Florenz – Zweite Etappe: Die Uffizien, erster Teil: Außenansichten, Architektur, Über- und Ausblicke und Corridoio Vasariano

in #deutsch7 years ago

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Das ist eines der bekanntesten Gemälde der abendländischen Kunst mit dem Titel „Primavera“ (dt. Frühling) von Sandro Botticelli (1445 – 1510), einem berühmten italienischen Maler und Zeichner der Frührenaissance. Es zählt zu den berühmtesten Exponaten der Uffizien. In der Mitte sieht man Venus und über ihr den blinden Amor, der gerade im Begriff ist, einen Pfeil abzuschiessen. Ganz links hält Merkur anscheinend mit seinem Zauberstab Caduceus die dunklen Wolken auf.

Dazwischen tanzen die drei Grazien, Sinnbild für weibliche Anmut und Schönheit, einen Reigen. Ganz rechts der Windgott Zephyr, der die Nymphe Chloris, aus deren Mund Rosenblätter quellen, mit Gewalt ergreift, erobert und sie in der Folge zu seiner Gattin macht und im Zuge dessen in die Frühlingsgöttin Flora verwandelt, die direkt daneben zu sehen ist, wie sie Rosen ausstreut.

Die Uffizien (offizieller Name: Le Gallerie degli Uffizi; dt.: Die Galerien der Uffizien; der Begriff Galerie für eine Kunstsammlung oder -ausstellung kommt sehr wahrscheinlich von diesen Gallerie) zählen zu den berühmtesten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Wie in der ersten Etappe vom 30.9.17 mehrmals erwähnt liegen sie direkt neben der Piazza della Signoria und dem Palazzo Vecchio und der Westtrakt ist baulich mit der Loggia dei Lanzi verbunden. Der kurze südliche Verbindungstrakt liegt direkt am Ufer des Arno. Die Einleitung zum Wikipedia-Artikel (kopiert am 16.10.17):

Die Uffizien (italienisch uffici, deutsch ‚Büros‘) sind ein von 1559 bis etwa 1581 ursprünglich für die Unterbringung von Ministerien und Ämtern in Florenz errichteter Gebäudekomplex. Architekten waren Giorgio Vasari, Bernardo Buontalenti und Alfonso Parigi der Jüngere. Im Gebäude befindet sich seit ihren Anfängen um 1580 die Kunstsammlung Galleria degli Uffizi mit Werken der Malerei und Bildhauerei von der Antike bis zum Spätbarock. Sie gelten als eines der bekanntesten Kunstmuseen der Welt und waren von Anfang an öffentlich zugänglich.

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Ein Blick vom Korridor des Westtraktes Richtung Südwesten über die Dächer der Stadt
Die Gebäude im Vordergrund von rechts unten bis links oben gehören sehr wahrscheinlich zu den Uffizien.

Die Hauptsache sind hier natürlich die Kunstwerke (wobei ich mich ob der Fülle an erstklassiger Kunst eng beschränken muss, um nicht den Rahmen zu sprengen; irgendwer sagte mal, dass die Kunst im Weglassen liegt, wie recht er hatte!). Aber auch die Anlage, die Architektur, die Aussen- und Innenansichten und die Ausblicke sind sehenswert, so dass ich diese als ersten Teil einführend voranstelle.

Aufgrund der Bedeutung und des Umfanges dieser Kunstsammlung und der großen Zahl der Werke von Weltrang habe ich mich entschieden, diese in zwei weiteren Teilen zu präsentieren: Im zweiten Teil Malerei und im dritten Teil Malerei und Skulpturen.

An dieser Stelle komme ich zurück auf den hoch gelegenen Vebindungsgang vom Palazzo Vecchio zum Uffizien-Osttrakt, den ich in der ersten Etappe erwähnt und gezeigt habe und dabei auf diese zweite Etappe verwiesen habe. Es handelt sich um das eine Ende des Corridoio Vasariano (dt. Vasarikorridor), ein faszinierendes Bauwerk und sicher das längste von Florenz. Hier wieder die Einleitung des Wikipedia-Artikels:

Der Vasarikorridor (auch Vasarianischer Korridor; italienisch: Corridoio Vasariano) ist ein überdachter Korridor in Florenz, der den Palazzo Vecchio mit dem Palazzo Pitti verbindet und dabei über dem Ponte Vecchio den Arno überquert. Die Gesamtlänge des Corridoio Vasariano wird variierend mit zwischen 800 und 1000 Metern angegeben.

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Später mehr dazu. Jetzt ein Plan und einige Aussenansichten:

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Aufgenommen vom Rand der Piazza della Signoria zwischen Palazzo Vecchio und Loggia dei Lanzi, links die Gasse, über der der Vasarikorridor ist, rechts die langgestreckte Piazzale degli Uffizi (dt. Großer Platz der Uffizien). Es ist der Osttrakt mit seinem mächtigen Arkadengang, hinten sieht man einen Teil des südlichen Verbindungstraktes. In den Nischen sind viele berühmte und auch einige weniger berühmte Künstler verewigt. Achtung: Die beiden auf Erdbodenniveau leben und dürfte eher unberühmt sein! :-)

Der Einlass für Besucher ohne Reservierung befindet sich etwa hinter der zweiten Vierecksäule. Von dort steht in der Hochsaison die Schlange zeitweise bis ganz hinter und mit einer Kehrtwende wieder ein Stück zurück! Als ich zweimal da war im November 2016 waren jeweils weniger als 10 Leute vor mir, obwohl es einmal Sonntag mittag war.

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Hier sieht man den selben Arkadengang von der Gegenseite vom Arnoufer aus in Richtung Norden und Piazza della Signoria. Der schöne Farbkontrast zwischen dem künstlichen Licht und dem bläulichen Abendlicht an der Südfassade rührt von der Blauen Stunde her, wenn auch die Helligkeit von künstlichem und natürlichem Licht etwa gleich ist.

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Das ist der zentrale Teil des Arkadenganges des Südtraktes mit seiner kuppelförmigen Decke. Der Effekt der Blauen Stunde kommt hier gut heraus. Im Hintergrund ist der Torre Arnolfo (dt. Arnolfo-Turm) des Palazzo Vecchio.

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Direkt darüber der mittlere Teil der Südfassade, die zum Arno schaut. Im obersten Stockwerk habe ich 2 Tage vorher das folgende Foto gemacht:

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Hier die gleiche Blickrichtung wie im drittletzten Bild, aber vom 2. Stock des Südtraktes - also vom Museum - aus. Im Hintergrund sieht man die Domkuppel und den Palazzo Vecchio, bei genauem Hinsehen auch einen Teil der Ostseite der Loggia dei Lanzi.

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Das ist der lange Korridor im 2. Stock des Osttraktes von Nord nach Süd (auf dem vorigen Bild der rechte Trakt, Fotografenstandpunkt ganz oben und ganz am Ende). Der Museumseingang ist auf der linken Seite gut sichtbar. Beidseitig sind wie auch im anschliessenden Süd- und dann Westkorridor dutzende von Skulpturen aufgereiht, Originale und Kopien (dazu mehr im dritten Teil).

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Der gleiche Korridor von der Gegenseite gesehen

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Noch eine Detailansicht dazu: Das ist einer der vielen gleichförmigen Deckenabschnitte dieses Ganges, die alle auf diese reichhaltige, feingliedrige Art und Weise ausgemalt sind, aber mit unterschiedlichen Motiven.

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Vom fast selben Standpunkt wie beim vorletzten Foto aus hinausfotografiert auf den Arno und zum Piazzale Michelangelo (dt. Großer Michelangelo-Platz), dem wichtigsten Aussichtspunkt von Florenz, der wohl eine der schönsten Stadtansichten der Welt bietet!

Dieser ist allerdings kaum erkennbar über dem roten Haus im Hintergrund. Weiter rechts und etwas höher gelegen ist die bedeutende, sehr alte und sehr sehenswerte Abtei und Basilika San Miniato al Monte mit Friedhof und ebenfalls grandioser Aussicht. Zu beidem und zum Arno schreibe ich noch Artikel.

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Hier haben wir ihn wieder, den Vasarikorridor, am anderen Ende der Uffizien. Er führt vom Palazzo Vecchio über den besagten hohen Verbindungsgang in und durch die Uffizien, dann in einen benachbarten Palazzo und von dort hinaus über die Uferstraße, dann am Ufer entlang, dann über die weltberühmte Ponte Vecchio (dt. alte Brücke; älteste Brücke von Florenz), von der er einen Teil bildet und dann – nicht mehr sichtbar – weiter bis zum Palazzo Pitti. Nochmal Wikipedia (kopiert am 19.10.17):

Auf Wunsch des Großherzogs Cosimo I. de’ Medici entstand der Korridor zwischen den Monaten März und Dezember 1565 […] Der Grund für den Bau war die bereits seit etwa 15 Jahren bestehende parallele Existenz zweier Herrschaftssitze – des Palazzo Vecchio auf der nördlichen und des Palazzo Pitti auf der südlichen Arnoseite –, deren Verbindungsweg über die öffentlichen Straßen und Brücken für den Großherzog ein Sicherheitsrisiko darstellte. […] Ein Vorbild des Baus dürfte beispielsweise im mittelalterlichen Verbindungsgang des Passetto di Borgo in Rom zu sehen sein, der dem Papst die sichere Passage zwischen Vatikanstadt und Engelsburg erlaubte.

Der ursprüngliche Korridor des Vasarikorridors beginnt mit einer Überquerung der Via della Ninna zwischen dem Palazzo Vecchio und dem zweiten Obergeschoss der Uffizien. Nach der Durchquerung der Uffizien verlässt der Besucher des Korridors das Uffizien-Gebäude, betritt einen benachbarten Palazzo und verlässt diesen wiederum auf der Höhe zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoss in Richtung Arno, wo er nach zwei rechtwinkligen Abbiegungen des Gangs über den Ponte Vecchio geführt wird. [...]

In der Kirche Santa Felicita öffnet sich der Korridor zu einer Empore, die der großherzoglichen Familie den Blick ins Kirchenschiff und die Teilnahme an der Messe erlaubt hatte. [...] Der Korridor führt von dort weiter bis zum Palazzo Pitti, wo man entweder den Boboli-Garten auf der Höhe der Grotta Grande betreten oder weiter bis direkt in das Innere des Palastes gehen kann.

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Der kurze südliche Korridor von West nach Ost

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So wie das erste Foto einen Vorgeschmack auf die folgenden Teile bietet, ist es auch hier mit dem letzten Foto, das sowohl von der Architektur als auch von der Malerei und der Skulptur einen besonderen Rang innehat. Es ist die Tribuna, der Raum Nr. 18, neben dem oben abgebildeten Ostkorridor. Erwähnt sei hier vor allem die Venus der Medici in der Mitte, auch Mediceische Venus genannt, die berühmteste antike Skulptur der Uffizien, die Botticelli als Vorlage für das berühmteste Gemälde der Uffizien, Die Geburt der Venus, diente.

Es gäbe hier sehr viel herausragende Kunst zu fotografieren, aber leider darf man nicht hinein, sondern kann vom Eingang nur ein ganz kleines Stück vorgehen bis zur Absperrung, wo es aufgrund des Besucherandrangs recht beengt ist, also denkbar ungünstige Voraussetzungen zum Fotografieren. Ein letztes Mal Wikipedia (kopiert am 20.10.17):

1580–1588 wurde durch Buontalenti im Obergeschoss der Uffizien für die Präsentation weiterer Kunstwerke die berühmte Tribuna errichtet, ein Raum auf achteckigem Grundriss, der öffentlich zugänglich war.

Eine sehr gute Beschreibung findet sich bei Uffizi.com (kopiert am 20.10.17):

Dieser achteckige Raum (tribuna auf Italienisch) geht auf Francesco I. [de Medici, Anm.] zurück und stellt den ältesten Teil der Ausstellungsräumlichkeiten dar. Im Laufe der Zeit war der Kuppelraum immer wieder Änderungen ausgesetzt und wurde zuletzt 2012 komplett neu gestaltet. Struktur, Dekoration und Ausstattung des Raumes sollten auf die vier Elemente des Universums anspielen: Luft, Wasser, Erde und Feuer. Der Raum ruft durch seine kostbare Aufmachung Staunen hervor: von den ca. sechstausend Muscheln, die die Innenseite der Kuppel auskleiden, über die mit karmesinrotem Samt bekleideten Wände, bis hin zum reich mit Pflanzen und Tieren dekorierten Tafelwerk an der Unterseite der Wände.

In der Mitte des Saals befindet sich der berühmte achteckige Tisch in Pietra-dura-Arbeit, der nach einem Entwurf von Jacopo Ligozzi in den großherzoglichen Werkstätten angefertigt wurde. Umgeben ist der Tisch von herausragenden Beispielen klassischer Bildhauerkunst, wie Lo Scita oder der Venus der Medici. […] Aufgrund der enormen Besucherzahlen waren die prachtvollen Böden im Laufe der Jahre stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Dies hat zu einem generellen Zutrittsverbot des Raumes geführt, dessen Inneres jedoch weiterhin uneingeschränkt bewundert werden kann.

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Ausführlich informiert und ausgesprochen fleißig präsentiert, @mundharmonika. Ich verstehe die Zurückhaltung der Kuratoren nicht!

Danke für deine lobenden Worte und das großzügige Upvote, @afrog! Vielleicht liegt es am WE + schönem Wetter, ich bin jedenfalls guter Hoffnung.

Weil der Payout auf deinen sehr schönen Hauptartikel hier noch etwas mager ist, bekommt auch dieser Kommentar ein paar Cent Aufschlag durch mein Upvote.

Herzlichen Dank, da freut man sich, wenn man von den Delphinen (Walen?) so großzügig bedacht wird!

Habe auf alle Fälle mal resteemed. Es wäre schade um den guten Artikel, würde er im Reward verkümmern.

Da du einer der fleißigsten und besten Kuratoren bist, schaue ich gelegentlich nach, wo du gerade votest und werde so auf den einen oder anderen guten Artikel aufmerksam. So auch auf diesen.

Ein sehr informativer, wunderbar bebildeter Bericht!

Bei deiner Ankündigung weiterer Reiseberichte aus "bella Italia" in der Anwort an @asperger-kids hüpft mein Herz ;)

Danke für dein Lob! Es ist schon aufwändig, aber ich mache es ja gern und mit Liebe, und es wird mir die Mühe bei den zukünftigen Berichten immer wert sein, nachdem ich weiss, dass es wertgeschätzt wird.

Ich kann mir den immensen Arbeitsaufwand, der - abgesehen vom Fotografieren - mit dem Recherchieren, Foto bearbeiten, Schreiben und Formatieren des Artikels verbunden ist, sehr gut vorstellen. Die Liebe und Sorgfalt, mit der du schreibst, ist spürbar :)

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Hach, schon beim Wort Florenz klopft bei mir die Sehnsucht an <3
Sehr schöne Bilder, vielen Dank fürs Teilen.

Danke für deine netten Worte, freut mich, dass ich deinen Nerv treffe, ich wusste ja schon, dass du auch una amante dell'Italia bist. 😎

Oh ja und wie <3
Ich möchte dort irgendwann etwas länger leben <3

Dann wird es dich vermutlich nicht stören, wenn ich Fotoreiseberichte über Venedig, Verona, Padua, Vicenza, Mantua, Trient, Südtirol, Rom, Neapel, Genua, Cinque Terre, Amalfiküste, Capri, Pompei, Herculaneum, Paestum, Pisa, Siena u. w. poste. 😉

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