Postmodernismus erklärt: Skeptizismus und Sozialismus von Rousseau bis Foucault - Teil 44v100
Das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks setzt sich kritisch mit dem Postmodernismus auseinander und liefert eine Erklärung für dessen Funktionsweise. Als Leitkultur westlicher Kulturen wird der Postmodernismus von vielen Intellektuellen, Akademikern, Künstlern und Politikern vehement unterstützt. Gleichzeitig zeigen sich aber auch in Deutschland immer mehr die negativen Auswirkungen dieses Systems philosophischer - oder sich philosophisch gebender - Axiome, weshalb es von größter Bedeutung ist, den Postmodernismus in seinen Eigenschaften und in seiner Tragweite zu verstehen. Die Vorlage ist das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks, die Übersetzung ein Eigenprodukt.
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Rousseau und die Französische Revolution
Rousseau starb im Jahr 1778, als sich die französische Aufklärung an ihrem Höhepunkt befand. Zum Zeitpunkt seines Todes waren seine Schriften in Frankreich wohlbekannt, auch wenn er sein unmittelbarer Einfluss auf den Beginn der Revolution in Frankreich begrenzt war. Es waren vielmehr Rousseaus Anhänger, die in der Französischen Revolution die Oberhand gewannen, vor allem in ihrer destruktiven dritten Phase.
Die Revolution selbst ging vom Adel aus. Nachdem ihnen die Schwäche der französischen Monarchie bewusst wurde schaffte es der Adel im Jah 1789, die Generalstände einzuberufen, bei der es sich um eine Institution handelt, die der Adel in der Regel kontrolliert. Einige Adelige erhofften sich dabei eine Aufwertung der Machtstellung des Adels auf Kosten der Monarchie und einige hofften auch auf die Umsetzung aufklärerischer Reformen.
Allrdings schaffte es der Adel nicht, eine einheitliche Koalition zu bilden, und damit hatten sie keine Chance gegen die auftrumpfenden liberalen und radikalen Delegierten. Schliesslich verlor der Adel die Kontrolle über die Veranstaltung und die Revolution trat in die zweite liberalere Phase ein. Diese zweite Phase wurde dominiert von Liberalen im Sinne von Locke und sie waren es dann auch, welche die allgmeine Menschen- und Bürgerrechtserklärung verfassten.
Dann aber wurden die Liberalen selbst zum Opfer der noch triumpfaler auftretenden Radikalsten der Revolution. Mit der immer größer werdenden Machtfülle der Girondisten und Jakobinern ging die Revolution in ihre dritte Phase über.
Vor allem die Anführer der Jakobiner waren Anhänger von Rousseau. Jean-Paul Marat, ein Mann mit einem ungepflegten und ungewaschenen Auftritt erklärte, dass er sich nicht wäscht um "so zu leben wie Rousseau es vorgab." Louis de Saint-Just, der vielleicht blutrünstigste aller Jakobiner, drückte seine Verehrung für Rousseau in seinen Reden vor der Nationalversammlung aus. Und für die radikalsten aller Radikalen Revolutionäre stand Maximilien Robespierre, der eine bewundernde Meinung über den großen Mann hatte: "Rousseau ist der Mann, der sich mit Hilfe der Leichtigkeit seiner Seele und der Größe seines Charakters als würdiger Lehrer der Menschheit erwiesen hat."
Unter Anführerschaft der Jakobiner wurde die Revolution radikaler und brutaler. Als neue Sprecher des allgemeinen Willens und mit jeder Menge "Zwangsmittel" jener Art zur Verfügung von denen Rousseau geträumt hat, um damit die aufsässigen Einzelwillen bekämpfen zu können, hielten es die Jakobiner im Namen des Allgemeinwohls für notwendig, dass viele sterben. Die Guillotine kam zum Dauereinsatz und es wurden rücksichtslos Adelige, Priester und generell so gut wie jeder mit einer verdächtigen politischen Ansicht umgebracht. "Wir müssen nicht nur die Verräter bestrafen," rief Saint-Just auf, "sondern alle Menschen, die nicht enthusiastisch sind." Das Land geriet in den Würgegriff eines brutalen Bürgerkrieges und in einem außerordentlich symbolischen Akt wurden 1793 Louis XVI. und Marie Antoinette enthauptet. Das aber machte die Situation nur noch schlimmer und so glitt ganz Frankreich ab in die Terrorherrschaft.
Der Terror endete erst, nachdem Robespierre 1794 verhaftet und exekutiert wurde, aber da war es für Frankreich schon zu spät. Die Energien waren erschöpft, die Nation lag am Boden und es entstand ein Machtvakuum, in das Napoleon Bonaparte schlüpfen konnte.
Die weitere Geschichte der Gegenaufklärung verschiebt sich danach in die deutschen Länder. Unter deutschen Intellektuellen gab es zunächst Sympathien für die Französische Revolution. Die deutschen Intellektuellen standen der Aufklärung in England und Frankreich nicht indifferent gegenüber. Es gab einige, die sich von der Aufklärung und ihren Idealen inspirieren ließen und bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zog Friedrich der Große in Berlin mehrere Wissenschaftler und Intellektuelle der Aufklärung an. Berlin wurde daraufhin für einige Zeit zu einer Brutstätte englischen und französischen Einflusses.
Überwiegend aber hinterließ die Aufklärung bei Intellektuellen in deutschen Ländern nur wenig Eindruck. Politisch und wirtschaftlich war Deutschland ein Sammelsurium an Feudalstaaten. Die Leibeigenschaft wurde erst im 19. Jahrhundert abgeschafft. Die Mehrheit der Bevölkerung war ungebildet und lebte auf dem Land. Die meisten waren zutiefst religiös und hauptsächlich protestantisch. Die gedankenlose Unterwerfung gegenüber Gott und dem eigenen Feudalherren wurden der Bevölkerung über Jahrhunderte eingeimpft. Das galt vor allem für Preußen, das Gotthold Lessing als das "untertänigste in ganz Europa" bezeichnete.
Unter den Deutschen verursachten die Berichte über den Terror der Französischen Revolution panische Angst: Sie haben ihren König und die Königin umgebracht. Sie haben Priester gejagt und ihnen die Köpfe abgeschnitten und sind mit den auf Lanzen gesteckten Köpfen durch Paris marschiert.
Good post 👍