Sozis sind geisteskrank

in #deutsch7 years ago

“Mit Rationalismus kann man freilich nicht bis zu dem Sitze des Widerstandes gegen den Liberalismus gelangen; dieser Widerstand geht nämlich nicht von der Vernunft aus, sondern von krankhafter seelischer Einstellung: von Ressentiment und von einem neurasthenischen Komplex, den man nach dem französischen Sozialisten Fourier-Komplex nennen könnte….
Viel schwerer ist es, gegen den Fourier-Komplex anzukämpfen. Hier liegt eine schwere Erkrankung des Nervensystems, eine Neurose vor, die mehr die Psychologie interessieren sollte als die Politiker. Doch man kann an ihr heute nicht vorübergehen, wenn man die Probleme der modernen Gesellschaft untersucht. Bedauerlicherweise haben sich die Ärzte bisher kaum noch mit den Aufgaben befaßt, die ihnen der Fourier-Komplex bietet; selbst Freud, der große Meister der Seelenforschung, und seine Schule haben in ihrer Neurosenlehre diese Dinge kaum beachtet, wenn man es auch der Psychoanalyse danken muß, daß sie den Weg, der allein zur Erkenntnis dieser Zusammenhänge führt, aufgespürt hat…
Der Neurotiker kann das Leben in seiner wahren Gestalt nicht ertragen. Es ist ihm zu roh, zu grob, zu schlecht. Um es sich erträglich zu gestalten, will er nicht wie der Gesunde „allen Gewalten zum Trutz sich erhalten“; das wäre seiner Schwäche fremd. Er flüchtet in eine Wahnidee. Die Wahnidee ist, nach Freud, „selbst etwas Erwünschtes, eine Art Tröstung“; sie ist gekennzeichnet durch „ihre Resistenz gegen logische und reale Angriffe“. Es genügt daher keineswegs, sie dem Kranken durch überzeugende Beweise ihrer Unsinnigkeit ausreden zu wollen; um zu genesen, muß der Kranke selbst sie überwinden, er muß verstehen lernen, warum er die Wahrheit nicht ertragen will und zum Wahne seine Zuflucht nahm…
Auch der Marxismus kann das Bild der sozialistischen Gesellschaft nicht anders konstruieren als durch zwei schon von Fourier gemachte Annahmen, die aller Erfahrung und aller Vernunft widersprechen. Auf der einen Seite die Annahme, daß das „materielle Substrat“ der Produktion, das „ohne Zutun des Menschen von Natur vorhanden ist“, so reichlich zur Verfügung steht, daß mit ihm nicht gewirtschaftet werden muß; daraus ergibt sich dann der Glauben an eine „praktisch schrankenlose Steigerung der Produktion“. Auf der anderen Seite die Annahme, daß im sozialistischen Gemeinwesen die Arbeit „aus einer Last eine Lust“, ja, daß sie „das erste Lebensbedürfnis” werden wird. Wo alle Güter im Überfluß zur Hand sind und die Arbeit Lust ist, kann man freilich unschwer das Schlaraffenland einrichten…
Im Leben des Neurotikers kommt der Lebenslüge eine doppelte Aufgabe zu. Sie tröstet über den Mißerfolg und stellt kommende Erfolge in Aussicht. In dem Falle des sozialen Mißerfolges, der uns hier allein angeht, liegt der Trost in dem Glauben, daß das Nichterreichen der angestrebten hohen Ziele nicht der eigenen Unzulänglichkeit, sondern der Mangelhaftigkeit der gesellschaftlichen Ordnung zuzuschreiben ist. Von dem Umsturz der Gesellschaftsordnung erhofft der Unbefriedigte den Erfolg, den ihm die bestehende Ordnung vorenthalten hat. Da ist es nun ganz vergebens, ihm begreiflich zu machen, daß der geträumte Zukunftsstaat undurchführbar ist und daß die arbeitsteilige Gesellschaft anders als auf Grundlage des Sondereigentums an den Produktionsmitteln nicht bestehen kann. Der Neurotiker klammert sich an seine Lebenslüge, und wenn er vor die Wahl gestellt wird, entweder ihr oder dem logischen Denken zu entsagen, zieht er es vor, die Logik zu opfern. Denn das Leben wäre ihm unerträglich ohne den Trost, den er in der sozialistischen Idee findet. Sie zeigt ihm, daß die Fehler, die seinen Mißerfolg verschuldet haben, nicht in seiner Person, sondern in dem Gang der Welt liegen, hebt damit sein gesunkenes Selbstbewußtsein und befreit ihn vom quälenden Minderwertigkeitsgefühl. Wie der gläubige Christ das Mißgeschick, das ihm auf Erden widerfuhr, leichter hinnehmen konnte, weil er an eine Fortsetzung der individuellen Existenz in einem besseren Jenseits hoffte, in dem die, die auf Erden die Ersten gewesen waren, die Letzten sein werden und die Letzten die Ersten, so ward für den modernen Menschen der Sozialismus zum Elixier gegen irdisches Ungemach.”

Ludwig von Mises

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