Abitur - Und jetzt ?

in #deutsch6 years ago

Abitur aber Lebensunfähig....

So schimpft es sich oft. Und was habe ich damit zu tun ? Nun ich selbst habe kein Abitur und gehöre somit nicht zum Durchschnitt. Wenn ich mich in meinem Freundeskreis umsehe merke ich sehr schnell das ich hier der einzige bin der diesen Bildungsweg nicht gewählt hat.
Aber was hat dies nun mit der Aussage Abitur aber Lebensunfähig auf sich ?

Nun erst mal zu den Zahlen...

41% der Jugendlichen machen aktuell Abitur so steht es in der Welt (Link weiter unten) aber was heißt das konkret ?
Die Zahl der Unbesetzten Ausbildungsplätze steigt seit Jahren und die Zahl der Bewerber auf diese sinkt weiterhin.
Die Zahl der Abiturienten steigt ebenfalls und somit die Zahl der Studienberechtigten.
Das dies nicht so ganz zusammen passt sieht man auch ohne sich mit der Thematik befasst zu haben.

Schüler2017/1811 Mio.
an Grundschulen2017/182,8 Mio.
an Hauptschulen2017/18388 255
an Real­schulen2017/18816 130
an Gymnasien2017/182,2 Mio.
an Privat­schulen2016/171,1 Mio.
Einschu­lungen2016/17720 733
Lehrer2016/17807 296

Diese Tabelle ist dem Statistischen Bundesamt zu entnehmen. (Link unten) Was lässt sich jetzt daraus lesen ?
Nun gut der Block der Gymnasiasten ist mit abstand der Größte was auch daran liegt das sie am längsten die Schule besuchen. Dennoch reicht dies nicht aus um diese Zahl zu erklären. Meinen Erfahrungen wird dem Kind schon früh suggeriert das es Studieren muss um Geld zu verdienen. In der Schule wird der Schwerpunkt darauf gelegt das die Ergebnisse am ende des Jahres stimmen. Was bei den Schülern wirklich hängen bleibt ist da oft nebensächlich. Wenn man mal im Unterricht fragt für was man das denn Brauche was man denn hier gerade Theoretisch behandelt erhält man meist keine Antwort. Man kann dies natürlich einfach auf die Lehrer schieben was allerdings zu einfach ist denn woher sollen diese es denn wissen ? Sie stammen doch aus dem gleichen System... Ein praktisches Beispiel hätte mir damals in Mathe oft weiter geholfen. Leider konnten mir die Lehrer oft nicht einmal ein Beispiel für einen Dreisatz nennen. Die Aufgabe der Schulen ist es doch die Schüler aufs Leben vor zu bereiten. Allerdings fühlte ich mich nicht sonderlich gut vorbereitet nach meiner Mittleren Reife. Das Abitur soll die Schüler auf ein Studium vorbereiten. Wenn aber alle Studieren wer arbeitet denn dann noch ?

Seit einigen Jahren nehmen zunehmend Abiturienten die Ausbildungsvermittlung in Anspruch. 2016/17 verfügte etwas mehr als jeder vierte gemeldete Bewerber über die Hochschulzugangsberechtigung (Anstieg um +2.400 oder +2% auf 150.500). Darunter sind auch (potenzielle) Studienabbrecher.

So die Arbeitsagentur. (Link unten)

Was also heißt das viele Abiturienten sich für eine Ausbildung interessieren. Was allerdings auch heißt das der Konkurrenzdruck bei den Bewerbern hoch ist. Wenn jeder vierte Bewerber das Abitur hat stehen die Chancen schlecht für jemanden der diesen Weg nicht gewählt hat. Der Arbeitgeber kann sich entweder auf die Noten verlassen oder in ein oft Teures und aufwendiges Bewerbungsverfahren investieren. Allerdings haben oft kleinere Betriebe nicht die Finanziellen Ressourcen um diese Verfahren anzuwenden. Also bleibt lediglich der Eindruck des Vorstellungsgesprächs und die Schriftlichen nachweise der Schulischen Laufbahn. Dies Führt auf Dauer zu mehr Gymnasiasten. Die, die Abgehängt werden sind dann diejenigen die keinen Zugang zu diesem Bildungsweg haben. Man sehe sich mal die Schüler auf den Hauptschulen an. Sie werden meist als Asozial angesehen und haben Beruflich oft keine Chancen. Die Hoffnung auf eine gute Zukunft ist oft sehr gering und die Motivation daran was zu ändern ist teilweise erschreckend gering. Meiner Erfahrung nach ist der Umgang mit diesen Schülern nicht immer leicht, aber wenn man sie nicht immer gleich von oben herab behandeln würden diese auch anders reagieren. Denn mal ganz ehrlich welcher Schreiner braucht schon in seinem Berufsleben eine Gedichts Analyse ?
Das Gymnasium scheint zum Standard zu werden und die Hauptschule zur Ausnahme.
Mit einer Mittleren Reife kann man wenigstens noch etwas anfangen was aber auch nur auf den enormen Fachkräftemangel zurück zu führen ist. Wenn ich mal daran denke wie viele meine Mitbewerber die Hochschulreife hatten ist dies doch Erschreckend. Den Eltern die ihr Kind auf ein Gymnasium schicken ist hier nicht einmal was vor zu werfen denn sie möchten auch nur die besten Chancen für ihr Kind.
Aber wer trägt denn daran die Schuld ?
Naja wir alle in gewisser maßen... Die Regierung fördert die Bildung um für alle möglichst gute Chancen zu bieten. Dies führt zu immer mehr die das Gymnasium besuchen. Dies kann man der Regierung auch nicht vorwerfen da sie nur Chancengleichheit schaffen möchte für welche die sich Bildung ansonsten nicht leisten könnten. Die Betriebe möchten auch nur einen Möglichst guten Bewerber und die Schulnoten sind nun einmal der einfachste Indikator für Lernbereitschaft. Wenn also niemand wirklich daran schuld hat ist die Frage wie können wir daran etwas ändern ?

Die Noten steigen immer weiter an was den Leistungsdruck auf die Schüler immer weiter erhöht. Denn worin lässt sich jetzt noch zwischen einem überaus begabten Schüler und einem extrem Fleißigem Schüler noch unterscheiden ?
Was ist ein Abi heute noch wert ?
Das wichtigste ist es meiner Meinung nach das man Ziele hat. Ich habe viele Abiturienten gefragt was sie denn nach dem Abi machen möchten...

Meistens hörte ich "keine Ahnung", "erst mal das Abi und dann mal schauen", "Irgendwas studieren aber keine Ausbildung" nur ganz wenige hatten ein Ziel. Mit einem Ziel verstehe ich nicht möglich viel Geld zu verdienen sondern eine Konkrete Vorstellung wie es nach der Schullaufbahn weiter gehen soll. Ich selbst habe mir damals gesagt wenn ich keine Ausbildung bekomme mache ich eben Abi. Aber ist das wirklich der richtige weg ?
Man muss doch nicht sein halbes leben Planen aber alleine eine Vorstellung wie es die nächsten Jahre weiter geht würde doch schon reichen.

Was ich damit sagen möchte ist das ihr euch Gedanken machen sollt wie es nach der Schule weiter geht. Ich selbst habe dies nur durch viele Praktika feststellen können. Die Schule alleine reicht nicht um euch auf das Leben danach vorzubereiten. Kümmert euch zur not selbst darum und macht euch schon vorzeitig Gedanken was ihr denn möchtet. Denn wenn ihr wisst was ihr gerne macht könnte euch eine Beratung beim Arbeitsamt die Wege aufzeigen. Wenn ihr vor der Entscheidung steht ob ihr eine Ausbildung oder ein Studium macht steht schaut euch die Situation auf dem Arbeitsmarkt an. Es sind unzählige stellen unbesetzt macht ein Praktikum und schaut mal ob es denn etwas für euch wäre. Oft kann man sich in den Berufen weiterbilden und auch nach einer Ausbildung noch Studieren. Ich Rate euch nicht von einem Studium ab aber seid euch bitte vorher bewusst auf was ihr euch einlässt und für was ihr euch da entscheidet. Man muss sich immer die Frage stellen ist das wirklich das was ich will ?
Ich habe mich damals Bewusst gegen das Abitur entschieden. Ich bereue es heute noch nicht. Ich habe meine Ausbildung zum Elektroniker voraussichtlich im Dezember abgeschlossen und strebe anschließend den Meister machen. Mein Wunsch ist es Ausbilder zu werden. Wenn ich das Erreicht habe schaue ich mich mal weiter um... Wer weiß vielleicht mache ich ja doch noch weiter.

Auch möchte ich euch sagen das man niemanden aufgrund seiner Schulischen Laufbahn verurteilen sollte. Jeder macht mal Dummheiten und Noten allein sagen nichts über eine Person aus. Sie sind ein Indikator für Fleiß und Disziplin aber selbst das ist nicht unbedingt gegeben.

An die, die noch in der Schule sind möchte ich weiter geben das sie Offen sein sollten. Setzt euch ziele und macht viele Praktika. Schaut euch nach Möglichkeiten um und versteift euch nicht auf einen Weg.

Wenn euch das Thema noch weiter Interessieren sollte kann ich euch hier ein Video empfehlen :

Ebenso zu empfehlen ist dieses Video vom Selben Autor :

Hier noch die Links zu meinen Quellen :

Statistik der Arbeitsagentur :

https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Ausbildungsmarkt/generische-Publikationen/AM-kompakt-Ausbildungsmarkt.pdf

Weitere Quellen der Arbeitsagentur :

https://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Arbeitsmarktberichte/Ausbildungsmarkt/Ausbildungsmarkt-Nav.html

Statistisches Bundesamt :

https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/BildungForschungKultur/Schulen/Schulen.html

Artikel der Welt :

https://www.welt.de/print/die_welt/politik/article156291438/41-Prozent-der-Jugendlichen-machen-inzwischen-Abitur.html

Statistik Baden-Württemberg :

https://www.statistik-bw.de/Presse/Pressemitteilungen/2017099

Zum Wikipedia Artikel :

https://de.wikipedia.org/wiki/Abiturientenquote_und_Studienanfängerquote

Bildungsbericht 2017 :

https://www.bmbf.de/pub/Berufsbildungsbericht_2017.pdf

Ich hoffe ich konnte euch mit diesem Post helfen und gut Informieren er ist nicht unbedingt Objektiv das muss ich zugeben. Die Quellen habe ich bei meiner Recherche vor allem für die Zahlen genutzt. Diese Bieten weitaus mehr Informationsgehalt als dieser Post und sind daher durchaus wert in Betracht gezogen zu werden.

Ich freue mich über jedes Kommentar und jeden Upvote. Eure Meinung zu diesem Thema interessiert mich auch !

Mfg Jonas

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Ich finde deine Gedanken zu dem Thema sehr gut und reif!

Selber habe ich die Erfahrung mit nun 30 Jahren gemacht, man weiss nie, was im Leben noch kommt. Wenn du Abitur hast, hast du eben die Optionen, die du ohne nicht hast.

Ich würde heute gerne studieren aber ohne Abi, no way. Es wäre einfacher für mich, ich hätte damals mit 19 Abi gemacht, nur ums zu haben in dem Rutsch in dems eben günstig geht weil man ...in der Lebenslage ist, in der man ist.

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