtschaft leben. Ich verteidige auch nicht das Eurosystem. Ich verteidige nur das Kreditgeldsystem.
Dass das Geldsystem in dem wir leben Inflation erzeugt ist ein moral hazard Problem, welches durch bail outs usw. erzeugt wird. Dadurch rückt die Sorgfalt bei der Bonitätsprüfung des Tilgungspotentials des Schuldners in den Hintergrund.
Die Bürokraten legen übrigens nicht den Wert des Euros fest. Sie definieren lediglich das gültige Wertmaß für den Euroraum und wie die Münzen und Scheine auszusehen haben. Der Wert des Geldes stammt aus dem Bewertungsakt, der das Tilgungsvermögen der Schuldner abschätzt.

Dass Gold vom Markt demonetarisiert wurde, ist ein Witz. Das habe ich tatsächlich noch nie gehört.

Das liegt einfach daran, dass Du wie so viele glaubst, dass Gold als Zahlungsmittel vor dem Tilgungsversprechen da war und das war es eben nicht.

Alleine der Titel A Case for a 100% Gold Standard sagt doch alles aus.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, entweder man legt den Wert des Goldes willkürlich fest, dann wird der Markt diese Festlegung irgendwann sprengen oder man gibt ihn frei. Der Markt hat die Freigabe des Goldes erzwungen und trotzdem entscheiden sich die Menschen für Währungsgeld und eben nicht für Gold, auch wenn es keine legal tender laws oder eigene Währung gibt (siehe z.B. Kosovo, Monaco).
Das wichtigste an einer Geldwirtschaft ist, dass das Geld auch wieder beim Emittenten vernichtet wird. Das wird durch die Tilgung von Krediten geleistet. Beim Gold müsste es also wieder beim Förderer landen und streng genommen sogar wieder vergraben werden.
Gold hat eben keine Deckung. Niemand kann mit Gold was anfangen (außer in der Industrie). Währungsgeld hingegen ist durch das Potential der Schuldner gedeckt, Waren zu produzieren, die sie am Markt wieder gegen Währungsgeld eintauschen können, um ihr Darlehen zu tilgen. Im Idealfall steht ein neues Haus da und das geschöpfte Geld ist wieder vernichtet.
In deiner Welt, steht ein Haus da und daneben liegt noch ein Klumpen Gold, der um ihn zu fördern einen Haufen sinnloser Arbeit gekostet hat.
Welches System ist in einer Welt der knappen Lebens-und Arbeitszeit effizienter?
Die Frage habe ich ja bereits in meinem Märchen vom Gelde beantwortet.

Weder Rothbard noch ich fordern, dass der Staat den Goldpreis in irgendeiner Kunstrecheneinheit definiert, da Gold ja Geld (also auch die Recheneinheit selbst) sein soll, weswegen ich wirklich nicht verstehe, wieso Du immer wieder damit anfängst, zumal es ausführlich in dem von Dir (!) geposteten Essay steht.

Verstehe ich Dich richtig, dass Du für ein Geldsystem ohne Staat eintrittst? Wie genau stellst Du Dir denn ein privates Kreditgeldsystem vor? Da hätte ich ja nix dagegen, da ich sehr gerne sehen würde, was der Markt denn nun wirklich sagt, ich wüsste bloß nicht, wie das gehen soll.

Verstehe ich Dich richtig, dass Du für ein Geldsystem ohne Staat eintrittst?

natürlich, ich bin schließlich Anarchist.
Es würde sich nicht so viel ändern. Es gibt keine Zentralbanken mehr, keine legal tender laws, keine Banklizenzierung, keine Mindestreservepflicht, nur eine private Einlagensicherung, wie sie die Sparkassen ja schon haben, wahrscheinlich irgendwann eine weltweites einheitliches Wertmaß, kein Gesetz mehr, dass bestimmte Pensionsfonds und Versicherungen zwingt ausschließlich Staatsanleihen zu kaufen und dann endlich stabiles Geld.
Vorher muss aber der gewaltige Schuldenberg der Staatsschulden ausgebucht werden und dass wird einige unangenehme Anpassungen nach sich ziehen, wobei die Frage ist ob diese Anpassungen vom Markt nicht schon zum Teil vollzogen sind. Als die Sowjetunion, damals immerhin die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, pleite ging, ist ja praktisch auch nichts passiert. Auch die Schuldenerlasse für die 3. Welt haben praktisch nichts bewirkt. Der Markt ist eben schlau und preist solche Dinge schon vorher ein.
Alle meine Optiontrades basieren auf dieser Tatsache.
Also im Prinzip wird sich nicht so viel ändern, da ja nur der winzig kleine Teils des Zentralbankgeldes wegfällt.

Übrigens, ich lese gerade die neuste Version von Was ist Geld? von Dr. Eckhardt Korrektur und hier ist ein neues Kapitel drin, das Dich als Kryptoinvestor interessieren könnte:

In diesem Zusammenhang müssten die Emittenten von Kryptogeld (wegen der überall und stets lauernden Inflationsgefahr) nachweisen, dass mit ihnen gerade immer so viele Geldeinheiten auf den Markt gelangen wie gebraucht werden. D.h. sie müssen nachweisen, dass immer die Anzahl von Geldeinheiten den Markt wieder verlässt, die dort nicht mehr gebraucht werden. Die Menge der Kryptos müsste einen stets variablen, zeitlich aud die jeweilige Marktsituation abgestimmten Knappheitsgrad haben. Dafür müsste es eine Methode geben, die die Vernichtung überflüssigen Geldes verlässlich sichert, wie z.B. die Tilgung beim Kreditgeld.
Gelingen diese Nachweise, dann würde mit den Kryptowährungen eine völlig neuartige Form von Geld den Markt erobern können, die früher oder später das heutige Geld verdrängt.

Darüber hat sich leider keiner der Kryptoerfinder Gedanken gemacht. Man hat sich am Gold orientiert und gemeint eine irgendwann stabile, nicht mehr wachsende Geldmenge wäre das Richtige.
Dabei ist das genau falsch. In einer freien Kreditgeldwirtschaft ist immer genau so viel Geld im Umlauf wie Waren und Dienstleistungen am Markt absetzbar sind und der Konsum der Menschen sorgt indirekt wieder für die Vernichtung dieses Geldes.
Dies fehlt leider bei den Kryptos völlig.
Hier wird geld nicht auf Nachfrage aus der Wirtschaft produziert, sondern einfach ins Blaue hinein.

Ein großer Fehler.

Wie könnte denn so eine private Schuldverschreibung, die Du dann als Geld betrachtest, aussehen? Wer verspricht dann da was genau?
Zu den Ausführungen über Kryptowährungen und der "richtigen" Geldmenge: Das regelt bei mir (und Rothbard) der Preis.

Wie könnte denn so eine private Schuldverschreibung, die Du dann als Geld betrachtest, aussehen? Wer verspricht dann da was genau?

Genauso wie jetzt auch.
Die Bank bewertet dein Tilgungspotential (=Geldvernichtungspotential) ,wenn sie Dir einen Kredit gewährt und drückt es mit einer Zahl und einem Wertmaß aus. Sie bewertet also dein Potential, von Dir noch zu produzierende Waren oder Dienstleistungen am Markt gegen das gleiche Geld, das sie Dir gewährt hat zu verkaufen. Das Wertmaß könnte genauso Euro, Dollar oder Yen heißen, wie jetzt auch. Ich gehe aber davon aus, dass man sich innerhalb eines Geldnutzerkreises , am besten aber weltweit auf ein einheitliches Wertmaß einigt, so wie man sich auch auf einen einheitlichen USB Anschluss geeinigt hat, oder eben auf einheitliche Längenmaße. Der Euro als Wertmaß könnte also bestehen bleiben, nur eben ohne Zentralbank.

Zu den Ausführungen über Kryptowährungen und der "richtigen" Geldmenge: Das regelt bei mir (und Rothbard) der Preis.

Dann bleibt es aber ein Spekulationsobjekt wie Gold auch und wird niemals zu Geld werden.

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