Einen Nachmittag zu Fuß in Tokyo 👟🕶 Teil 1: Prolog 😎🎬Japan in Bildern Vol. 18 - ein Fotoblog über ein faszinierendes Land

in #deutsch6 years ago (edited)

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Ganz allein und dann noch in Tokyo.


Diese Kombination hatte ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr und natürlich wollte ich diese Gelegenheit auch nutzen. Der hohe Besuch wurde gerade gebührend verabschiedet und die sich nun auftuende und aufbauende Leere musste irgendwie sinnvoll und vor allem schnell bekämpft werden.

Mich sofort auf den Rückweg nach Hause zu machen, schien mir nicht wirklich als Option in Frage zu kommen. Zu sehr liebe ich diese Stadt und auch wenn ich schon viele Male hier war und durch ihre Straßen gewandert und gestreift bin, suche ich immer noch nach neuen Orten und Eindrücken. Diese stimulierende und pulsierende Stadt läßt mich einfach nicht los, eine unerklärliche und unerfüllbare Sehnsucht scheint mich immer wieder hierher zu locken und nicht wieder gehen zu lassen. So wie auch an diesem Tag.

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Also halte ich die Rückfahrt noch offen und schiebe sie so weit es geht auf den späten Nachmittag und verabrede mich kurzfristig und erfolgreich mit einem guten Freund und Landsmann, den das Leben vor einigen Jahren in diese Stadt gespült hatte, in der wir uns dann an einem frühen Morgen nach einer langen Nacht beide das erste Mal über den Weg gelaufen sind. Und seitdem haben wir unsere Weg hier dann noch einige Male sich kreuzen lassen, was wir hoffentlich auch in der Zukunft beibehalten werden. Denn in der letzten fanden unsere Treffen in einem immer größeren und lauteren illustren aber doch intimen Kreise statt, was wir beim nächsten Mal auch noch einmal toppen werden.

Und so stehe ich dann nun am Flughafen Narita, welcher sich ein gutes Stück außerhalb befindet und gehe meine Optionen durch, nach Shinagawa 品川 zu kommen. Dieser Bezirk (ku) am südlichen Rand der Yamanote-Ringbahn hatte bisher von mir noch nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die er eigentlich verdient und mein heutiger Besuch ist dann auch eher der Tatsache geschuldet, dass mein Bekannter in der Nähe des Bahnhofes Shinagawa arbeitet und (wobei ich dann ein bisschen Neid nicht verbergen kann) auch noch wohnt.

Nachdem ich zu meiner Überraschung feststellen konnte, dass es eine preiswerte Alternative zum Narita-Express gibt, den "Access-Tokkyu"-Zug, welcher mit 75 Minuten auch nur unwesentlich länger braucht. Und dazu ist er auch noch das Neuland, welches ich ja am heutigen Tag explizit suche und betreten will. Also Fahrkarte geholt und runter zum Bahnsteig. Im Gegensatz zum berliner Flughafen Tegel hält hier nämlich auch noch ein Zug. Ja ich weiß, in anderen deutschen Städten soll es so etwas exotisches auch geben, wird jedenfalls gemunkelt.

Die Fahrt nach Shinagawa gestaltete sich eher unaufgeregt aber letztendlich doch auch aufbauend und stumierend. Ich hatte das hier schon einmal kurz erwähnt, der Tag fing also an, sich super zu entwickeln, denn ich hatte bereits im Zug ein Lächeln auf den Lippen, welches bis zur Abreise auch nicht mehr weichen wollte.

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Mit Ankunft in Shinagawa war ich auf einmal in meinem Element, die Großstadt hatte mich zurück, wenn auch nur temporär. Der Bahnhof Shinagawa selber liegt noch im nördlich angrenzenden Nachbarbezirk Minato-ku, was ich erst beim Schreiben dieses Artikels realisiert hatte, und ist einer der großen Umsteigebahnhöfe in Tokyo.

Tokyo als eigenständige Präfektur (東京都 Tokyo-to) hat insgesamt 62 Gemeinden, davon sind 23 Stadtbezirke ( 区 -ku), 31 Städte (市 -shi oder 町 -machi) und 8 Dörfer ( 村 -mura). Die wenigsten Touristen hier wissen, dass zu Tokyo auch mehrere im Westen gelegene Berge, wovon der größte über 2.000 Meter hoch ist, sowie mehr als 60 bis zu 1000 Kilometern entfernt Inseln gehören

Der Bahnhof Shinagawa ist laut Wikipedia einer der ältesten Bahnhöfe in Japan, und obwohl zahlreiche Bahnlinien und Bahnbetreiber und auch der wirklich vorbildliche Shinkansen hier halten, gibt es interessanterweise keine U-Bahnline hier. Trotzdem sind genug Menschen unterwegs, um sich hier nicht alleine fühlen zu müssen.

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Und wenn man dann einmal den Bahnhof durch den Konan-Exit verlassen hat und sich einmal umsieht und vor allem einmal umdreht, kann man das Gefühl hier mitten im Leben zu sein wirklich nicht mehr leugnen.

Ich bin zum Glück zu einer Tageszeit hier aufgelaufen, in der die Gegend nicht ganz so überlaufen war. Zweieinhalb Stunden früher, und die Menschen wären hier nur so aus dem Bahnhof herausgeströmt. Aber dieses Schauspiel wollte dann diesmal den Anderen überlassen. So wie es war, hat es genau gepasst.

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Besonders das Eingangsgebäude auf dieser Seite des Bahnhofes ist beeindruckend, viele der größeren Bahnhöfe in Japan erwecken eher den Eindruck, man würde jetzt ein großes Kaufhaus oder einen Bürokomplex betreten, als das man hier den Beginn einer Reise antreten würde.

Ja Bahnhöfe machen in Japan schon was her, da können unsere popeligen Umsteigestationen in Deutschland nun wirklich nicht mithalten. Die Champions League der Bahnhöfe spielt hier im fernen Osten, mit dem Dauersieger Shinjuku Station, in dessen Labyrinth angeblich bis zu vier Millionen Menschen täglich umsteigen sollen. Wie gesagt am Tag, also eine ganz andere Liga.

Und da bin ich nun, es ist immer noch Vormittag und die Sonne über mir lacht gerade so richtig an diesem warmen Spätsommertag. Wie ich da jetzt so vor dem Bahnhof stehe und auf meinen Kumpel warte, fühle ich mich auf einmal so richtig gut und voll aufgeladen. Die Energie, die von dieser Szenerie ausgeht, verpasst mir einen kleinen Schlag und schiebt den guten Launeregler noch weiter nach oben.

Mein Lunchpartner kommt mit Frau und zwei Kindern, welche sich im selben Alter wie unsere Zwei befinden. Die jüngsten Vertreter auf jeder Seite haben wir aber bis dahin noch nicht gegenseitig begutachten dürfen, da sie ja jeweils erst in diesem Sommer zu uns gestoßen sind. Also gibt es auf meiner Seite auch noch ein bisschen Vorfreude, wen ich da jetzt vielleicht zum ersten Mal auf den Arm nehmen darf.

Was ab jetzt noch kommt, kann also nur gut werden. Da gab es bereits zu diesem Zeitpunkt keinerlei Zweifel dran, und wie ihr beim nächsten Mal weiter lesen könnt, sollte ich auch Recht behalten.

Bleibt also dran, wenn ich mich dann auf den Weg mache, um ein wenig von Shinagawa zu erkunden und mich dabei auf einen kleinen Trip zwischen Gegenwart und Vergangenheit begebe, welcher mich dann abschließend auch noch in die nördlicheren Gefilde der Innenstadt bringen sollte.

またね、mata ne ! 👺 👹

Sort:  

Ja ich weiß, in anderen deutschen Städten soll es so etwas exotisches auch geben, wird jedenfalls gemunkelt.

Hier kannst du sogar mit dem Zug am Münchner Bahnhof abfliegen!

Zum ersten Mal gesehen, aber jetzt bereits ein Klassiker! Der gute Edmund halt

Hallo @maxinpower, vielen Dank für den tollen Bericht, sehr anschaulich geschrieben. Ein upvote und follow anbei. Alexa

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