Postmodernismus erklärt: Skeptizismus und Sozialismus von Rousseau bis Foucault - Teil 37v100

in #deutsch7 years ago (edited)

Das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks setzt sich kritisch mit dem Postmodernismus auseinander und liefert eine Erklärung für dessen Funktionsweise. Als Leitkultur westlicher Kulturen wird der Postmodernismus von vielen Intellektuellen, Akademikern, Künstlern und Politikern vehement unterstützt. Gleichzeitig zeigen sich aber auch in Deutschland immer mehr die negativen Auswirkungen dieses Systems philosophischer - oder sich philosophisch gebender - Axiome, weshalb es von größter Bedeutung ist, den Postmodernismus in seinen Eigenschaften und in seiner Tragweite zu verstehen. Die Vorlage ist das Buch "Explaining Postmodernism" von Stephen Hicks, die Übersetzung ein Eigenprodukt.

Zur vorangegangenen Passage geht es hier.

Kapitel Vier

Das Klima des Kollektivismus

Von der postmodernen Epistemologie zur postmodernen Politik

An der Wurzel jeder Erklärung des Postmodernismus gibt es ein epistemologisches Problem. Dieses Problem besteht in der Politik der Postmodernisten.

Wären die ausgeprägte Skepsis gegenüber der Vernunft und der nachfolgende Subjektivismus die wichtigsten Elemente in der Geschichte des Postmodernismus, dann könnte man eine relativ zufällige Verteilung der Anhänger des Postmodernismus im politischen Spektrum erwarten. Wären Werte und Politik vor allem ein Frage des subjektiven Sprunges in das, was auch immer einem gefällt, dann würde man Sprünge in alle möglichen politischen Programmatiken erleben. Das aber ist nicht das, was man bei Postmodernisten beobachten kann.

Bei Postmodernisten handelt es sich nicht um Individualisten, die zu relativistischen epistemologischen Schlussfolgerungen gelangt sind, um sich danach in allen möglichen politischen Nischen einzurichten. Postmodernisten sind in ihrer politischen Ausrichtung vielmehr monolithisch linksextrem ausgerichtet.

Michel Foucault, Jacques Derrida, Jean-François Lyotard und Richard Rorty sind ausnahmslos linksdogmatisch. Und so ist es auch bei Jacques Lacan, Stanley Fish, Catharine MacKinnon, Andreas Huyssen und Frank Lentricchia. Von den großen Namen der postmodernen Bewegung gibt es nicht einen einzigen, der nicht eindeutig links positioniert ist.

Abgesehen von der Epistemologie gibt aber noch etwas anderes.

Ein Teil dieses etwas anderem ist, dass sich Postmodernisten die Bemerkung von Fredric Jameson zu Herzen genommen haben, wonach "alles 'in seiner letzten Analyse' politisch ist". Der Geist dieser Aussage von Jameson ist es, auf dem die dauernden Vorwürfe der Postmodernisten beruhen, wonach die Epistemologie lediglich ein Machtmittel sei, das mit vorgeblicher Objektivität und Rationalität repressive politische Motive maskiert. Man kann daher annehmen, dass auch die subjektivistischen und irrationalen Anleihen der Postmodernisten einer politischen Agenda dienen. Nur, warum?

Ein weiterer Teil dieses etwas anderem besteht darin, dass linke Ideen die politische Gedankenwelt der Intellektuellen des 20. Jahrhunderts dominiert haben, was vor allem für akademisch gebildete Intellektuelle gilt. Und doch ist es trotz dieser Tatsache noch immer mehr als erstaunlich, wie sehr die Postmodernen von linkem Gedankengut geprägt waren - zumal die längste Zeit sozialistische Intellektuelle fast immer die modernistischen Grundlagen für Vernunft und Logik verteidigten. Marx Sozialismus war das weitverbreitetste linksdogmatische Denkmodell und "wissenschaftlicher Soizalismus" war für Marxisten eine sich selbst erklärende Phrase.

Ähnlich rätselhaft ist, warum Postmodernisten - und das gilt vor allem für jene Postmodernisten, die mit der praktischen Umsetzung postmoderner Ideen befasst sind oder postmoderne Praktiken in Klassenzimmern und bei Fakultätstreffen umsetzen - sehr wahrscheinlich feindselig auf Abweichler und Debatten reagieren, meist mit persönlichen Angriffen und wüsten Beschimpfungen vorgehen, fast immer versuchen, "politisch korrekte" autoritäre Maßnahmen durchzusetzen und höchstwahrscheinlich dazu Wut- und Tobsuchtsanfälle als argumentative Mittel einsetzen. Ob es nun Stanley Fish ist, der jeden, der die Affirmative Action ablehnt (also die gesetzlich Bevorzugung von Minderheiten bei staatlichen Dienstleistungen) als Fanatiker und Sympathisant des Ku Klux Klan bezeichnet, oder ob es Andrea Dworkins Männerhaß ist und für sie alle heterosexuellen Männer Vergewaltiger sind, die verwendete Sprache ist zumeist offen feindselig und herabwürdigend. Daher muss man sich die erstaunliche Frage stellen: Wie kommt es, dass der Linksextremismus - immerhin eine Bewegung, die sich selbst einst als die einzige Verteidigerin der Zivilisiertheit, der Toleranz und der Gerechtigkeit beworben hat - solche Verhaltensweisen nicht nur nicht ablehnt, sondern selbst betreibt?

Beweise, Vernunft, Logik, Toleranz und Zivilisiertheit waren allesamt im Paket der Aufklärung inbegriffen. Und in seiner Anfangszeit akzeptierte der moderne Sozialismus dieses Paket durchaus.

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Teil 37... so langsam hab ich die Hoffnung, dass ich das ganze Buch schaffen werde^^

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