Sie nannten es „Bröckeln“ - Sach & Krach

Ziel des Lebens ist es nicht, ein erfolgreicher Mensch zu sein, sondern ein wertvoller.

--- Albert Einstein) ---

Lach, Krach und Sachgeschichten aus Berlin

Rückblick: https://steemit.com/deutsch/@cultus-forex/ich-plagte-mich-mit-meiner-eifersucht-bonny-und-clyde-der-plumpe-sach-and-krach

Fortsetzung:
Ich trat meine Lehre als Optiker an und fühlte mich überhaupt nicht gut, da ich eigentlich lieber auf dem Bau was antreten wollte.
Unlustig und größtenteils ausgelaugt von dem Ausleben des Vortages, machte ich mich auf dem Weg ins Optikergeschäft, wo ich hinten in so einen kleinen Werkstattraum 8 Stunden den Tag verbringen musste. Das ganze auch noch mit seltsamen Menschen, die alle der Meinung waren, was Besseres zu sein und dabei flexibel wie eine Brechstange waren.
Meistens saß ich über Bücher und Prospekte und lernte viel übers menschliche Auge. Nach einiger Zeit wusste ich jedenfalls, warum meine Augen so schlecht waren und ich selbst immer eine Brille tragen muss. Vom Hocker gehauen hat mich das alles nicht so richtig und mit jedem Tag wurde mir mehr klar, das wird auf die Dauer nichts.
Handwerklich gab es auch was zu lernen - Wow.
Derweil alle die Brillengläser in so einen Automaten spannten der die Gläser auf die richtige vom Kunden ausgesuchte Brillenform anpasste, durfte ich mit `ner Zange alte Brillengläsern per Hand auf die richtige Form brechen. Sie nannten es „Bröckeln“.
Jedes dritte Glas hatte ich natürlich am Anfang nach einigen Versuchen in zwei Teile zerbrochen. Was mich jedoch zur Raserei brachte, war der Umstand, dass ich jeden Tag 8 Stunden in diesen kleinen Raum mit drei weiteren Personen, die einem den ganzen Tag beäugten und dumme Reden von sich gaben, verbringen musste.
Als nächstes musste ich die Berufsschule besuchen, wobei das Beste die An- und Abfahrt mit der U-Bahn war. In der Berufsschule rannten fast alle Lehrer und Augenärzte mit weißem Kittel hochnäsig durch die Gegend.
Es dauerte keine zwei Monate und ich drohte einem der Lehrkräfte an, er möge seinen Stock aus dem Arsch ziehen, bevor ich es täte.
Seine herablassende Art zu vielen Schülern war nicht ertragbar.
Das Entsetzen war wieder mal so groß wie der Berliner Funkturm. Ich war ja einer der sehr wenigen Hauptschüler in der Schule, der überwiegende Teil besuchte die Realschule oder kam vom Gymnasium und aus gut situierten Haushalten.

Mir war völlig unklar, womit Opa Fritz die Optikerin bestochen hatte, die mir die Lehrstelle in ihrem Betrieb ermöglichte. Meine durchaus schlechten Ergebnisse in Mathematik, welche anscheinend in diesem Beruf dringend erforderlich sind, waren nicht übersehbar.
So entschied der Optikermeister meiner Lehrstelle, dass ich mich, einem von ihm erstellten Mathetest, unterziehen muss und er danach beurteilen würde, ob es überhaupt noch Sinn ergibt, die Lehre fortzuführen. Er verfrachtete mich in die über dem Optikergeschäft liegende Wohnung und knallte mir seinen Test auf den Tisch. Das Ding war so dick, dass ich den ganzen Tag in dieser unbewohnten, ungelüfteten Wohnung verbringen musste. 2/3 dieses Testes bestanden aus reinen Textaufgaben, die ich schon zuvor in der Schule hasste.
Er hätte gerne mit Algebra, Geometrie und dem ganzen Formel Gedöns kommen können, aber diese Textaufgaben waren mein Verderben. Nachdem ich mit dem ganzen Plunder durch war, fehlten genau 2/3 vom Test, die ich einfach nicht erledigen konnte.
Alleine die Fragestellungen erreichten zu null Prozent mein Gehirn. Nach einem längeren Gespräch und Auswertung des Testes entschieden die verantwortlichen Ausbildungskräfte mein Ausscheiden aus der Lehre. Ich würde das Lernziel nicht erreichen und spätestens bei der Jahresprüfung die Berufsschule verlassen müssen. Auch die Augenoptiker Innung würde mir den Laufpass erteilen.
Mir persönlich, waren diese Erkenntnisse schon vor Antritt der Lehre klar wie Kloßbrühe – det wird nix –

Fortsetzung folgt

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