Adolf Hitler / Mein Kampf (Band 1, Kapitel 12.) Teil2steemCreated with Sketch.

in #deutsch6 years ago
  1. Kapitel Teil 2
    Unduldsamer Fanatismus 385
    cher politischer Parteigebilde augenblickliche Vorteile er-wachsen, auf die Dauer ist doch jeder auf solche Weise ge-wonnene Erfolg die Ursache später auftretender innerer Schwächen.
    Die Größe einer Bewegung wird ausschließlich gewähr-leistet durch die ungebundene Entwicklung ihrer inneren Kraft und durch deren dauernde Steigerung bis zum end-gültigen Siege über alle Konkurrenten.
    Ja, man kann sagen, daß ihre Stärke und damit ihre Lebensberechtigung überhaupt nur so lange in Zunahme begriffen ist, solange sie den Grundsatz des Kampfes als die Voraussetzung ihres Werdens anerkennt, und daß sie in demselben Augenblick den Höhepunkt ihrer Kraft über-schritten hat, in dem sich der vollkommene Sieg auf ihre Seite neigt.
    Es ist mithin einer Bewegung nur nützlich, diesem Siege in einer Form nachzustreben, die zeitlich nicht zum augen-blicklichen Erfolge führt, sondern die in einer durch un-bedingte Unduldsamkeit herbeigeführten langen Kampf-dauer auch ein langes Wachstum schenkt.
    Bewegungen, die ihre Zunahme nur dem sogenannten Zusammenschluß ähnlicher Gebilde, also ihre Stärke Kom-promissen verdanken, gleichen Treibhauspflanzen. Sie schie-ßen empor, allein ihnen fehlt die Kraft, Jahrhunderten zu trotzen und schweren Stürmen zu widerstehen.
    Die Größe jeder gewaltigen Organisation als Verkörpe-rung einer Idee auf dieser Welt liegt im religiösen Fana-tismus, in der sie sich unduldsam gegen alles andere, fana-tisch überzeugt vom eigenen Recht, durchsetzt. Wenn eine Idee an sich richtig ist und, in solcher Weise gerüstet, den Kampf auf dieser Erde aufnimmt, ist sie unbesiegbar, und jede Verfolgung wird nur zu ihrer inneren Stärke führen.
    Die Größe des Christentums lag nicht in versuchten Ver-gleichsverhandlungen mit etwa ähnlich gearteten philo-sophischen Meinungen der Antike, sondern in der unerbitt-lichen fanatischen Verkündung und Vertretung der eigenen Lehre.
    Der scheinbare Vorsprung, den Bewegungen durch Zu-
    14 Erziehung zum Kampf 386
    sammenschlüsse erreichen, wird reichlich eingeholt durch die dauernde Zunahme der Kraft einer unabhängig bleiben- den, sich selbst verfechtenden Lehre und ihrer Organisation.
  2. Die Bewegung hat grundsätzlich ihre Mitglieder so zu erziehen, daß sie im Kampfe nicht etwas lässig Auferzoge-nes, sondern das selbst Erstrebte erblicken. Sie haben die Feindschaft der Gegner mithin nicht zu fürchten, sondern als Voraussetzung zur eigenen Daseinsberechtigung zu emp-finden. Sie haben den Haß der Feinde unseres Volkstums und unserer Weltanschauung und seine Äußerungen nicht zu scheuen, sondern zu ersehen. Zu den Äußerungen dieses Hasses aber gehören auch Lüge und Verleumdung.
    Wer in den jüdischen Zeitungen nicht bekämpft, also ver-leumdet und verlästert wird, ist kein anständiger Deutscher und kein wahrer Nationalsozialist. Der beste Gradmesser für den Wert seiner Gesinnung, die Aufrichtigkeit seiner Überzeugung und die Kraft seines Wollens ist die Feind-schaft, die ihm von seiten des Todfeindes unseres Volkes entgegengebracht wird.
    Die Anhänger der Bewegung und in weiterem Sinne das ganze Volk müssen immer und immer wieder darauf hin-gewiesen werden, daß der Jude in seinen Zeitungen stets lügt, und daß selbst eine einmalige Wahrheit nur zur Deckung einer größeren Fälschung bestimmt und damit selber wieder gewollte Unwahrheit ist. Der Jude ist der große Meister im Lügen, und Lug und Trug sind seine Waffen im Kampfe.
    Jede jüdische Verleumdung und jede jüdische Lüge ist eine Ehrennarbe am Körper unserer Kämpfer.
    Wen sie am meisten verlästern, der steht uns am nächsten, und wen sie am tödlichsten hassen, der ist unser bester Freund.
    Wer des Morgens die jüdische Zeitung ergreift, ohne sich in ihr verleumdet zu sehen, hat den vergangenen Tag nicht nützlich verwertet; denn wäre es so, würde er vom Juden verfolgt, gelästert, verleumdet, beschimpft, beschmutzt wer-den. Und nur wer diesen Todfeind unseres Volkstums und jeder arischen Menschheit und Kultur am wirksamsten
    Erziehung zur Achtung vor der Person 387
    gegenübertritt, darf erwarten, die Verleumdungen dieser Rasse und damit den Kampf dieses Volkes auch gegen sich gerichtet zu sehen.
    Wenn diese Grundsätze in Fleisch und Blut unserer An-hänger übergehen, wird die Bewegung unerschütterlich und unbesiegbar werden.
  3. Die Bewegung hat die Achtung vor der Person mit allen Mitteln zu fördern; sie hat nie zu vergessen, daß im persönlichen Wert der Wert alles Menschlichen liegt, daß jede Idee und jede Leistung das Ergebnis der schöpferi- schen Kraft eines Menschen ist, und daß die Bewunderung vor der Größe nicht nur einen Dankeszoll an diese dar- stellt, sondern auch ein einigendes Band um die Dankenden schlingt.
    Die Person ist nicht zu ersetzen; sie ist es besonders dann nicht, wenn sie nicht das mechanische, sondern das kulturell- schöpferische Element verkörpert. So wenig ein berühmter Meister ersetzt werden kann und ein anderer die Voll- endung seines halbfertig hinterlassenen Gemäldes zu über-nehmen vermag, so wenig ist der große Dichter und Den- ker, der große Staatsmann und der große Feldherr zu ersetzen. Denn deren Tätigkeit liegt immer auf dem Ge- biete der Kunst; sie ist nicht mechanisch anerzogen, sondern durch göttliche Gnade angeboren.
    Die größten Umwälzungen und Errungenschaften dieser Erde, ihre größten kulturellen Leistungen, die unsterb- lichen Taten auf dem Gebiete der Staatskunst usw., sie sind für ewig unzertrennbar verknüpft mit einem Namen und werden durch ihn repräsentiert. Der Verzicht auf die Huldigung vor einem großen Geist bedeutet den Verlust einer immensen Kraft, die aus dem Namen aller großen Männer und Frauen strömt.
    Dies weiß am besten der Jude. Gerade er, dessen Größen nur groß sind in der Zerstörung der Menschheit und ihrer Kultur, sorgt für ihre abgöttische Bewunderung. Nur die Verehrung der Völker für ihre eigenen Geister versucht er als unwürdig hinzustellen und stempelt sie zum „Per-sonenkult“.
    Die Gefahr der Nichtbeachtung der Bewegung 388
    Sobald ein Volk so feige wird, dieser jüdischen An-maßung und Frechheit zu unterliegen, verzichtet es auf die gewaltige Kraft, die es besitzt; denn diese beruht nicht in der Achtung vor der Masse, sondern in der Verehrung des Genies und in der Erhebung und Erbauung an ihm.
    Wenn Menschenherzen brechen und Menschenseelen ver-zweifeln, dann blicken aus dem Dämmerlicht der Ver-gangenheit die großen Überwinder von Not und Sorge, von Schmach und Elend, von geistiger Unfreiheit und kör-perlichem Zwange auf sie hernieder und reichen den ver-zagenden Sterblichen ihre ewigen Hände!
    Wehe dem Volke, das sich schämt, sie zu erfassen!
    In der ersten Zeit des Werdens unserer Bewegung hat- ten wir unter nichts so sehr zu leiden wie unter der Be-deutungslosigkeit und dem Nichtbekanntsein unserer Namen. Das schwerste in dieser ersten Zeit, da sich oft nur sechs, sieben und acht Köpfe zusammenfanden, um den Worten eines Redners zu lauschen, war, in diesem kleinsten Kreise den Glauben an die gewaltige Zukunft der Bewegung zu erwecken und zu erhalten.
    Man bedenke, daß sich sechs oder sieben Männer, lauter namenlose, arme Teufel zusammenschließen mit der Absicht, eine Bewegung zu bilden, der es dereinst gelingen soll, was bisher den gewaltigen, großen Massenparteien miß- lang, die Wiederaufrichtung eines Deutschen Reiches er-höhter Macht und Herrlichkeit. Hätte man uns damals an-gegriffen, ja, hätte man uns auch nur verlacht, wir wären glücklich gewesen in beiden Fällen. Denn das Niederdrük-kende lag nur in der vollständigen Nichtbeachtung, die wir damals fanden, und unter der ich am meisten da- mals litt.
    Als ich in den Kreis der paar Männer eintrat, konnte weder von einer Partei noch von einer Bewegung die Rede sein. Ich habe meine Eindrücke anläßlich meines ersten Zu-sammentreffens mit diesem kleinen Gebilde schon geschil-
    Jämmerliche sogenannte „Versammlungen“ 389
    dert. Ich hatte in den damals folgenden Wochen dann Zeit und Gelegenheit, die zunächst unmögliche Erscheinung die-ser sogenannten Partei zu studieren. Das Bild war, wahr-haftiger Gott, ein beklemmend niederdrückendes. Es war nichts, aber auch schon rein gar nichts vorhanden. Der Name einer Partei, deren Ausschuß praktisch die ganze Mitgliedschaft repräsentierte, war so oder so das, was sie zu bekämpfen versuchte, ein Parlament im kleinsten. Auch hier herrschte die Abstimmung, und wenn sich die großen Parlamente wenigstens noch über größere Probleme monatelang die Kehlen heiser schreien, in diesem kleinen Zirkel ging schon über die Beantwortung eines glücklich eingelaufenen Briefes endloses Zwiegespräch los!
    Die Öffentlichkeit wußte von dem allem natürlich über-haupt nichts. Kein Mensch in München kannte die Partei auch nur dem Namen nach, außer ihren paar Anhängern und den wenigen Bekannten derselben.
    Jeden Mittwoch fand in einem Münchener Café eine sogenannte Ausschußsitzung statt, einmal in der Woche ein Sprechabend. Da die gesamte Mitgliedschaft der „Bewe-gung“ zunächst im Ausschuß vertreten war, waren die Per-sonen natürlich immer dieselben. Es mußte sich jetzt darum handeln, endlich den kleinen Zirkel zu sprengen, neue Anhänger zu gewinnen, vor allem aber den Namen der Bewegung um jeden Preis bekanntzumachen.
    Wir bedienten uns dabei folgender Technik:
    In jedem Monat, später alle vierzehn Tage, versuchten wir eine „Versammlung“ abzuhalten. Die Einladungen hierzu wurden auf einer Schreibmaschine oder zum Teil auch mit der Hand auf Zettel geschrieben und die ersten Male von uns selber verteilt bzw. ausgetragen. Jeder wen-dete sich an seinen Bekanntenkreis, um den einen oder an-deren zu bewegen, eine dieser Veranstaltungen zu besuchen.
    Der Erfolg war ein jämmerlicher.
    Ich erinnere mich noch, wie ich selber in dieser ersten Zeit einmal an die achtzig dieser Zettel ausgetragen hatte, und wie wir nun am Abend auf die Volksmassen warteten, die da kommen sollten.
    Die erste Versammlung 390
    Mit einstündiger Verspätung mußte endlich der „Vor-sitzende“ die „Versammlung“ eröffnen. Wir waren wieder sieben Mann, die alten Sieben.
    Wir gingen dazu über, die Einladungszettel in einem Münchener Schreibwarengeschäft auf der Maschine schreiben und vervielfältigen zu lassen. Der Erfolg bestand bei der nächsten Versammlung in einigen Zuhörern mehr. So stieg die Zahl langsam von elf auf dreizehn, endlich auf siebzehn, auf dreiundzwanzig, auf vierundzwanzig Zuhörer.
    Durch ganz kleine Geldsammlungen im Kreise von uns armen Teufeln wurden die Mittel aufgebracht, um endlich eine Versammlung durch eine Anzeige des damals unab-hängigen „Münchener Beobachters“ in München ankün- digen lassen zu können. Der Erfolg war dieses Mal aller-dings erstaunlich. Wir hatten die Versammlung im Mün-chener Hofbräuhauskeller angesetzt (nicht zu verwechseln mit dem Münchener Hofbräuhausfestsaal), einem kleinen Saal von knapp einhundertdreißig Personen Fassungs- raum. Mir selber erschien der Raum wie eine große Halle, und jeder von uns bangte, ob es gelingen würde, an dem betreffenden Abend dieses „mächtige“ Gebäude mit Men-schen zu füllen.
    Um sieben Uhr waren einhundertelf Personen anwesend, und die Versammlung wurde eröffnet.
    Ein Münchener Professor hielt das Hauptreferat, und ich sollte als zweiter zum ersten Male öffentlich sprechen.
    Dem damaligen ersten Vorsitzenden der Partei, Herrn Harrer, erschien die Sache als ein großes Wagnis. Der sonst sicherlich redliche Herr hatte nun einmal die Über-zeugung, daß ich wohl verschiedenes könnte, aber nur nicht reden. Von dieser Meinung war er auch in der Folgezeit nicht abzubringen.
    Die Sache kam anders. Mir waren in dieser ersten als öffentlich anzusprechenden Versammlung zwanzig Minuten Redezeit zugebilligt worden.
    Ich sprach dreißig Minuten, und was ich früher, ohne es irgendwie zu wissen, einfach innerlich gefühlt hatte, wurde nun durch die Wirklichkeit bewiesen: ich konnte reden! Nach
    Die erste Versammlung 391
    dreißig Minuten waren die Menschen in dem kleinen Raum elektrisiert, und die Begeisterung äußerte sich zunächst darin, daß mein Appell an die Opferwilligkeit der Anwesenden zur Spende von dreihundert Mark führte. Damit aber war eine große Sorge von uns genommen. Die finanzielle Be-schränkung war ja in dieser Zeit so groß, daß wir nicht einmal die Möglichkeit besaßen, für die Bewegung Leitsätze drucken zu lassen oder gar Flugblätter herauszugeben. Nun war der Grundstock gelegt zu einem kleinen Fonds, aus dem dann wenigstens das Notdürftigste und Notwendigste bestritten werden konnte.
    Allein auch in einer anderen Hinsicht war der Erfolg dieser ersten größeren Versammlung bedeutend.
    Ich hatte damals begonnen, dem Ausschuß eine Anzahl frischer junger Kräfte zuzuführen. Während meiner lang-jährigen Militärzeit hatte ich eine größere Menge treuer Kameraden kennengelernt, die nun langsam auf Grund meines Zuredens in die Bewegung einzutreten begannen. Es waren lauter tatkräftige junge Menschen, an Disziplin gewöhnt und von ihrer Dienstzeit her in dem Grundsatz aufgewachsen: Unmöglich ist gar nichts, und es geht alles, wenn man will.
    Wie nötig aber ein solcher Blutzufluß war, konnte ich selber schon nach wenigen Wochen Mitarbeit erkennen.
    Der damalige erste Vorsitzende der Partei, Herr Harrer, war eigentlich Journalist und als solcher sicher umfassend gebildet. Doch hatte er eine für einen Parteiführer außer-ordentlich schwere Belastung: er war kein Redner für die Masse. So peinlich gewissenhaft und genau seine Arbeit an sich war, so fehlte ihr jedoch – vielleicht gerade infolge der fehlenden großen rednerischen Begabung – auch der größere Schwung. Herr Drexler, damals Vorsitzender der Ortsgruppe München, war einfacher Arbeiter, als Redner ebenfalls wenig bedeutend, im übrigen aber kein Soldat. Er hatte nicht beim Heer gedient, war auch während des Krieges nicht Soldat, so daß ihm, der seinem ganzen Wesen nach an sich schwächlich und unsicher war, die einzige Schule fehlte, die es fertigbringen konnte, aus unsicheren und
    Soldaten als Grundstock der Bewegung 392
    weichlichen Naturen Männer zu machen. So waren beide Männer nicht aus einem Holz geschnitzt, daß sie befähigt hätte, nicht nur den fanatischen Glauben an den Sieg einer Bewegung im Herzen zu tragen, sondern auch mit unerschütterlicher Willensenergie und, wenn nötig, mit brutalster Rücksichtslosigkeit die Widerstände zu be-seitigen, die sich dem Emporsteigen der neuen Idee in die Wege stellen mochten. Dazu paßten nur Wesen, in denen sich Geist und Körper jene militärischen Tugenden zu eigen gemachte hatten, die man vielleicht am besten so bezeichnen kann: Flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl.
    Ich war damals selber noch Soldat. Mein Äußeres und Inneres war nahezu sechs Jahre lang geschliffen worden, so daß ich zunächst in diesem Kreise wohl als fremd empfun-den werden mußte. Auch ich hatte das Wort verlernt: Das geht nicht, oder das wird nicht gehen; das darf man nicht wagen, das ist noch zu gefährlich usw.
    Denn gefährlich war die Sache natürlich. Im Jahre 1920 war in vielen Gegenden Deutschlands eine nationale Ver-sammlung, die es wagte, ihren Appell an die breiten Mas- sen zu richten und öffentlich zu ihrem Besuche einzuladen, einfach unmöglich. Die Teilnehmer an einer solchen wurden mit blutigen Köpfen auseinandergeschlagen und verjagt. Viel gehörte freilich zu einem solchen Kunststück nicht: pflegte doch die größte sogenannte bürgerliche Massenver-sammlung vor einem Dutzend Kommunisten auseinander-zulaufen und auszureißen wie die Hasen vor dem Hunde. Doch so wenig die Roten von einem solchen bürgerlichen Trätäklub Notiz nahmen, dessen innere Harmlosigkeit und damit Ungefährlichkeit für sich selbst sie besser kannten als dessen Mitglieder selber, so entschlossen waren sie aber, eine Bewegung mit allen Mitteln zu erledigen, die ihnen ge-fährlich schien – das Wirksamste in solchen Fällen bildete jedoch zu allen Zeiten der Terror, die Gewalt.
    Am verhaßtesten aber mußte den marxistischen Volks-betrügern eine Bewegung sein, deren ausgesprochenes Ziel die Gewinnung derjenigen Masse war, die bisher im aus-
    Die zweite Versammlung 393
    schließlichen Dienste der internationalen marxistischen Ju-den- und Börsenparteien stand. Schon der Titel „Deutsche Arbeiterpartei“ wirkte aufreizend. So konnte man sich leicht vorstellen, daß bei der ersten passenden Gelegenheit die Auseinandersetzung mit den damals noch siegestrunkenen marxistischen Antreibern beginnen würde.
    Im kleinen Kreis der damaligen Bewegung hatte man vor einem solchen Kampfe denn auch eine gewisse Angst. Man wollte möglichst wenig an die Öffentlichkeit treten, aus Furcht, geschlagen zu werden. Man sah die erste große Versammlung im Geiste schon gesprengt und die Bewegung dann vielleicht für immer erledigt. Ich hatte einen schweren Stand mit meiner Auffassung, daß man diesem Kampf nicht ausweichen, sondern daß man ihm entgegentreten und sich deshalb diejenige Rüstung zulegen müsse, die allein den Schutz vor der Gewalt gewährt. Terror bricht man nicht durch Geist, sondern durch Terror. Der Erfolg der ersten Versammlung stärkte in dieser Richtung meine Stellung. Man bekam Mut zu einer zweiten, schon etwas größer auf-gezogenen.
    Etwa Oktober 1919 fand im Eberlbräukeller die zweite größere Versammlung statt. Thema: Brest-Litowsk und Versailles. Als Redner traten vier Herren auf. Ich selber sprach nahezu eine Stunde, und der Erfolg war grö- ßer als bei der ersten Kundgebung. Die Besucherzahl war auf über einhundertdreißig gestiegen. Ein Störungsversuch wurde durch meine Kameraden sofort im Keime erstickt. Die Unruhestifter flogen mit zerbeulten Köpfen die Treppe hinunter.
    Vierzehn Tage darauf fand eine weitere Versammlung im gleichen Saale statt. Die Besucherzahl war auf über ein-hundertsiebzig gestiegen – eine gute Besetzung des Rau- mes. Ich hatte wieder gesprochen, und wieder war der Er-folg größer als bei der vorhergegangenen Versammlung.
    Ich drängte nach einem größeren Saal. Endlich fanden wir einen solchen am anderen Ende der Stadt, im „Deut-schen Reich“ an der Dachauer Straße. Die erste Versamm-lung im neuen Raum war schwächer besucht als die vorher-
    Die innere Formgebung der Bewegung 394
    gegangene: knapp einhundertvierzig Personen. Im Aus- schuß begann die Hoffnung wieder zu sinken, und die ewi-gen Zweifler glaubten, als Ursache des schlechten Besuches die zu häufige Wiederholung unserer „Kundgebungen“ an-sehen zu müssen. Es gab heftige Auseinandersetzungen, in denen ich den Standpunkt vertrat, daß eine Siebenhundert-tausend-Einwohner-Stadt nicht nur alle vierzehn Tage eine, sondern jede Woche zehn Versammlungen vertragen müßte, daß man sich durch Rückschläge nicht irre machen lassen dürfe, daß die eingeschlagene Bahn die richtige sei, und daß früher oder später bei immer gleichbleibender Be-harrlichkeit der Erfolg kommen müsse. Überhaupt war diese ganze Zeit des Winters 1919/20 ein einziger Kampf, das Vertrauen in die siegende Gewalt der jungen Bewegung zu stärken und zu jenem Fanatismus zu steigern, der als Glaube dann Berge zu versetzen vermag.
    Die nächste Versammlung im gleichen Saale gab mir schon wieder recht. Die Zahl der Besucher war auf über zweihundert gestiegen, der äußere sowohl als der finan- zielle Erfolg glänzend.
    Ich trieb zur sofortigen Ansetzung einer weiteren Ver-anstaltung. Sie fand kaum vierzehn Tage später statt, und die Zuhörermenge stieg auf über zweihundertsiebzig Köpfe.
    Vierzehn Tage später riefen wir zum siebenten Male An-hänger und Freunde der jungen Bewegung zusammen, und derselbe Raum konnte die Menschen nur mehr schwer fas-sen, es waren über vierhundert geworden.
    In dieser Zeit erfolgte die innere Formgebung der jun- gen Bewegung. Es gab dabei in dem kleinen Kreis manches Mal mehr oder weniger heftige Auseinandersetzungen. Von verschiedenen Seiten – wie auch heute, so schon damals – wurde die Bezeichnung der jungen Bewegung als Partei bekrittelt. Ich habe in einer solchen Auffassung immer nur den Beweis für die praktische Unfähigkeit und geistige Kleinheit des Betreffenden gesehen. Es waren und sind immer die Menschen, die Äußeres von Innerem nicht zu unterscheiden vermögen und die den Wert einer Bewe- gung nach möglichst schwulstig klingenden Bezeichnungen
    Deutschvölkische Wanderscholaren 395
    abzuschätzen versuchen, wobei zu allem Unglück der Wort-schatz unserer Urväter am meisten herhalten muß.
    Es war damals schwer, den Leuten begreiflich zu machen, daß jede Bewegung, solange sie nicht den Sieg ihrer Ideen und damit ihr Ziel erreicht hat, Partei ist, auch wenn sie sich tausendmal einen anderen Namen beilegt.
    Wenn irgendein Mensch einen kühnen Gedanken, dessen Verwirklichung im Interesse seiner Mitmenschen nützlich erscheint, zur praktischen Durchführung bringen will, so wird er sich zunächst Anhänger zu suchen haben, die bereit sind, für seine Absichten einzutreten. Und wenn diese Ab-sicht nur darin bestünde, das zur Zeit bestehende Partei-wesen zu vernichten, die Zersplitterung zu beenden, so sind die Vertreter dieser Anschauung und Verkünder dieses Ent-schlusses eben selber Partei, so lange, bis nicht das Ziel er-rungen ist. Es ist Wortklauberei und Spiegelfechterei, wenn irgendein bezopfter völkischer Theoretiker, dessen prak-tische Erfolge im umgekehrten Verhältnis zu seiner Weisheit stehen, sich einbildet, den Charakter, den jede junge Be-wegung als Partei besitzt, zu ändern durch eine Änderung ihrer Bezeichnung.
    Im Gegenteil.
    Wenn irgend etwas unvölkisch ist, dann ist es dieses Her-umwerfen mit besonders altgermanischen Ausdrücken, die weder in die heutige Zeit passen noch etwas Bestimmtes vorstellen, sondern leicht dazu führen können, die Bedeu-tung einer Bewegung im äußeren Sprachschatz derselben zu sehen. Das ist ein wahrer Unfug, den man aber heute unzählige Male beobachten kann.
    Überhaupt habe ich schon damals und auch in der Folge-zeit immer wieder vor jenen deutschvölkischen Wander-scholaren warnen müssen, deren positive Leistung immer gleich Null ist, deren Einbildung aber kaum übertroffen zu werden vermag. Die junge Bewegung mußte und muß sich vor einem Zustrom an Menschen hüten, deren einzige Emp-fehlung zumeist in ihrer Erklärung liegt, daß sie schon drei-ßig oder gar vierzig Jahre lang für die gleiche Idee ge-kämpft hätten. Wer aber vierzig Jahre lang für eine soge-
    Blechschwerter und präparierte Bärenfelle 396
    nannte Idee eintritt, ohne selbst den geringsten Erfolg her-beiführen zu können, ja ohne den Sieg des Gegenteils ver-hindert zu haben, hat den Wahrheitsbeweis für die eigene Unfähigkeit in vierzigjähriger Tätigkeit erbracht. Das Ge-fährliche liegt vor allem darin, daß solche Naturen sich nicht als Glieder in die Bewegung einfügen wollen, sondern von Führerkreisen faseln, in denen sie auf Grund ihrer ur- alten Tätigkeit allein eine passende Stelle zur weiteren Betätigung zu erblicken vermögen. Wehe aber, wenn man solchen Leuten eine junge Bewegung ausliefert! So wenig ein Geschäftsmann, der in vierzigjähriger Tätigkeit ein großes Geschäft konsequent vernichtete, zum Begründer eines neuen taugt, so wenig paßt ein völkischer Methusalem, der in eben dieser Zeit eine große Idee verkorkste und zum Verkalken brachte, zur Führung einer neuen, jungen Be-wegung!
    Im übrigen kommen alle diese Menschen nur zu einem Bruchteil in die neue Bewegung, um ihr zu dienen und der Idee der neuen Lehre zu nützen, in den meisten Fällen aber, um unter ihrem Schutze oder durch die Möglichkeiten, die sie bietet, die Menschheit noch einmal mit ihren eigenen Ideen unglücklich zu machen. Was aber das für Ideen sind, läßt sich nur schwer wiedergeben.
    Es ist das Charakteristische dieser Naturen, daß sie von altgermanischem Heldentum, von grauer Vorzeit, Stein-äxten, Ger und Schild schwärmen, in Wirklichkeit aber die größten Feiglinge sind, die man sich vorstellen kann. Denn die gleichen Leute, die mit altdeutschen, vorsorglich nach-gemachten Blechschwertern in den Lüften herumfuchteln, ein präpariertes Bärenfell mit Stierhörnern über dem bär-tigen Haupte, predigen für die Gegenwart immer nur den Kampf mit geistigen Waffen und fliehen vor jedem kommu-nistischen Gummiknüppel eiligst von dannen. Die Nachwelt wird einmal wenig Veranlassung besitzen, das Heldendasein dieser Rauschebärte in einem neuen Epos zu verherrlichen.
    Ich habe diese Leute zu gut kennengelernt, um nicht vor ihrer elenden Schauspielerei den tiefsten Ekel zu emp-finden. Auf die breite Masse aber wirken sie lächerlich, und
    Ablehnung des Wortes „völkisch“ 397
    der Jude hat allen Grund, diese völkischen Komödianten zu schonen, sie sogar den wirklichen Verfechtern eines kommen-den deutschen Staates vorzuziehen. Dabei sind diese Men-schen noch maßlos eingebildet, wollen, trotz aller Beweise ihrer vollkommenen Unfähigkeit, alles besser verstehen und werden zu einer wahren Plage für die geradlinigen und ehrlichen Kämpfer, denen Heldentum nicht nur in der Ver-gangenheit verehrungswürdig erscheint, sondern die sich auch bemühen, der Nachwelt durch eigenes Handeln ein gleiches Bild zu geben.
    Auch läßt es sich oft nur schwer unterscheiden, wer von diesen Leuten aus innerer Dummheit oder Unfähigkeit handelt, oder wer aus bestimmten Gründen nur so tut. Besonders bei den sogenannten religiösen Reformatoren auf altgermanischer Grundlage habe ich immer die Empfindung, als seien sie von jenen Mächten geschickt, die den Wieder-aufstieg unseres Volkes nicht wünschen. Führt doch ihre ganze Tätigkeit das Volk vom gemeinsamen Kampf gegen den gemeinsamen Feind, den Juden, weg, um es statt dessen seine Kräfte in ebenso unsinnigen wie unseligen inneren Religionsstreitigkeiten verzehren zu lassen. Gerade aus diesen Gründen aber ist die Aufrichtung einer starken Zentralgewalt im Sinne der unbedingten Autorität der Führung in der Bewegung nötig. Nur durch sie allein kann solchen verderblichen Elementen das Handwerk gelegt werden. Allerdings sind aus diesem Grunde die größten Feinde einer einheitlichen, stramm geführten und geleiteten Bewegung auch in den kreisen dieser völkischen Ahasvere zu finden. Sie hassen in der Bewegung die Macht, die ihren Unfug steuert.
    Nicht umsonst hat die junge Bewegung sich einst auf ein bestimmtes Programm festgelegt und das Wort „völkisch“ dabei nicht verwendet. Der Begriff völkisch ist infolge seiner begrifflichen Unbegrenztheit keine mögliche Grundlage für eine Bewegung und bietet keinen Maßstab für die Zuge-hörigkeit zu einer solchen. Je undefinierbarer dieser Begriff praktisch ist, je mehr und umfangreichere Deutungen er zuläßt, um so mehr steigt aber auch die Möglichkeit, sich
    Ablehnung des Wortes „völkisch“ 398
    auf ihn zu berufen. Die Einschiebung eines derart un-bestimmbaren und so vielseitig auslegbaren Begriffes in den politischen Kampf führt zur Aufhebung jeder strammen Kampfgemeinschaft, da diese es nicht verträgt, dem ein-zelnen die Bestimmung seines Glaubens und Wollens selbst zu überlassen.
    Es ist auch schandbar, wer sich heute alles mit dem Wort „völkisch“ auf der Kappe herumtreibt, wieviel Leute ihre eigene Auffassung über diesen Begriff haben. Ein bekann- ter Professor in Bayern, ein berühmter Kämpfer mit gei-stigen Waffen und reich an ebenso geistigen Marschleistun-gen nach Berlin, setzt den Begriff völkisch monarchischer Einstellung gleich. Das gelahrte Haupt hat freilich bisher vergessen, die Identität unserer deutschen Monarchen der Vergangenheit mit einer völkischen Auffassung von heute näher zu erklären. ich fürchte auch, daß dies dem Herrn schwer gelingen würde. Denn etwas Unvölkischeres als die meisten deutschen monarchischen Staatsgebilde kann man sich gar nicht vorstellen. Wäre es anders, sie wären nie verschwunden, oder aber ihr Verschwinden böte den Beweis für die Unrichtigkeit der völkischen Weltanschauung.
    So legt jeder diesen Begriff aus, wie er es eben versteht. Als Grundlage aber für eine politische Kampfbewegung kann eine solche Vielfältigkeit der Meinungen nicht in Frage kommen.
    Von der Weltfremdheit und besonders der Unkenntnis der Volksseele dieser völkischen Johannesse des zwanzigsten Jahrhunderts will ich dabei ganz absehen. Sie wird ge-nügend illustriert durch die Lächerlichkeit, mit der sie von links behandelt werden. Man läßt sie schwätzen und lacht sie aus.
    Wer es aber auf dieser Welt nicht fertigbringt, von seinen Gegnern gehaßt zu werden, scheint mir als Freund nicht viel wert zu sein. Und so war auch die Freundschaft dieser Menschen für unsere Bewegung nicht nur wertlos, sondern immer nur schädlich, und es war auch der Hauptgrund, warum wir erstens den Namen „Partei“ wählten – wir durften hoffen, daß dadurch allein schon ein
    „Geistige Waffen“ – „Stille Arbeiter“ 399
    ganzer Schwarm dieser völkischen Schlafwandler von uns zurückgescheucht würde –, und warum wir uns zweitens als Nationalsozialistische Deutsche Arbei-terpartei bezeichneten.
    Der erste Ausdruck brachte uns die Altertumsschwärmer vom Leibe, die Wortmenschen und äußerlichen Sprüche-klopfer der sogenannten „völkischen Idee“, der zweite aber befreite uns von dem ganzen Troß der Ritter mit dem „gei-stigen Schwert“, all der Jammerlappen, die die „geistige Waffe“ als Schutzschild vor ihre tatsächliche Feigheit halten.
    Es versteht sich von selbst, daß wir in der Folgezeit be-sonders von diesen letzteren am schwersten angegriffen wur-den, natürlich nicht tätlich, sondern nur mit der Feder, wie dies von einem solchen völkischen Gänsekiel ja nicht anders zu erwarten ist. Für sie hatte freilich unser Grundsatz „Wer uns mit Gewalt entgegentritt, dessen erwehren wir uns mit Gewalt“ etwas Unheimliches an sich. Sie warfen uns nicht nur die rohe Anbetung des Gummiknüppels, sondern den mangelnden Geist an sich auf das eindringlichste vor. Daß in einer Volksversammlung ein Demosthenes zum Schweigen gebracht werden kann, wenn nur fünfzig Idi- oten, gestützt auf ihr Mundwerk und ihre Fäuste, ihn nicht sprechen lassen wollen, berührt einen solchen Quacksalber allerdings nicht im geringsten. Die angeborene Feigheit läßt ihn nie in eine solche Gefahr geraten. Denn er arbeitet nicht „lärmend“ und „aufdringlich“, sondern im „stillen“.
    Ich kann auch heute unsere junge Bewegung nicht genug davor warnen, in das Netz dieser sogenannten „stillen Arbeiter“ zu kommen. Sie sind nicht nur Feiglinge, sondern auch immer Nichtskönner und Nichtstuer. Ein Mensch, der eine Sache weiß, eine gegebene Gefahr kennt, die Möglich-keit einer Abhilfe mit seinen Augen sieht, hat die ver-dammte Pflicht und Schuldigkeit, nicht im „stillen“ zu arbeiten, sondern vor der Öffentlichkeit gegen das Übel auf- und für seine Heilung einzutreten. Tut er das nicht, dann ist er ein pflichtvergessener, elender Schwächling, der entweder aus Feigheit versagt oder aus Faulheit und Un-
    Die erste große Massenversammlung 400
    vermögen. Der Großteil dieser „stillen Arbeiter“ aber tut meistens nur so, als ob er weiß Gott was wüßte. Sie alle können nichts, versuchen aber die ganze Welt mit ihren Kunststücken zu bemogeln; sie sind faul, erwecken aber mit ihrer behaupteten „stillen“ Arbeit den Eindruck einer eben-so enormen wie emsigen Tätigkeit, kurz und gut, sie sind Schwindler, politische Schiebernaturen, denen die ehrliche Arbeit der anderen verhaßt ist. Sobald solch ein völkischer Nachtfalter sich auf den Wert der „Stille“ beruft, kann man tausend gegen eins wetten, daß er in ihr nicht produziert, sondern stiehlt, stiehlt von den Früchten der Arbeit anderer.
    Dazu kommt noch die Arroganz, Einbildung und Frech-heit, mit der dieses praktisch faulenzende, lichtscheue Ge-sindel über die Arbeit anderer herfällt, von oben herunter zu bekritteln versucht und so in Wahrheit den Todfeinden unseres Volkes hilft.
    Jeder letzte Agitator, der den Mut besitzt, auf dem Wirts-tisch unter seinen Gegnern stehend, männlich und offen seine Anschauung zu vertreten, leistet mehr als tausend dieser verlogenen, heimtückischen Duckmäuser. Er wird sicherlich den einen oder anderen bekehren und für die Bewe- gung gewinnen können. Man wird seine Leistung über- prüfen und am Erfolg die Wirkung seines Tuns festzustel- len vermögen. Nur die feigen Schwindler, die ihre Arbeit in der „Stille“ preisen und sich mithin in den Schutzmantel einer zu verachtenden Anonymität hüllen, taugen zu gar nichts und dürfen im wahrsten Sinne des Wortes als Droh-nen bei der Wiedererhebung unseres Volkes gelten.
    Anfang des Jahres 1920 trieb ich zur Abhaltung der ersten ganz großen Massenversammlung. Darüber kam es zu Meinungsverschiedenheiten. Einige führende Parteimit-glieder hielten die Sache für viel zu verfrüht und damit in der Wirkung für verhängnisvoll. Die rote Presse hatte sich mit uns zu beschäftigen angefangen, und wir waren glücklich genug, allmählich ihren Haß zu erringen. Wir
    Die erste große Massenversammlung 401
    hatten begonnen, als Diskussionsredner in anderen Ver-sammlungen aufzutreten. Natürlich wurde jeder von uns sofort niedergeschrien. Allein ein Erfolg war doch vorhan-den. Man lernte uns kennen, und in eben dem Maße, in dem sich diese Kenntnis vertiefte, stiegen die Abneigung und Wut gegen uns. So durften wir also wohl darauf hof- fen, bei unserer ersten großen Massenversammlung den Besuch unserer Freunde aus dem roten Lager in größtem Umfange zu erhalten.
    Auch ich war mir klar darüber, daß die Wahrscheinlich-keit einer Sprengung groß war. Allein der Kampf mußte eben ausgetragen werden, wenn nicht jetzt, dann einige Monate später. Es lag ganz bei uns, schon am ersten Tage die Bewegung durch blindes, rücksichtsloses Einstehen für sie zu verewigen. Ich kannte vor allem die Mentalität der Anhänger der roten Seiten nur zu gut, um nicht zu wissen, daß ein Widerstand bis zum äußersten am ehesten nicht nur Eindruck erweckt, sondern auch Anhänger gewinnt. Zu diesem Widerstand mußte man eben entschlossen sein.
    Der damalige erste Vorsitzende der Partei, Herr Harrer, glaubte, meinen Ansichten in bezug auf den gewählten Zeit-punkt nicht beipflichten zu können und trat in der Folge als ehrlicher, aufrechter Mann von der Führung der Be-wegung zurück. An seine Stelle rückte Herr Anton Drexler vor. Ich selber hatte mir die Organisation der Propaganda vorbehalten und führte diese nun auch rücksichtslos durch.
    So wurde als Termin für die Abhaltung dieser ersten großen Volksversammlung der noch unbekannten Bewegung der 24. Fe-bruar 1920 bestimmt.
    Die Vorbereitungen leitete ich persönlich. Sie waren sehr kurz. Überhaupt wurde der ganze Apparat darauf ein- gestellt, blitzschnelle Entscheidungen treffen zu können. Zu Tagesfragen sollte in Form von Massenversammlungen innerhalb vierundzwanzig Stunden Stellung genommen werden. Die Ankündigung derselben sollte durch Plakate und Flugblätter stattfinden, deren Tendenz nach jenen Gesichtspunkten bestimmt wurde, die ich in meiner Ab-
    Verbrüderung zwischen Marxismus und Zentrum 402
    handlung über Propaganda in groben Umrissen schon niedergelegt habe. Wirkung auf die breite Masse, Konzen-tration auf wenige Punkte, immerwährende Wiederholung derselben, selbstsichere und selbstbewußte Fassung des Textes in den Formen einer apodiktischen Behauptung, größte Beharrlichkeit in der Verbreitung und Geduld im Erwarten der Wirkung.
    Als Farbe wurde grundsätzlich Rot gewählt, sie ist die aufpeitschendste und mußte unsere Gegner am meisten empören und aufreizen und uns ihnen dadurch so oder so zur Kenntnis und in Erinnerung bringen.
    In der Folgezeit zeigte sich auch in Bayern die innere Verbrüderung zwischen Marxismus und Zentrum als po-litischer Partei am klarsten in der Sorge, mit der die hier regierende Bayerische Volkspartei die Wirkung unserer Plakate auf die roten Arbeitermassen abzuschwächen und später zu unterbinden versuchte. Fand die Polizei kein anderes Mittel, dagegen einzuschreiten, dann mußten zum Schluß „Verkehrsrücksichten“ herhalten, bis man endlich dem inneren, stillen, roten Bundesgenossen zuliebe unter fördernder Beihilfe einer sogenannten Deutschnationalen Volkspartei diese Plakate, die Hunderttausende von inter-nationalen, verhetzten und verführten Arbeitern dem deut-schen Volkstum wiedergegeben hatten, gänzlich verbot. Diese Plakate – der ersten und zweiten Auflage dieses Buches als Anhang beigefügt – können am besten das ge-waltige Ringen belegen, das die junge Bewegung in dieser Zeit ausfocht. Sie werden aber auch vor der Nachwelt Zeug-nis ablegen für das Wollen und die Aufrichtigkeit unserer Gesinnung und die Willkür sogenannter nationaler Behör- den in der Unterbindung einer ihnen unbequemen Nationa-lisierung und damit Wiedergewinnung breiter Massen un-seres Volkstums.
    Sie werden auch die Meinung zerstören helfen, als ob sich in Bayern eine nationale Regierung an sich befände, und vor der Nachwelt noch dokumentieren, daß das natio-nale Bayern der Jahre 1919, 1920, 1921, 1922 und 1923 nicht etwa das Ergebnis einer nationalen Regierung war,
    Pöhner und Frick 403
    sondern diese nur gezwungenerweise Rücksicht nehmen mußte auf ein allmählich national fühlendes Volk.
    Die Regierungen selber taten alles, um diesen Gesun-dungsprozeß zu unterbinden und unmöglich zu machen.
    Zwei Männer nur muß man dabei ausnehmen:
    Der damalige Polizeipräsident Ernst Pöhner und sein treuer Berater, Oberamtmann Frick, waren die ein-zigen höheren Staatsbeamten, die schon damals den Mut besaßen, erste Deutsche und dann Beamte zu sein. An ver-antwortlicher Stelle war Ernst Pöhner der einzige, der nicht um die Gunst der Massen buhlte, sondern sich seinem Volkstum verantwortlich fühlte und bereit war, für die Wiederauferstehung des von ihm über alles geliebten deutschen Volkes alles, auch, wenn nötig, seine persönliche Existenz auf das Spiel zu setzen und zu opfern. Er war denn auch immer der lästige Dorn in den Augen jener käuflichen Beamtenkreaturen, denen nicht das Interesse ihres Volkes und die notwendige Freiheitserhebung des-selben, sondern der Befehl des Brotgebers das Gesetz des Handelns vorschreibt, ohne Rücksicht auf das Wohl des ihnen anvertrauten nationalen Gutes.
    Vor allem aber gehörte er zu jenen Naturen, die im Unter-schied zu den meisten Hütern unserer sogenannten Staats-autorität die Feindschaft der Volks- und Landesverräter nicht fürchten, sondern sie als selbstverständliches Gut des anständigen Mannes ersehnen. Der Haß von Juden und Marxisten, ihr ganzer Kampf voll Lüge und Verleumdung waren für ihn das einzige Glück inmitten des Elends unseres Volkes.
    Ein Mann von granitener Redlichkeit, von antiker Schlichtheit und deutscher Geradlinigkeit, bei dem das Wort „lieber tot als Sklave“ keine Phrase, sondern den Inbegriff seines ganzen Wesens bildete.
    Er und sein Mitarbeiter Dr. Frick sind in meinen Augen die einzigen, die von Männern in staatlicher Stellung das Recht besitzen, als Mithersteller eines nationalen Bayerns zu gelten. –
    Ehe wir nun zur Abhaltung unserer ersten Massen-
    Die Abfassung des Programms 404
    versammlung schritten, mußte nicht nur das notwendige Propagandamaterial bereitgestellt, sondern mußten auch die Leitsätze des Programms im Druck niedergelegt werden.
    Ich werde die Richtlinien, die uns besonders bei der Ab-fassung des Programms vor Augen schwebten, im zweiten Bande auf das gründlichste entwickeln. Ich will hier nur feststellen, daß es geschaffen wurde, nicht nur um der jungen Bewegung Form und Inhalt zu geben, sondern um deren Ziele der breiten Masse verständlich zu machen.
    Aus sogenannten Intelligenzkreisen hat man darüber ge-witzelt und gespöttelt und versucht, daran Kritik zu üben. Die Richtigkeit unserer damaligen Auffassung aber hat die Wirksamkeit dieses Programms ergeben.
    Ich habe in diesen Jahren Dutzende von neuen Be-wegungen erstehen sehen, und sie alle sind wieder spur- los verschwunden und verweht. Eine einzige blieb: die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. Und heute hege ich mehr denn je die Überzeugung, daß man sie be-kämpfen kann, daß man versuchen mag, sie zu lähmen, daß kleine Parteiminister uns die Rede und das Wort ver- bieten können, den Sieg unserer Gedanken werden sie nimmermehr verhindern.
    Wenn von der gesamten heutigen Staatsauffassung und ihren Vertretern nicht einmal die Erinnerung mehr die Namen künden wird, werden die Grundlagen des national-sozialistischen Programms die Fundamente eines kommen-den Staates sein.
    Die viermonatige Versammlungstätigkeit vor dem Ja- nuar 1920 hatte uns langsam die kleinen Mittel erübrigen lassen, die wir zur Drucklegung unserer ersten Flugschrift, unseres ersten Plakates und unseres Programms be- nötigten.
    Wenn ich als Abschluß dieses Bandes diese erste große Massenversammlung der Bewegung nehme, so geschieht es deshalb, weil mit ihr die Partei den engen Rahmen eines kleinen Vereins sprengte und an Stelle dessen zum ersten Male bestimmend auf den gewaltigen Faktor unserer Zeit, die öffentliche Meinung, einwirkte.
    Erstmalige Erläuterung des Programms 405
    Ich selbst besaß damals nur eine einzige Sorge: Wird der Saal gefüllt sein, oder werden wir vor gähnender Leere sprechen? Ich hatte die felsenfeste innere Über-zeugung, daß, wenn die Menschen kommen würden, der Tag ein großer Erfolg für die junge Bewegung werden müsse. So bangte ich dem damaligen Abend entgegen.
    Um 7.30 Uhr sollte die Eröffnung stattfinden. 7.15 Uhr betrat ich den Festsaal des Hofbräuhauses am Platzl in München, und das Herz wollte mir fast vor Freude zer-springen. Der gewaltige Raum, denn gewaltig kam er mir damals noch vor, war mit Menschen überfüllt, Kopf an Kopf, eine fast zweitausend Menschen zählende Masse. Und vor allem – es waren die gekommen, an die wir uns wenden wollten. Weit über die Hälfte des Saales schien von Kommunisten und Unabhängigen besetzt. Unsere erste große Kundgebung war von ihnen zu einem schnellen Ende bestimmt worden.
    Allein es kam anders. Nachdem der erste Redner geendet, ergriff ich das Wort. Wenige Minuten später hagelte es Zwischenrufe, im Saal kam es zu heftigen Zusammenstößen. Eine Handvoll treuester Kriegskameraden und sonstige An-hänger schlugen sich mit den Störenfrieden und vermochten erst nach und nach einige Ruhe herzustellen. Ich konnte wieder weitersprechen. Nach einer halben Stunde begann der Beifall das Schreien und Brüllen langsam zu übertönen.
    Und nun ergriff ich das Programm und begann es zum ersten Male zu erläutern.
    Von Viertelstunde zu Viertelstunde wurden die Zwischen-rufe mehr und mehr zurückgedrängt von beifälligen Zu-rufen. Und als ich endlich die fünfundzwanzig Thesen Punkt für Punkt der Masse vorlegte und sie bat, selber das Urteil über sie zu sprechen, da wurden sie nun eine nach der anderen unter immer mehr sich erhebendem Jubel an-genommen, einstimmig und immer wieder einstimmig, und als die letzte These so den Weg zum Herzen der Masse ge-funden hatte, stand ein Saal voll Menschen vor mir, zu-sammengeschlossen von einer neuen Überzeugung, einem neuen Glauben, von einem neuen Willen.
    Die Bewegung nimmt ihren Lauf 406
    Als sich nach fast vier Stunden der Raum zu leeren be-gann und die Masse sich Kopf an Kopf wie ein langsamer Strom dem Ausgange zuwälzte, zuschob und zudrängte, da wußte ich, daß nun die Grundsätze einer Bewegung in das deutsche Volk hinauswanderten, die nicht mehr zum Ver-gessen zu bringen waren.
    Ein Feuer war entzündet, aus dessen Glut dereinst das Schwert kommen muß, das dem germanischen Siegfried die Freiheit, der deutschen Nation das Leben wiedergewinnen soll.
    Und neben der kommenden Erhebung fühlte ich die Göt- tin der unerbittlichen Rache schreiten für die Meineidstat des 9. November 1918.
    So leerte sich langsam der Saal.
    Die Bewegung nahm ihren Lauf.
Sort:  

Richtig, ungeachtet jeder Wertung. Ist doch wichtig das auch dieses Werk Öffentlich zugänglich bleibt.

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