Und noch einmal BitCoin und Venezuela

in #deutsch7 years ago (edited)

BitCoin im wirtschaftlichen Kollaps

Warum hat BitCoin Hochkonjunktur in Venezuela?

Publiziert von Angél Martínez am 31. August 2017
übersetzt von @besold

Manifestantes a favor del Gobierno de Nicolás Maduro durante una marcha contra Trump, en Caracas, el 14 de agosto de 2017. (Reuters)
Demonstranten für die Regierung des Nicolás Maduro auf einer Demo gegen Trump in Caracas am 14. August 2017. (Reuters)

Obgleich es nur von einer Minderheit genutzt wird, hat BitCoin in Venezuela einen kometenhaften Aufstieg in den letzten Jahren erlebt. Während die Hyperinflation den Wert der Landeswährung Bolivar immer weiter in den Keller treibt, sehen immer mehr Venezolaner BitCoin als eine stabile Einkommensquelle inmitten des wirtschaftlichen Zerfalls.

Als Folge der Devisenbeschränkungen und einer außer Kontrolle geratenen Hyperinflation - die in den Händen der Opposition befindliche Nationalversammlung hat errechnet, daß die Inflationsrate dieses Jahr 741% erreichen könnte - nimmt in Venezuela das Schürfen von BitCoin konstant zu, welches darin besteht, den eigenen Rechner in den Dienst eines Systems zur Erschaffung von Kryptowährungen zu stellen, und dafür anteilig entlohnt zu werden. In Venezuela besteht der Hauptnutzen des BitCoin im generieren kurzfristiger Einkünfte, nicht darin, als Wertaufbewahrungsmittel zu dienen. Sobald die Kryptowährung generiert wurde, wird sie von den 'Minern' gegen Bolivar eingetauscht, womit dann Grundbedarfsgüter beschafft werden.

"Wer diese BitCoins generiert tauscht sie auf der Seite LocalBitcoins gegen Bolivar ein, mit denen er dann kaufen kann was er braucht. Da der BitCoin-Preis ständig steigt und in Dollar umgerechnet werden kann, ist auch die Menge an Bolivar die man bekommt ständig größer. Die Leute schürfen BitCoins, weil der Strom hier geschenkt ist. Deswegen lohnt es sich in Venezuela BitCoin zu schürfen", erzählt ein venezolanischer BitCoin-Miner dem El Confidencial.

Von zwei Faktoren hängt es ab, ob das Schürfen von BitCoin sich lohnt oder nicht: Vom BitCoin-Preis[1] - der dieses Jahr Rekordhöhen erreichte - und vom Strompreis. In Venezuela ist der Strom so stark subventioniert, daß er praktisch umsonst ist. "Das Schürfen von BitCoin besteht darin, komplexe mathematische Algorithmen zu lösen, für die es keine Abkürzungen gibt. Es wird eine enorme Rechenleistung benötigt, um als Erster die Aufgabe zu lösen und damit den Preis zu gewinnen, welcher aus neu erzeugten Währungseinheiten besteht. Daher sind die Kostenfaktoren einmal die Rechner und in weitaus größerem Maß, der Strom, den sie benötigen um zu laufen", erklärt Isaac de la Peña, technischer Leiter der Ágora EAFI und technischer Investor über Inveready First.

Venezolanos compran alimentos en un supermercado en Caracas, Venezuela. (Reuters)
Venezolaner kaufen Lebensmittel in einem Supermarkt in Caracas (Reuters)

"Das heißt, nach der anfänglichen Investition für die Ausrüstung, fallen praktisch keine größeren Kosten mehr an. Die staatlichen Subventionen ermöglichen es jedem Venezolaner, der mehrere 'BitCoin-Miner' betreibt, "etwa 500$ netto im Monat herauszuholen", so 'The Atlantic'[2]. Ein Betrag der in Venezuela heutzutage exorbitant erscheint.

Die strenge Kontrolle, die die Zentralbank und die Regierung von Nicolás Maduro ausüben, machen es praktisch unmöglich in andere Vermögenswerte zu investieren. Es gibt Fluchtwerte die sicherer sind, wie etwa Gold, Staatsanleihen, Juwelen und Kunst - aber diese bleiben für die überwiegende Mehrheit der Venezolaner unzugänglich. Das ist einer der Gründe warum die meisten BitCoin-Transaktionen in Südamerika in Venezuela stattfinden. Laut Coin.Dance[3] betrug die Gesamtsumme aller Transaktionen der Kryptowährung im August in Euro umgerechnet fast anderthalb Millionen.

"Bei BitCoin gibt es keine Inflation. Es gibt keine Überraschungen: Jede neue Einheit entsteht in einem vorhersehbaren Takt, bis zu einem festgelegten Zeitpunkt in der Zukunft das Maximum an erzeugbaren Einheiten erzeugt worden sein wird. Und da die Wirtschaft auf Erwartungen aufbaut, entspricht das einer extrem sicheren Währung - zumindest in der Theorie, denn noch sind wir weit entfernt von diesem Idealzustand. Die großen Aufwertungen, die wir dieses Jahr in BitCoin erlebt haben, sind das Ergebnis einer spekulativen Euphorie, und ohne Zweifel werden wir wohl mehrere Zyklen von sich bildenden und platzenden Blasen durchlaufen, bevor man von einem gefestigten und sicheren Vermögenswert sprechen können", glaubt Isaac de la Peña.

Laut 'The Atlantic'[2] versucht die Regierung die Nutzung von Kryptowährungen einzuschränken. Da in Venezuela keine Gesetzgebung in Bezug auf Kryptowährungen existiert, hat die Polizei einige 'Mineure' unter fadenscheinigen Vorwänden verhaftet, wie etwa "Stromdiebstahl" oder "Schmuggel". Das erste Opfer, Joel Padrón, Eigentümer eines Kurierdienstes, der angefangen hatte BitCoin zu schürfen, um sich ein zusätzliches Einkommen zu schaffen, wurde zu 14 Wochen Haft wegen "Stromdiebstahls" verurteilt. Diese Repressionsmaßnahmen haben andere 'Mineure' wiederum in andere Kryptowährungen getrieben, wie etwa Ethereum, das wesentlich schwieriger aufzuspüren ist.

Originalartikel in voller Länge auf Spanisch:
El Confidencial (Spanien) - »Bitcoin ante el colapso económico: ¿por qué la criptomoneda está en auge en Venezuela?«

[1] Der BitCoin-Preis im September 2017 schwankte grob zwischen 3.000$ und 5.000$.
BitCoin-Preis September 2017
Quelle: CoinMarketCap.com

[2] Originalartikel auf Englisch auf TheAtlantic.com: »Big in Venezuela: BitCoin Mining«.
Der übersetzte Artikel findet sich in diesem Blog auf Steemit: »Groß in Venezuela: BitCoin Mining«.

[3] CoinDance ist ein Gemeinschaftsprojekt welches Statistiken und Dienstleistungen rund um BitCoin anbietet.

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Sehr schön und gut für die Menschen da unten. Hoffe das setzt sich dort durch. Der Dollar Schwarzmarkt ist auch kein Dauerzustand dort...

Auf Dauer wird es sich schon durchsetzen. Es spricht sich schließlich herum, daß einige unter den Depression weniger zu leiden haben als andere, und da BitCoin für jeden offensteht, werden es immer mehr Leute werden, die an den Vorteilen von Kryptowährungen interessiert sind. Vielleicht nicht in Europa, aber gerade in Ländern mit einem repressiven Regime und Mißwirtschaft, sind Kryptowährungen für ganz normale Nutzer hochinteressant.

@malos10 ist in Venezuela - und hier auf Steemit. Er schreibt immer von dort über die Zustände und benutzt einen Teil der Einnahmen von Steemit um Essen und Kleider an Obdachlose dort zu verteilen. Ich finde, das ist auch ein sehr schönes Beispiel für die Möglichkeiten, die Kryptowährungen eröffnen. So etwas gab es vorher nicht.

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