Geld ist handelbare Schuld
In dem Artikel "Was ist Geld? Eine Kaffeefahrt in die virtuelle Welt des Geldes" habe ich die Entwicklung des Geldes dargestellt. In dieser kleinen Ergänzung möchte ich eine kurze und klare Antwort geben, die sich auch als Definition eignet.
Die Antwort auf die Frage, was Geld sei, ist, Geld ist handelbare Schuld.
Ich habe noch eine gute Definition gefunden. Sie ist von Hans Hoppe: "Geld ist die marktgängigste aller Waren"
Zwischen Geld und Ware gibt es keine grundsätzliche Schranke. Deshalb trifft diese Definition gut.
Es gibt Menschen, die wollen nur Geld Geld nennen, das durch Werte gedeckt ist. Der Grundgedanke allein schon ist falsch, denn solches Geld wäre Ware. Wenn zwischen Geld und Ware keine klare Trennung herrscht, warum nennen wir Geld dann Geld? Weil es die Ware ist, die sich am flexibelsten einsetzen läßt, die am marktgängigsten ist. Andersherum gesehen, von der Entwicklung des Geldes her, ist das Geld, das jemand ersatzweise annimmt, ein Anzeichen eines unvollständigen Tausches. So wird Geld zur Verrechnungseinheit. Es würde genügen, zentral alle Guthaben zu verwalten. Dann brauchte man nicht einmal Papiergeld – wenn das Vertrauensproblem nicht wäre.
Wir befinden uns mitten im Entwicklungsprozeß des Geldes, von der Ware zur Zahl, zur reinen Information, die eine Schuld, ein offenes Tauschgeschäft, repräsentiert. Angefangen hat es mit dem Tausch Ware gegen Ware. Zum besseren Transport der erhandelten Werte benötigte man kleine, wertvolle, überall tauschbare Gegenstände, die universell Wert repräsentierten. Die Onkels von Marco Polo sollen ihren Reichtum schon mit in ihre schlechte Kleidung eingenähten Edelsteinen transportiert haben. Legende oder nicht, es ist ein bedeutender Hinweis auf die Entwicklung des Geldes. Geld entwickelt sich aus der Notwendigkeit heraus, Werte transportieren zu müssen. Der Zwang steht am Anfang, entsprechend meiner erweiterten Auffassung von Entwicklung. Deshalb erfolgte die Entwicklung des Geldes auch durch Kaufleute. Die Notwendigkeit, Wert sicher und leicht zu transportieren ist Teil des Entwicklungskriteriums. Diese Notwendigkeit führt zur Entwicklung des Geldes. Geld ist keinesfalls nur Ware, unter Geld kann man auch den von jeglicher Ware losgelösten Wert verstehen. Da aber alles Ware ist werden die Zahlen rekursiv wieder zur Ware, auch Schuld wird handelbar.
An Geld besteht die Forderung der universellen Tauschbarkeit. Materielle Werte sind in ihrer Höhe abhängig von dem Markt, in dem sie sich befinden. Dies behindert die Transportierbarkeit der Werte. Die Forderungen der leichten Transportierbarkeit und der universellen Tauschbarkeit fördern die Loslösung des Geldes von der materiellen Ware und damit von der Deckung des Geldes. Die Deckung übernimmt das Vertrauen in den Bestand dieses Geldes.
Jede Schuld zwischen zwei Parteien, die auch durch Dritte anerkannt wird, und damit handelbar wird, ist Geld. Wie bei jeder Ware ist auch der Gegenwert des Geldes reine Spekulation. Die Spekulation auf den erlösbaren Wert ist im Geld wie in der Ware, aus der es sich entwickelt hat, vorhanden. Somit ist es nicht verwunderlich, daß in der Weiterentwicklung mit Spekulationen, mit den Erwartungswerten, gehandelt wird, mit Optionen.
Schuldscheine repräsentieren einen Wert. Wenn Schuldscheine von vielen Partnern akzeptiert werden, dann werden sie handelbar, dann werden sie zu Geld. Kaum jemand verwaltet freiwillig fehlerfrei seine Schuld, also machen das die Gläubiger. Sie halten die Zahlungsversprechen, die Schuldscheine, das Geld.
Nun ist das Halten keine Garantie dafür, daß alles mit rechten Dingen zugeht. Aus diesem Grund bekommt der Schuldner eine Kopie des Dokumentes. Der Gläubiger konnte den Schuldner nicht mehr betrügen. Es war jeder Schuldenfall dokumentiert. Wird, wie jetzt, Geld unabhängig vom Einzelfall und von materiellen Werten erzeugt, durch Druck von Geldscheinen oder durch Bilanzverlängerung, dann ist die Tür zum Mißbrauch offen. Es wird so viel Geld erzeugt, daß dessen Wert in gerade noch erträglichem Maße fällt.
Wer Schuldscheine herausgibt, die von einer größeren Menge von Partnern anerkannt werden, der erzeugt Geld.
So sieht man in den zwei Definitionen schön die zwei Seiten des Geldes, einerseits noch Ware und andererseits schon reine Information:
"Geld ist die marktgängigste aller Waren"
"Geld ist handelbare Schuld."
Carsten Thumulla
Roßlau, den 24.2.2014
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