Alle die mich auch nur ein bisschen kennen, werden gleich an den Bildern gesehen haben, dass heute einmal nicht um meine eigene Kunst geht, sondern um einen Kollegen, dessen Werk so ganz anders ist als meines: Theodor Kempkes, deutscher Maler (1905-1993)

Vor knapp zwei Jahren bat mich ein Freund, ein Projekt mit einem großen Teil von Kemkes Lebenswerk auf die Beine zu stellen. Als leidenschaftlicher Kunstsammler und Förderer hatte er es Anfang der 90er Jahre gekauft, mit der Absicht eine Galerie mit Werkstätten für junge Künstler aufzubauen. Mit Werken von Kempkes, Dali, Joachim Berthold und meinen Bildern.

Leider kam es bei der Abwicklung des Nachlasses zu Unstimmigkeiten, gefolgt von einem jahrelangen Rechtsstreit, den mein Freund zwar gewann, der aber die Umsetzung seiner Pläne komplett verhinderte. Soviel als kurze Einleitung, die ganze Geschichte ist natürlich sehr viel komplexer.

Das wirklich tragische daran ist, dass damit auch Kempkes Werk für ca. 25 Jahre komplett von der Bildfläche verschwand und damit ein wichtiger kritischer Maler des 20. Jahrhunderts...

Theodor Kempkes war eine sehr vielschichtige Figur. In seiner Jugend ein Romantiker, ein Idealist und bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges ein aufmüpfiger Pazifist. Nach Kriegsende verarbeitet er seine traumatischen Erfahrungen mit geradezu missionarischer Hingabe und Enthusiasmus als Friedensaktivist und radikaler Umweltschützer. Politik- Religion- und (Wirtschafts) Machtmissbrauch sind für ihn immer wieder Reizthemen.

Im Dritten Reich flieht er erst in die Schweiz, wird von den Nationalsozialisten durch Drohungen gegen seine Familie zurück gezwungen und als Kriegsberichterstatter und Zeichner an die Front beordert. In den Nachkriegsjahren hat er seine Erinnerungen und die Kriegsgräuel in beklemmend bedrückender Weise angeprangert.

Kempkes stellte sich Zeit seines Lebens intellektuell und künstlerisch auf die Seite der Unterdrückten und der Leidenden. Für sein Engagement für die Gewerkschaften wurde er mit dem Jerg-Ratgeb-Preis für kritische Malerei ausgezeichnet. Er zeigte als einer der ersten europäischen Maler das Elend in Afrika. Das Leiden der Chilenen in der Militärdiktatur Pinochet. Er prangerte auch bereits Mitte des 20. Jahrhunderts die weltweite Umweltzerstörung an. Kempkes war ein mutiger Visionär, der es auch nicht scheute, sich mit den Großen seiner Zeit aus Kirche, Wirtschaft und Politik anzulegen. Einer, für den es hieß Protest und Aufrütteln mit dem Pinsel und Stift. Ein Künstler, der zeitlebens zum Nachdenken und Umdenken anregen wollte.

Nun will sich der Besitzer der Bilder, der früher sehr erfolgreich einen Natur nah produzierenden Lebensmittelbetrieb in München betrieben hat, auch aus Altersgründen von der Sammlung Kempkes trennen. In Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen meiner Heimatstadt Viechtach, insbesondere unserer überaus engagierten Leiterin für Stadtmarketing und Kultur ist es mir gelungen, für kommendes Wochenende eine Pop-up Ausstellung mit ca. 400 Ölgemälden, 3000 Zeichnungen und ca. 1000 Druckgrafiken zu organisieren...

Nachdem wir jetzt alles aufgebaut haben, bin ich jetzt echt müde 😜