Partnerbörsen: Jede neue Lüge ist wie eine neue Liebe
Nirgendwo werde so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd, glaubte Otto Fürst von Bismarck, aber der kannte eben auch noch keine Dating-Portale im Internet. Die, ursprünglich einmal geschaffen, um überarbeiteten, schüchternen oder von der Suche im realen Leben frustrierten Menschen unkompliziert Zugang zum anderen Geschlecht zu verschaffen, sind inzwischen Hochburgen von Hochstaplern beiderlei Geschlechts geworden: Nach einer aktuellen Umfrage der Internet-Sicherheitsexperten von Kaspersky Lab lügen die meisten Nutzer solcher Online-Plattformen.
Die Mehrzahl der ranken Kerle, der gertenschlanken Frauen und der lustigen Erfolgsmenschen mit viel Tagesfreizeit, die sich auf Dating-Apps und Internetseiten vorstellen, existiert schlicht nicht. 57 Prozent der Befragten gaben zu, dass sie die Wirklichkeit ein wenig aufbessern, um ihre Chancen zu vergrößern. Falsche Angaben werden aber auch hinterlegt, um persönliche Daten nicht für Erpresser zugänglich zu machen oder sich vom real existierenden Partnern nicht beim Seitensprung erwischen zu lassen.
Die größten Lügner sind dabei naheliegenderweise verheiratete Männer: Mehr als zwei Drittel von ihnen gaben zu, dass sie beim Vervollständigen ihres Profils oder bei der Kontaktaufnahme mit anderen flunkern. Hauptgrund ist das Bemühen, den tatsächlichen Familienstand zu verheimlichen. Abgesehen davon nehmen es sowohl Männer als auch Frauen am häufigsten bei Aussagen über ihr Aussehen nicht so genau mit der Wahrheit.
Dabei beschwindeln fast die Hälfte der Nutzer nicht nur andere, sondern augenscheinlich auch sich, wie eine frühere Umfrage ergeben hatte. Dabei hatten 48 Prozent der Online-Dater ausgesagt, sie hätten sich "nur aus Spaß" bei einer Partnerschaftssuchseite angemeldet. Ein Drittel gab an, auf der Suche nach einer festen Partnerschaft zu sein und 13 Prozent gestanden, vor allem Sex-Kontakte zu suchen.
Bemerkenswert: Wer lügt, tut gut daran. Nach Daten des Datingportals OkCupid erhalten Männer, die nach ihrem Profil auf der Seite als attraktiv bewertet werden, elfmal mehr Nachrichten als nicht ganz so gut bewertete Männer. Das gleiche gilt auch für Frauen: als herkömmlich attraktiv geltende Frauen erhalten fünfmal so viele Nachrichten wie normale Frauen und sogar 28 mal mehr Kontaktangebote als unattraktive Frauen. Beim Treffen muss dann jedoch logischerweise das grausame Erwachen folgen, wenn der 1,90-Riese mit den Supermuckis sich als 1,53 großer Schmalhans mit Schmerbauch entpuppt.
Nach den Umfrageergebnissen sind es dann vor allem die Lügner, die deutlich gekränkter sind, wenn die Person, die sie treffen, nicht die Person ist, die sie glaubten treffen zu können.