John McAfee über BitCoin & Blockchain
Übersetzung des Interviews mit John McAfee, Gründer von McAfee Inc., am 19. August 2017 auf Russia Today
RT: BitCoin hat wieder einen Rekord gebrochen. Am Donnerstag hat es im Handel die 4.500$-Marke erreicht. Der Preis hat sich alleine im letzten Monat verdoppelt. Das ist riesig! Und da das Konzept von Kryptowährungen immer noch relativ neu ist, wird es von vielen Menschen wie eine Fiat-Währung angesehen, und sie fragen sich, wann die Blase platzen wird. Cyber-Sicherheitsexperte John McAfee sagt: »Diese Denkweise ist ein Fehler.« Er ist nun bei uns in der Sendung. John, warum glauben Sie, das Wort 'Blase' könne auf BitCoin nicht angewandt werden?
McAfee: Also, erstens ist BitCoins keine Fiatwährung. Es kostet über 1.000$ an Strom und Rechenleistung um heute ein BitCoin herzustellen. Zweitens: der Wert von BitCoin hängt mit der Zahl der Nutzer zusammen und mit der Zahl der Transaktionen. Es ist keine spekulative Anlage, auch wenn sie von vielen als solche gehandhabt wird. Je weiter das BitCoin-Netzwerk wächst, desto höher der Wert von BitCoin. Je mehr BitCoin die Leute für Zahlungen nutzen, desto weniger US-Dollar, Euro oder Yuan nutzen sie, was auf lange Sicht diese Währungen entwertet. Was wir hier sehen ist mehr eine Entwertung der anderen Währungen, als eine Blase bei BitCoin. Mit der Anzahl der Nutzer, steigt auch der intrinsische Wert von BitCoin. Und nochmal: Die Produktionskosten eines BitCoins steigt mit dem Wert von BitCoin. Es ist also nicht irgend etwas, was wir aus dem Nichts ziehen, sondern etwas für dessen Herstellung sehr viel Strom und Rechenleistung erforderlich sind.
RT: Jemand, der Ihnen nicht zustimmen würde, was die 'Blase' angeht ist Mark Cuban[1]. Im Juni schrieb er auf Twitter:
Ich halte es für eine Blase. Ich weiß nur nicht, wann oder wie eine Korrektur eintritt. Wenn alle damit prahlen, wie leicht sie Geld verdienen, so ist es eine Blase.
Nun, als er das auf Twitter schrieb, gab es einen Preissturz bei BitCoin. Wie kann ein beliebiger Tweet einer einzelnen Person so eine Auswirkung auf den Preis haben, und was sagt das aus über die Stabilität von BitCoin?
McAfee: Das sagt absolut gar nichts über die Stabilität von BitCoin aus. Nachdem es um 500$ gefallen war, sind wir nun bei 4.400$, diese Schwankungen sind bedeutungslos. Die werden von Spekulanten erzeugt, von Leuten die die fundamentale Technologie der Blockchain nicht verstehen. Die, die sie verstehen, die verstehen auch, daß diese Schwankungen auf lange Sicht keinen Unterschied machen werden. Je mehr Menschen BitCoin nutzen, desto höher der Wert. Das ist die einzige Metrik, die wir benutzen können.
RT: Nun, BitCoin und Blockchain gehen Hand in Hand, aber die Möglichkeit, auf der Blockchain Finaztransaktionen zweifelsfrei verfolgen zu können, eröffnet unzählige Anwendungsmöglichkeiten neben dem eigentlichen Nutzungszweck, nämlich BitCoin. Glauben Sie, die Blockchain wird gewisse Bereiche des Finanzsystems, wie wir es heute kennen, übernehmen?
McAfee: Sie wird alle Bereiche übernehmen. Die Leute denken, BitCoin oder die Blockchain gehören irgendwem, einer Firma oder einem Konsortium. Nein. Es handelt sich schlichtweg um eine mathematische Formel, die niemandem gehört, an der wir aber alle teilhaben können. Und man kann die Blockchain für alles nutzen, angefangen beim Berichtigen von Problemen bei Lieferketten bei Konzernen bis hin zum Verifizieren von Sender und Empfänger bei einer Finanztransaktion. Es ist meines Erachtens die leistungsfähigste Technologie die die Welt seit der Erfindung der Landwirtschaft gesehen hat.
RT: Nun, John, wir haben unseren Zuschauern die Preissteigerung von BitCoin im letzten Monat gezeigt, und wir können es ihnen wieder zeigen, wenn der Preis immer noch dort oben ist. Aber vor einem Monat, am 17. Juli, haben Sie einen Tweet verfaßt, in dem es heißt:
BitCoins gestriges tief von 1.800$ konnte nicht von Dauer sein. Auf lange Sicht wird BitCoin auf 500.000$ gehen in den nächsten drei Jahren. Wetten?
Also frage ich Sie, John: Stehen Sie nach wie vor zu ihrer Aussage?
McAfee: Bedenken Sie: Während BitCoin wächst, und im Wert steigt, verlieren die nationalen Währungen gleichzeitig an Wert. Die Vorteile von BitCoin sind riesig. Wenn ich eine Banküberweisung vornehme, so dauert das 24 Stunden. Wenn ich BitCoin überweise, dauert es 30 Sekunden. Es findet in Echtzeit statt. Ich kenne Leute, die keine andere Währung mehr nutzen, als BitCoin. Sie kaufen ihre Häuser, ihre Autos, alles, mit BitCoin, indem sie sich mit anderen Menschen vernetzen, die das verkaufen, was sie brauchen. Und wenn immer Leute das System nutzen, was passiert dann mit den nationalen Währungen? Sie werden logischerweise an Wert verlieren. Es geht nicht anders. Diese 500.000$ bëinhalten also auch eine massive Abwertung des Dollars, die unbedingt kommen muß, wenn BitCoin weiterhin so wächst wie bisher.
RT: Nun, es ist sicherlich eine Community-Aufgabe, und die BitCoin Community, und die anderer Währungen, wachsen derzeit. John McAfee, Gründer von McAfee Incorporated, vielen herzlichen Dank für ihre Gedanken heute.
Das Original-Interview:
Interview veröffentlicht auf RT am 19. August 2017
[1] Mark Cuban (* 31. Juli 1958 in Pittsburgh, Pennsylvania) ist ein Self-Made-Milliardär, Eigentümer der Dallas Mavericks und Mitbegründer von 2929 Entertainment. Quelle: WikiPedia
Vielen Dank!
Nochmal verlinkt
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Na ja, ganz so rosig & gefahrenfrei sehe ich das nicht. Zum Teil gibt er das ja in seiner Antwort zu. Er spricht davon, indem er feststellt: "Je weiter das BitCoin-Netzwerk wächst, desto höher der Wert von BitCoin".
Im Umkehrschluss heißt das aber, wenn das Netzwerk nicht mehr wächst sondern schrumpft gibt es auch keinen Ausbau in der realen Welt. Also Anbietern, wo man mit BitCoin bezahlen kann.
Dass ein Verbot von BitCoin bzw. deren Börsen durch Regierungen das Wachstum hemmen kann, war eigentlich auch vor den Aktionen in China klar.
Kurzum, ich würde es dieser Währung wünschen, wenn sie weiter wachsen würde. Nur sollte man die Sache rational nicht durch die rosa Brille sehen.
Das siehst Du ganz richtig. Daß das BitCoin Netzwerk weiterwachsen wird, davon gehe ich aus. Schließlich ist es eine Einbahnstraße, denn wer wirklich verstanden hat, was BitCoin eigentlich ist, der geht nicht mehr zu Fiat zurück. Das ist so wie mit der Blauen und der Roten Pille. Die Blaue kann man beliebig oft nehmen. Die Rote nur ein einziges Mal. Das Problem ist halt, daß die meisten es eben nicht verstehen. Die Wirtschaftler (z.B. Dirk Müller) können xu BitCoin wenig sagen, weil sie die Technologie dahinter nicht verstehen. Und die Techniker (z.B. McAfee) sind auch nicht wirklich bessere Quellen, weil sie von der Geldwirtschaft nichts verstehen. Man muß beides kennen.
Womit ich nicht nur rechne, sondern wovon ich ausgehe, ist, daß die Exchanges über kurz oder lang geschlossen werden. Leute, die BitCoin annehmen werden schon von alleine mehr. Da mache ich mir keine Sorgen. In Mitteleuropa leben die Menschen zwar noch im Mittelalter, aber wenn man nach Zypern, Griechenland, Argentinien oder Venezuela, dort merken die Leute ziemlich schnell die Vorteile einer anonymen, dezentralen und sicheren Währung, die bei Zahlungen keine dritte Partei braucht, und die auch von keiner dritten Partei kontrolliert werden kann.
Und genau diese Eigenschaften machen Kryptowährungen zum Todfeind der Zentralbankwährungen. Genau da sehe ich den Grund dafür, daß die Zentralbanken reagieren müssen, wenn Kryptowährungen weiterwachsen. Die werden dann ihre Hunde - sprich die Staaten - losschicken, um gegen Kryptowährungen vorzugehen. Und sie werden dort, wo sich die beiden Welten, Fiat und Krypto, berühren, ihre Macht walten lassen: Sie werden Exchanges schließen, sie werden vielleicht sogar Menschen verhaften, die unvorsichtig sind, sie werden mit dem Hinweis auf Terrorismus und Kriminalität an die Menschen appellieren, keine Kryptowährungen zu nutzen, und die größten Idioten werden sich auch daran halten - leider sind diese Idioten in der Mehrheit.
Aber der Geist ist aus der Flasche.
Da gebe ich Dir recht. Das Problem liegt jedoch noch viel tiefer. Wenn die Menschen schon im Währungsgeld nicht wissen, was Geld ist und das Wesen des Geldes nicht verstehen, werden sie auch die Cryptos nicht verstehen. Doch auch die Crypto Befürworter verstehen nicht das System des kreditierens. Um das unsere unsere heutige Wirtschaft weiter funktionieren kann, wird das Kreditieren nicht umgangen werden können. Es werden genauso Papiere entstehen, die außerhalb der Blockchain liegen. Gold ist ein klassisches Beispiel dafür. Ungeachtet der Manipulation am Goldgehalt in den Goldmünzen, hat die Hanse Wege des Kreditierens gefunden. Wertschriften, oder auch Buchgeld werden um die Coins entstehen. Man spricht immer nur von "Deckung". Wer nur von Deckung spricht, hat das Wesen des Geldes nicht verstanden.
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