Mafia in Deutschland

Folgende italienische Mafia-Organisationen sind mehr oder weniger bekannt und in Deutschland aktiv:

• kalabrische 'Ndrangheta
• sizilianische Cosa Nostra
• neapolitanische Camorra
• apulische Saccra Corona Unita
• sizilianische Stidda

Vor allem die 'Ndrangheta hat in den letzten Jahren ein weltweites Netz aufgebaut, welches Drogen in Südamerika danke ihrer Marktmacht billigst einkaufst, nach Westafrika verschifft und in großen europäischen Häfen anlanden lässt.

Laut ZDF gibt es in Deutschland heuer rund vier Mal so viel aktive Mafiosi wie 2008. Lücken, die durch Morde oder Festnahmen aufgerissen werden, füllt man sofort wieder, egal ob es hunderte Ausfälle gab.

Geschäftsmodelle

Geld verdienen die Mafia-Organisationen nicht nur mit Schutzgelderpressung, Frauenhandel, Schleuserei, Drogen und Waffen, sondern inzwischen gibt es ganz neue Geschäftsmodelle.

Nachfolgende Zitate alle von https://www.heise.de/tp/features/Wirtschaftsmacht-Mafia-4252132.html?seite=all:

Selbst die landläufig bekannte Schutzgelderpressung hat ein anderes Gesicht bekommen: Statt Kohle direkt einzukassieren, wird den Gastwirten ungefragt Wein geliefert, Olivenöl, Mehl für die Pizza, vergammeltes Gemüse, etc. Das ist dann die Art von Angebot, die kein Gastwirt ablehnen darf.

Aber beim Abzocken bleibt es nicht. Die Gewinne werden in der deutschen Immobilienbranche legalisiert. Das fängt nicht erst beim Immoblienkauf an, sondern schon vorher:

Der FR zufolge konzentriert sich die Aktivität der 'Ndrangheta "nach Angaben der DIA in Deutschland zurzeit auf den internationalen Handel, die Bauindustrie (vor allem bei öffentlichen Ausschreibungen), den Immobilienmarkt, den Tourismus und die Hotellerie". Die Geldgeber verstecken sich häufig hinter Konsortien.

Laut ZDF mischen die italienischen Mafia-Organisationen bei der Vergabe von Aufträgen, beim Baumaterial (a la Pfusch am Bau) und sogar beim Lohndumping mit. Auch hier bietet sich Deutschland aufgrund der etablierten Abhnehmerüberlassungsstrukturen und lascher Gesetzesauslegungen für Großinvestoren an.

Immoblienkauf mit Mafiageld

Das Mafiageld sucht sich bevorzugt größere Immobilienprojekte und treibt damit auch die Preise mit, aber nicht nur dort.

Das durch diese Aktivitäten eingenommene Schwarzgeld wird ganz legal in den Wirtschaftskreislauf eingeschleust. Deutschland bietet sich aus zwei Gründen an: Zum einen funktioniert hier die Wirtschaft - im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern; gerade der Immobiliensektor ist sehr aktiv. Zum anderen herrscht hier eine sehr viel laschere Gesetzgebung als z. B. in Italien.

Der Bayerische Rundfunk zitierte Europol, wonach wenn kriminelle Organisationen auf dem Wohnungsmarkt mitböten, normale Bürger kaum mithalten könnten.

Investoren müssen nicht offen legen, woher die Millionen stammen, mit denen sie ihre Immobilien finanzieren. Investoren, die über ein hohes Kapital verfügen, sind im Gegenteil höchst willkommen. Auch beim Fall des Verdachts der Geldwäsche dürfen keine Schritte wie z. B. Telefonüberwachung folgen. Auch ist Mitgliedschaft in einem Mafia-Clan in Deutschland kein Straftatbestand.

Essen Sie gern italienisch?

Lebensmittelfälschern war jüngst die 3sat-Dokumentation "Die Lebensmittelmafia" auf der Spur. Sie fand erschreckendes heraus:

"Alles, was einen guten Namen und einen hohen Preis hat, wird gepanscht: Mozzarella, Schinken, Olivenöl, Balsamico, Spirituosen. Dabei schrecken die Täter vor nichts zurück: Vergiftungen und sogar der Tod von Konsumenten werden billigend in Kauf genommen", so Filmemacher Thomas G. Becker. Ein lukratives Geschäftsfeld, hinter dem häufig die Mafia stecke.

Lesestoff

Hier gibt es einen langen und zugleich spannenden Artikel - obwohl das Thema eigentlich nicht positiv ist:
https://www.heise.de/tp/features/Wirtschaftsmacht-Mafia-4252132.html?seite=all

Die Lebensmittel Mafia - Die Story von 3sat

Organisierte Kriminelle haben ein neues Geschäftsfeld gefunden: gefälschte Lebensmittel. Die Dokumentation von Thomas G. Becker wirft einen Blick auf die Lebensmittel-Mafia. (2017) (Link zur Doku auf 3sat)