Die Broken Window Fallacy oder Warum Krieg und Zerstörung nicht gut für die Wirtschaft ist

in #deutsch6 years ago

Liebe Steemit Community,
liebe Freiheitsfreunde,
liebe Freiheitsfeinde,

ich habe in der Vergangenheit hauptsächlich über Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie geschrieben.
Aber nicht nur Österreich hat gute Ökonomen hervorgebracht.
Auch Frankreich war mit vielen hervorragenden Ökonomen gesegnet.
Einer dieser Ökonomen, der durch seine Schriften viele der Österreicher beeinflusst hat, war

Frederic Bastiat (1801-1850)



Bildquelle: Wikipedia


Einer seiner berühmtesten Beiträge zum wirtschaftlichen Verständnis ist die
Broken Window Fallacy, die sich in der Bastiat Collection wiederfindet, welche man beim Mises Institut kostenlos und legal downloaden kann.

Die Geschichte ist schnell erzählt:

Der Sohn eines Ladeninhabers zerbricht eine Fensterscheibe. Natürlich ist der Vater sauer auf seinen Sohn. Aber die Passanten, die den Vorfall beobachtet haben, machen in gleich darauf aufmerksam, dass doch die Glaser auch von etwas leben müssten. Was sollte denn aus dieser Berufsgruppe werden, wenn niemand mehr Scheiben zerbricht.
Die Passanten müssen moderne Ökonomen gewesen sein. Schließlich ist es doch gut, erzählt man uns immer wieder, wenn Dinge zerstört werden, und durch neue ersetzt werden müssen, das kurbelt schließlich die Wirtschaft an.
Ich erinnere mich noch gut an einige Stimmen, die 2011 nach dem furchtbaren Tsunami in Japan (Anmerkung für Tagesschaukonsumenten: Das war das Ereignis, bei dem ihr immer noch fälschlicherweise glaubt, dass durch einen Atomunfall 20'000 Menschen ums Leben gekommen sind) im Fernsehen behauptet haben, dass das jetzt die Gelegenheit für Japan ist, aus der jahrzehntelangen wirtschaftlichen Stagnation herauszukommen.
Man hört ja auch immer wieder von ganz schlauen Hobbyökonomen, dass die amerikanische Wirtschaft nur durch die vielen Kriege am Laufen gehalten wird. Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, dass Freunde vom meinem Großvater (Kriegskameraden), wenn sie auf Besuch waren, öfter mal gesagt haben, dass es gut wäre, wenn es wieder mal einen großen Krieg geben würde, damit die Wirtschaft wieder richtig in Schwung kommt. Das muss irgendwann Anfang der Achtziger gewesen sein. Als kleines Kind konnte ich das überhaupt nicht verstehen. Dachte ich doch immer, Krieg sei ganz furchtbar.

Nun wer glaubt, dass sowas


(Hamburg nach Bombenangriffen 2. Weltkrieg, Quelle: Wikipedia)


gut für die Wirtschaft ist, der soll bitte unbedingt weiterlesen.


Kommen wir also zurück zu unserem Ladenbesitzer mit der zerbrochenen Fensterscheibe.
Er ist nun gezwungen, sechs Francs an den Glaser zu bezahlen, dass dieser ihm eine neue Scheibe einsetzt.
Der Glaser freut sich natürlich über die Einnahmen und auch die Ökonomen freuen sich, schließlich ist das Bruttoinlandsprodukt gerade um sechs Franc gewachsen.
Das ist das was man sieht.
Das was man nicht sieht ist aber, dass die Volkswirtschaft und speziell der Ladenbesitzer nicht reicher geworden ist. Es ist genau wie vorher eine Glasscheibe im Fenster.
Hätte sein Sohn die Scheibe nicht zerbrochen, hätte der Ladenbesitzer die sechs Franc z.B. für ein neues Paar Schuhe ausgeben können, welches ihm der Schumacher angefertigt hätte.
Die Volkswirtschaft und speziell der Ladenbesitzer wären nun um ein neues Paar Schuhe reicher geworden. Es wäre also tatsächlich echter Wohlstand entstanden und nicht nur ein Scheinwohlstand, wie im ersten Beispiel.
Man sieht immer nur, dass nach einem Krieg oder einem Erdbeben neue Häuser gebaut werden müssen und dadurch ein Aufschwung in der Bauwirtschaft entsteht, was man aber nicht sieht, ist, was die Menschen mit dem Geld hätten alles machen können, hätten sie nicht ihre Häuser neu aufbauen müssen. Von dem ganzen menschlichen Leid, das ihnen erspart geblieben wäre, will ich gar nicht sprechen.
Oder um es mit Frederic Bastiat zu sagen:

“Society loses the value of things which are uselessly destroyed;”...To break, to spoil, to waste, is not to encourage national labor; or, more briefly, “destruction is not profit.”
(Quelle: Bastiat, Frederic. The Bastiat Collection (LvMI) (p. 4). Ludwig von Mises Institute)

Besser kann man es nicht ausdrücken.

Bis bald,
Stephan Haller

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Herrjeh, schon wieder neuer Stoff für den Lesestapel!

Danke schön für den Beitrag, der mich neugierig gemacht hat. Ich hatte den Frederic Bastiat bis heute nicht auf meiner Wissens-Agenda.

Das geht vielen so. Vor allem staatskritische Schriftsteller und Denker gehen komplett unter. Werden auch sehr selten an den Schulen/Hochschulen vorgestellt. Hier noch ein bisschen mehr zu Bastiat http://www.bastiat.de/index.html

Hier ist sehr viel auch in deutscher Sprache zu finden http://www.bastiat.de/index.html

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