200 Jahre Murks mit MarxsteemCreated with Sketch.

in #deutsch6 years ago (edited)

„How do you tell a Communist? Well, it’s someone who reads Marx and Lenin. And how do you tell an anti-Communist? It’s someone who understands Marx and Lenin.“ (Ronald Reagan, zit. n. Christscha)

Wenn ich mir etwas von den frühestens Erinnerungen daran behalten habe, was wir damals in der Schule über Karl Marx gelernt haben, so war das der Name seiner Frau wie auch seiner (ältesten) Tochter (Jenny) und die bedauerlichen, ärmlichen Lebensumstände in denen die Familie in London mehr dahin vegetieren als leben mußte sowie die Hilfe des gar zu großherzigen Freundes Friedrich Engels. Aus heutiger Perspektive sind das die letzten Überreste realsozialistische Geschichtsklitterung, die uns einst in der DDR von Kindesbeinen an zu "sozialistischen Persönlichkeiten" formen sollte. Kindgerecht verpackt u.a. im Roman "Mohr und die Raben von London" von Vilmos und Ilse Korn. Schulliteratur der Sechsten Klasse, 1969 unter der Regie von Helmut Dziuba von der DEFA verfilmt.

Gut 25 Jahre nach der "Wende" ist festzustellen, daß diese Konditionierung bei den meisten meiner Generation mehr und bei wenigen leider weniger versagt hat. Aber dieser bärtige Mann aus Trier hat trotzdem Generationen nach ihm geprägt, die letztlich in seinem Namen auch viel Schrecken und Leid erfahren mußten. Wladimir Iljitsch Lenin, Josef Stalin, Mao Tse-tung, Fidel Castro, Pol Pot, Walter Ulbricht, Erich Honecker und die auch die RAF mordeten in seinem Namen, unterdrücken, folterten und sperrten ein, verwehrten Unzähligen die Chance auf ein freies, selbstbestimmtes Leben. Die "sozialistische" Schreckensherrschaft kostet mehr als 100 Millionen Menschen das Leben. In Worten: Einhundert Millionen. In Zahlen: 100.000.000.

Damit ist - abgesehen vielleicht von Nordkorea - vorläufig zwar erst mal Schluß, aber Karl Marx ist 200 Jahre nach seiner Geburt und 135 Jahre nach seinem Tod nach wie vor immer noch mitten unter uns. Er glänz neuerdings sogar wieder unter einem befremdlichen Heiligenschein: "Überall wird das Loblied auf Karl Marx gesungen, Kritik bleibt aber aus". Den Vorsitzender der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft Dieter Dombrowski findet es beschämend, daß mit Zustimmung des Trierer Stadtrates in Marx' Geburtsstadt eine Monumentalstatue errichtet wurde - ein Geschenk Chinas.

Welch heftiger Schlag ins Gesicht der Opfer muß es gewesen sein, als erst gestern EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Karl Marx von der Verantwortung für die Verbrechen des Kommunismus freigesprochen hat? Doch damit hat er Unrecht.

Nicht seine Musterschüler haben Marx' Lehre zur Basis einer verbrecherischen Ideologie gemacht, schon in den Schriften des Philosophen selbst trieft es nur so von Totalitarismus, Rassismus und Unterdrückungsphantasien: Kommunismus ist nur totalitär und autoritär denkbar. Er kennt keine freien, selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Individuen. Auch "gleicher Arbeitszwang für alle" ist letztlich nichts anderes als Zwangsarbeit.

Nach Marx war es die "historische Mission der Arbeiterklasse", daß der "Klassenkampf" zwischen „Lumpenproletariat“ und „Bourgeoisie“ in der „Diktatur des Proletariats“ über eine "klassenlosen Gesellschaft" münden sollte. 1852 schrieb Marx in einem Brief an Joseph Weydemeyer:

„Was ich neu tat, war 1. nachzuweisen, dass die Existenz der Klassen bloß an bestimmte historische Entwicklungsphasen der Produktion gebunden ist; 2. dass der Klassenkampf notwendig zur Diktatur des Proletariats führt; 3. dass diese Diktatur selbst nur den Übergang zur Aufhebung aller Klassen und zur klassenlosen Gesellschaft bildet.“ (MEW 28, S. 507f.)

So hat man es auch mir in der Schule einzutrichtern versucht. Nur daß das ohne Rücksicht auf Verluste erfolgen sollte, hat man damals weggelassen. Wie sollten sich jungen Menschen auch mit den Geknechteten dieser Welt solidarisieren, wenn es am Ende doch nur um eine neuerliche Knechtschaft - freilich unter entgegengesetzten Vorzeichen - ging?

Nun verhält es sich aber mit den "Klassen" in historischer Betrachtung nicht so, wie Marx und das weismachen will. Er ist uns sogar eine eigene Definition des Begriffs "Klasse" oder gar eine systematischen Behandlung schuldig geblieben, obwohl sich große Teile seines Werkes mit ihnen befassen und der "Klassenkampf" mit allem was daraus folgt, Kern der Marx'schen Lehre ist. Im "Manifest der Kommunistischen Partei" von 1848 heißt es zwar:

„Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen.“ (MEW 4, S. 462)

Doch in Wahrheit läßt sich die menschliche Geschichte mit ihren vielschichtigen ethnischen, religiösen und nationalstaatlichen Spannungsverhältnissen nicht auf den "Klassenkampf" reduzieren. Der Versuch, allein in die Aneigner und die Erzeugern des Mehrwerts zu unterscheiden, bildet die Lebenswirklichkeit nicht ab. Beide Rollen sind nicht streng voneinander zu trennen. Sobald ein Lohnarbeiter einen Untermieter bei sich aufnimmt oder ein Nebengewerbe (=Privateigentum an Produktionsmitteln) betreibt, vereint er beide Rollen in seiner Person. Außerdem zeigt z.B. die Geschichte der alten BRD bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts, daß durch die soziale Marktwirtschaft sowohl die negativen Auswüchse des Kapitalismus zurückgedrängt werden, als auch sehr große Teile des Volkes zu erheblichem Wohlstand gelangen können. Damals profitierten vom unternehmerischen Erfolg auch die Arbeiter und Angestellten. Unternehmer können sozial verantwortlich handeln, wie auch jeder Einzelne - unabhängig von seiner "Klasse" - zu ausgesprochen egoistischer und unsozialer Raffgier in der Lage sein kann. Auch wenn Marx' die Welt und den Menschen allein auf einen Materialismus zurückführen will, so greift das ebenfalls zu kurz. Konsum und Besitz sind stets nur eine Ersatzbefriedigung. Sinnstiftend wirkt allein die ideelle Ebene: das Metaphysische, letztlich das Religiöse im weitesten Sinne, die Transzendenz.

Auch der Mensch Karl Marx will nicht so zu seinem ideologischen Heiligenschein passen: Marx' Leben war von ständigem Geldproblemen geprägt, die er auf Kosten von Freunden und Familie zu lösen versuchte. Der Vater der kommunistischen Heilslehre schlug sich - so Wolfram Weimer - "als aggressiver Schmarotzer auf Kosten von Familie und Freunden undankbar durchs Leben" und machte selbst vor dem letzten Geld seiner verwitweten Mutter nicht halt. Er konnte nicht abwarten, daß Verwandte früh genug starben, um an deren Erbe zu kommen. Die schwere Erkrankung seines Onkels kommentiere er mit den Worten: "Stirbt der Hund jetzt, bin ich aus der Patsche heraus." (zit. n. Weimer) Um den Sohn, den er mit dem Dienst- und Kindermädchen Helena Demuth gezeugt hatte, kümmerte sich Marx nicht. Die Mutter mußte ihn zu Pflegeeltern geben. Das Kind durfte seine Mutter nur selten besuchen und dann nur durch die Hintertür in der Küche.

Mit Familie hatte es Marx bekanntlich nicht so, jedenfalls nachdem, was im "Kommunistischen Manifest" zu lesen ist:

„Aufhebung der Familie! Selbst die Radikalsten ereifern sich über diese schändliche Absicht der Kommunisten. Worauf beruht die gegenwärtige, die bürgerliche Familie? Auf dem Kapital, auf dem Privaterwerb. [...] Aber, sagt ihr, wir heben die trautesten Verhältnisse auf, indem wir an die Stelle der häuslichen Erziehung die gesellschaftliche setzen. [...] Und ist nicht auch eure Erziehung durch die Gesellschaft bestimmt? Durch die gesellschaftlichen Verhältnisse, innerhalb derer ihr erzieht, durch die direktere oder indirektere Einmischung der Gesellschaft, vermittelst der Schule usw.? Die Kommunisten erfinden nicht die Einwirkung der Gesellschaft auf die Erziehung; sie verändern nur ihren Charakter, sie entreißen die Erziehung dem Einfluß der herrschenden Klasse.“ (MEW 4, 459-493)

Im Zeitalter von staatlich propagierten Doppelverdienerfamilien, Fremdbetreuung und Ganztagsschulen hinterläßt das zweifellos einen bitteren Nachgeschmack. Der Kampf um die Hoheit über die Kinderbetten hat längst begonnen. Wird der Kommunismus (oder was auch immer) schon eingeführt ohne daß wir es merken? Und wie verhält es sich mit Marx' und dem leider allzu laschen Umgang mit dem importierten Antisemitismus unserer Tage?

Karl Marx' Vorfahren waren sowohl mütterlicher - wie väterlicherseits bedeutende Rabbinerfamilien, sein Onkel Rabbiner in der Heimatstadt Trier. Um den Anwaltsberuf auch weiter ausüben zu können, nachdem das Napoleonische Trier an Preußen gefallen war, ließ sich die Familie taufen. Am 26. August 1824 wurden Karl und sechs weitere Geschwister Protestanten. Die Familiengeschichte hielt ihn nicht davon ab 1843 die antisemitische Hetzschrift "Zur Judenfrage" zu verfassen, in der er das Judentum als unsozial, eigennützig, menschenverachtend und geldgierig diffamierte. Den "jüdische Nigger [Ferdinand] Lasalle", der Vater der deutschen Sozialdemokratie, charakterisierte Marx mit folgenden Worten:

"Es ist mir jetzt völlig klar, dass er, wie auch seiner Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist, von Negern abstammt, die sich dem Zug des Moses aus Ägypten anschlossen. Nun, diese Verbindung von Judentum und Germanentum mit der negerhaften Grundsubstanz müssen ein sonderbares Produkt hervorbringen. Die Zudringlichkeit des Burschen ist auch niggerhaft." (zit. n. Weimer)

Selbst sein eigener Schweigersohn machte Marx zum Ziel seiner rassistischen Entgleisungen. Aufgrund dessen schwarzafrikanischer Vorfahren betitelte er ihn als „Abkömmling eines Gorillas“. (zit. n. Schupelius) Carl Schurz, 1848er-Revolutionär auf der der Flucht nach Amerika, hielt seine Eindrücke von Marx für die Nachwelt fest: „Nie habe ich einen Menschen gesehen von so verletzender, unerträglicher Arroganz des Auftretens.“ (zit. n. Bonhorst) Damit bringt er die Sache wohl auf den Punkt. Vom Jubeln hält das heute niemanden mehr ab.

Jene unerträgliche Arroganz wohnt auch der Marx'schen inne. Mit dem "Kapital" schuf er vielleicht "die" Anleitung zur Errichtung von Diktaturen. Im Gegensatz zu Hitler war Marx durchaus ein brillanter Denker. Wir können also froh sein, daß von den geplanten sechs Bänden nur einer ganz und zwei fast fertig geworden sind. Bereits vor dem "Kapital" war klar, wo die ideologische Reise hingehen sollte. So heißt es in "Die deutsche Ideologie" (1846):

„Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand, der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben [wird]. Wir nennen Kommunismus die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt.“ ( MEW 3, S. 35)

Was nun die Anpassung der Wirklichkeit an die Ideologie angeht, so ist den offenen und verkappten Marxisten aller Zeiten eines gemein: sie wollen das "dumme Volk" zu seinem Glück zwingen, notfalls mit Gewalt. Was das Volkes "Glück" aber sein soll, haben sie natürlich selbst schon festgelegt. Das ist dann "alternativlos". Was nicht sein darf, das gibt es nicht. Für die gute und gerechte Sache muß eben vertuscht, relativiert, beschönigt und jeder auch zum Schweigen gebracht werden, der sich seiner Sinneseindrücke allzu gewiß ist. Ohne Rücksicht auf Grundrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Woher kommt uns das alles nur so schrecklich bekannt vor?

Zum Schluß ein kleines Bonmot am Rande: Der Besuch von Marx' Grab auf einem Privatfriedhof kostet Geld. Ob der Vater des Kommunismus wohl damit einverstanden wäre? - Ich vermute nein, aber das Geld hätte der trotzdem genommen. Etwa 6 bis 10 Euro je Besucher.

Quellen und weiterführende Links:

Titelbild: By Karl Marx - Маркс К., Энгельс Ф. Немецкая идеология // Собр. соч., изд. 2, т. 3. — М.: Политиздат, 1955. — C. 13 —689 с., Public Domain, Link

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