Die vergessene Wissenschaft

in #deutsch7 years ago

Gedanken zur Demographie

Ein Rückblick auf die Prognosen von Prof. Gunnar Heinsohn

Gerne werden in sozialen Netzwerken die Probleme der Zeit unter allen möglichen Aspekten betrachtet. Seit der sogenannten "Flüchtlingskrise" nimmt es immer groteskere Formen an. Die Linken sagen, man könnte sie beheben, indem man das Geld den Reichen wegnimmt. Die Rechten sind der Ansicht, daß man die Probleme einfach nur heimschicken müßte. Dazwischen gibt es alle möglichen und unmöglichen Ansichten darüber. Über die unsinnigsten Sachen wird bei Maischbergers und Illners mit wichtiger Miene debattiert: Darüber, ob man das Kopftuch verbieten soll, oder ob man die Kreuze abnehmen soll, ob Burkinis erlaubt oder verboten gehören, warum Schweinefleisch an Schulen ungesund ist, ob mehr oder weniger Willkommenskultur angesagt sei; Islamdebatte, Integrationsdebatte, Terrordebatte, Sicherheitsdebatte...

Alles wird zerredet, und die Verblödung springt einen förmlich an, wenn man diese minderwertigen Sendungen sieht, in denen Politiker, Schauspieler, EmpörungsbeauftragtInnen und sonstige bezahlte Clowns darüber diskutieren, welche Farbe ein Kreis hat. Es wird ausgiebig über alle Symptome diskutiert. Bloß nicht Tacheles reden.

Ein Aspekt kommt aber bei allen Betrachtungen immer zu kurz, nämlich die demographische Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Diese taucht höchstens mal am Rande auf, wenn man die dahingerülpste Vokabel "demographischer Wandel" vernimmt, die meist völlig zusammenhanglos zwischen dem Sportteil und der Werbung für betreutes Wohnen irgendwo in der Zeitung auftaucht. Immer so als wäre das etwas völlig Abstraktes, was ausschließlich benötigt wird um die Gehälter verstaubter Theoretiker in den Hinterzimmern der Universitäten zu rechtfertigen. Und doch wurde anhand eben dieser demographischen Entwicklung - man könnte auch sagen: anhand der demographischen Kapitulation Europa - präzise die heutige Situation prognostiziert, und zwar bereits vor Jahrzehnten.

So daneben lag Sarrazin nämlich nicht, als er sagte, daß Deutschland immer älter, ärmer und dümmer wird. Allerdings hat die Regimepropaganda für Sarrazins Buch »Deutschland schafft sich ab« deutlich mehr Werbung gemacht, als für Heinsohns Buch, das nur einmal in einer Sendung des Philosophischen Quartetts erwähnt wurde, das aber in der Diagnose, und vor allem in der Prognose, wesentlich fundierter ist, als Sarrazins Buch. Mit messerscharfer Logik wird hier analysiert, erklärt, begründet, bewiesen und vorhergesagt was die Stunde geschlagen hat.

Im Oktober 2010 strahlte das ZDF eine Sendung des Philosophischen Quartetts aus unter dem Titel »Weniger Deutschland - Sterben die Deutschen aus?« Diese Sendung ist mittlerweile nicht mehr in der Mediathek aufrufbar. Ich hatte sie mir damals in Pakistan heruntergeladen und man kann sie heute wieder sehen:

Rückblickend muß man feststellen, daß Prof. Heinsohn damals mit seiner Vorhersage vollkommen richtig, während sein Gesprächspartner, Michael Naumann, damals Chefpropagandist vom Cicero Magazin, absolut danebenlag. Man blickt heute in DE auf die selbe Situation wie schon bei Ausstrahlung der Sendung, nur mit größerer Schlagseite, denn geändert hat sich seither nichts. Lediglich die damalige Familienministerin ist heute Ministerin von der Laientruppe "Bundeswehr". Des weiteren haben sich nur die Zahlen geändert, und zwar genau so, wie von Heinsohn vorhergesagt. Und in den Fällen, in denen er sich geirrt hat, sind seine Prognosen nicht falsch, sondern lediglich etwas zu optimistisch gewesen.

Das demographische Problem ist nicht einfach darin begründet, daß es zu wenig Geburten gibt. Zuwenig Geburten haben die Japaner auch, aber die können ihren Platz an der Spitze der Industrienationen dennoch halten.
Das Problem in DE ist, daß die Geburten überwiegend im bezahlten Sektor stattfinden, aus dem kaum qualifizierter Nachwuchs kommt, der auf dem Niveau des Indurstriestandortes BRD operieren kann, sondern der vom zahlenden Sektor ausgehalten werden muß. Der zahlende Sektor hat allerdings nur ein Kind pro Frau und dieser Nachwuchs ist hochgradig "untreu". Dieser kann, sofern er gut ausgebildet ist, jederzeit nach Kanada oder Australien auswandern, wo man ihm nicht die Hälfte des Gehaltes wegsteuert.

Um diesen schwachen und flüchtigen Nachwuchs im zahlenden Sektor zu ersetzen, holt man noch mehr Menschen ins Land, die noch weit unterhalb des Leistungsniveaus selbst der unqualifizierten Einheimischen aus dem bezahlten Sektor anzusiedeln sind, da sie nicht einmal die Landessprache beherrschen.
Doch auch diese Neuzugänge wandern zunächst zu 100% in den bezahlten Sektor ein. Die Frage ist, wieviele davon zum zahlenden Sektor wechseln können. Und nach zwei Jahren sind sich alle stillschweigend einig geworden, daß dieser Prozentsatz höchstens nach dem Komma zu finden ist, also bei 0,x% liegt. Und selbst wenn deren Nachwuchs den Sprung schaffen soll, stößt man da an eine Grenze, denn die Kosten dafür müßte der zahlende Sektor stemmen, und der dreht jetzt schon seit Jahren im roten Bereich. Gutausgebildete 35-Jährige haben heute einen wesentlich geringeren Lebensstandard als ihre Eltern, als diese 35 waren - Erbschaft hin oder her. Die Zeiten, in denen ein akademischer Beruf als Sicherheit für einen Hauskredit ausreichte, sind längst vorbei.
Der zahlende Sektor, auch "Mittelschicht" genannt, hat schlichtweg die Menschenproduktion an den bezahlten Sektor, auch "Unterschicht" oder "Präkariat" genannt, ausgelagert.
Daran sollte man immer denken, wenn sich eine Akademikerin darüber echauffiert, daß sie sich "keine Kinder leisten" könne. Sie leistet sich Kinder. Es sind zwar nicht ihre eigenen, aber sie bezahlt dafür. Aber sie hat ihre fruchtbarsten Jahre in ihre Karriere investiert, sie ist emanzipiert, und muß daher schließlich wissen was sie tut. Es bleibt zu hoffen, daß sie sich zusätzlich auch eine gute Pflegeversicherung leisten kann...

Auch in einigen von der Konzernpresse veröffentlichten Artikeln kann man die Prognosen und Warnungen Heinsohns nachlesen, die im Lauf der Jahre immer wieder auftauchten:

In einem Artikel der Neuen Zürcher Zeitung unter der Überschrift »Auswanderungsland Deutschland - Kompetente wandern ab« vom 7. Juli 2016 steht zu lesen:

Ohne Einwanderung fällt die Zahl der 20- bis 65-Jährigen zwischen 2015 und 2060 von 48 auf 28 Millionen. Bleibt es bei diesem Niedergang sowie der jährlichen Abwanderung von 140.000 Hochkompetenten, könnte den längst verlorenen Industrien (Kameras, Computer, Telefone, Fernseher, Tonträger, Schiffbau usw.) auch der Maschinen- und Autobau folgen.

In einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung unter der Überschrift »Deutschland verschläft den Kampf um Talente« steht am 25. Juni 2010:

Von hundert Nachwuchskräften, die das Land benötigt, werden fünfunddreißig nie geboren, wandern zehn aus und schaffen fünfzehn keine Berufsausbildung. Da können die Emigrationsphantasien der verbleibenden vierzig nicht überraschen.

Im Jahre 2006 erschien bereits ein Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung mit der Überschrift »Wo es zuviele junge Männer gibt wird getötet«, in dem ebenfalls Klartext geschrieben wird:

In den islamischen Ländern gibt es heute 300 Millionen Söhne, die unter 15 sind. Die sind alle schon geboren, das ist keine Prognose. Die werden in den nächsten 15 Jahren 15 bis 30 Jahre alt. Von denen werden im besten Fall 100 Millionen zu Hause unterkommen. 200 Millionen bilden aber ein Gewaltpotenzial.

Die Magier kamen, doch keiner verstand, zu deuten die Flammenschrift an der Wand...

In einer Radiosendung, die noch vor dem "Schwarzen Juni" aufgenommen wurde, spricht Prof. Heinsohn mit Ingo Kahle über die Entwicklung in Europa, und was für die Zukunft zu erwarten ist.

Als Europa zwischen 1500 und 1900 auszog, um etwa 90% der Welt zu erobern, da waren das etwa 10 Millionen Menschen. Das erobern und ausmorden der Räume haben ein paar hunderttausend Mann erledigt. Heute blicken wir in einer beliebigen Stunde auf 100 Millionen Wanderungswilliger zwischen Pakistan über Südafrika bis nach Marokko. Diese unterscheiden sich nur in einem Punkt von den Europäern damals: Sie kommen nicht mit Waffen.

Da Europa diesem Ansturm nichts entgegenzusetzen hat, muß man davon ausgehen, daß sich Europa drastisch verändern wird, und zwar, um es mit Heinsohn auszudrücken, »wie wir es seit der Römerzeit nicht mehr erlebt haben«.

  • Das pessimistische Szenario ist, daß eine libysche Situation entsteht, und das bedeutet jahrzehntelange Verteilungskämpfe durch unterschiedlichchste Gruppierungen und den völligen Zusammenbruch der staatsmäßigen Ordnung.
  • Das realistische Szenario ist, daß eine brasilianische Situation entsteht, also mit Armutsvierteln auf der einen und Luxusviertel auf der anderen Seite, eine mehr schlecht als recht funktionierende staatsmäßige Ordnung, aber mit flächendeckend hoher Kriminalität.
  • Ein optimistisches Szenario gibt es nicht. Das beste, was passieren kann ist, daß der Übergang zum brasilianischen Szenario so langsam und schleichend eintritt, so daß die Mehrheit genug Zeit hat, sich der Veränderung anzupassen, und dann sagen kann, daß es "schon immer so war".

Wir müssen immer zwei Augen in unserem Kopf benutzen. Wir müssen ein Auge auf die Menschen werfen, die zu uns kommen und Hilfe brauchen, und wir müssen das andere Auge auf die Einheimischen werfen, die das bezahlen müssen. Und die Einheimischen, die das bezahlen müssen, werden im Endeffekt der kritische Punkt sein. Wenn die unter 40 Jahre alt sein und was können, dann können die morgen gehen. Die gehen still, die machen keinen Ton, und plötzlich sind sie weg. Und dann sind deren Steuern weggefallen, und dann wird man das spüren.

In seinem Buch "Söhne und Weltmacht" beschreibt Prof. Dr. Gunnar Heinsohn, der mittlerweile am NATO Defense College in Rom Militärdemographie unterrichtet, sehr präzise, wohin sich die Lage entwickelt.

Wer dieses Buch damals nicht gelesen hat, braucht heute nur den Fernseher einzuschalten. Allerdings bekommt er dann nur die Momentaufnahme. Die Zusammenhänge werden da nicht erklärt. Doch hört die im Buch prognostizierte Entwicklung nicht im Jahre 2017 auf. Es bleibt ein sehr lesenswertes Buch für alle, die einen fundierten Einblick in die Entwicklung der Ereignisse haben möchten.

Gunnar Heinsohn promovierte mit summa cum laude in Soziologie und Wirtschaftswissenschaften und leitete das Institut für "vergleichende Völkermordforschung" an der Universität Bremen.

Heinsohn griff die in den 70er Jahren durch Bouthoul vorgelegte Theorie der "Youth Bulge" auf und entwickelte sie weiter.

Diese Theorie besagt, daß nicht Religionen, Ideologien oder Hunger die Ursachen für Kriege und Genozide sind, sondern ein Überschuß an jungen Männern, denen die Gesellschaft, in der sie leben, nicht genug Positionen bieten kann.

Anhand vieler Beispiele wurde diese Theorie bereits bei Herausgabe des Buches belegt, und mittlerweile haben sich durch die eingetretenen Ereignisse sogar die damals von "Experten" in Frage gestellten Prognosen bestätigt. Ein hervorragendes, doch leider viel zu wenig beachtetes Werk.

Gunnar Heinsohn: Söhne und Weltmacht - Terror im Aufstieg und Fall der Nationen

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Ein erstklassiger Beitrag, den ich mit viel Interesse gelesen habe. Leider hat er bislang nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit gefunden. Upvoted und followed.

Inhaltlich bemerkenswert und fantastisch geschrieben!

Toller Beitrag

Danke für dein upload.

Vielen Dank lieber @freiheit50, dass du mich auf diesen Post aufmerksam gemacht hast. Das war ein lieber Zug von dir.

Der Beitrag ist handwerklich astrein. Aber ich sage gleich: Das geht mich nichts an. Deswegen gucke ich auch die Filme gar nicht, freue mich aber, dass @besold sie vor der Zeitzensur der Mediatheken retten konnte.

Das Thema der Einwanderung fing ja schon mit Heimatvertriebenen an, ging über Gastarbeiter bis zum unerreichten Höhepunkt unter Helmut Kohl und hat leider nicht mit ihm aufgehört. Ich führe den demoskopischen Wandel ursächlich auf die vergangenen Weltkriege zurück. Flüchtlinge sind ja nur noch der I–Punkt über den Menschenmassen, die seit Jahrzehnten meine Stadt verändern. Wobei ich auch viel angenehme Veränderungen feststellen konnte. Diese Menschen haben Leben in die Städte gebracht. Man muss es nur wollen. Bei der Wirtschaft sind die Massen des neuen Präkariats aus nachvollziehbaren Gründen auch höchst willkommen und ich denke, die Politik liebt und benutzt sie auch seit Jahrzehnten.

Worüber sollte ich mich also empören? Das ist ein Problem, weit außerhalb meiner Reichweite. Weil man nicht einmal dagegen wählen konnte, wenn man hätte dagegen wählen wollen.Heute könnte man noch das Kind mit dem Bade ausschütten, aber wozu? Wenn Fachkräfte abwandern, werden Plätze für neue Fachkräfte frei und die pauschale Aussage, dass die nicht nachkommen würden, halte ich für gewagt. Was soll ich also jetzt mit dieser gestochen scharfen Analyse anfangen? Für Empörung ist mir meine Kraft zu schade und das schadet ja auch dem Karma. Aber einen Vote und einen Kommentar hat der beachtliche Beitrag allemal verdient!

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Vielen Dank, mehr kann man dazu - leider - nicht sagen!
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