Der Schulmeister im Waffenrock

Friedrich II., porträtiert von Anton Graff 1781 (c) Anton Graff [Public domain], Wikimedia Commons

Die populäre Geschichtsschreibung zeichnet Preußen als einen Obrigkeitsstaat, gegründet auf Militarismus und Kadavergehorsam. Dabei treffen diese Vorwürfe viel eher auf andere Monarchien zu.

von Jan von Flocken (aus COMPACT 09/2011)

Honoré Marquis de Mirabeau soll 1786 das Bonmot entfahren sein: «Andere Staaten besitzen eine Armee; Preußen aber ist eine Armee, die einen Staat besitzt.» Nun hatte der Autor mehrerer pornographischer Romane zwar einige Zeit in Preußen zugebracht, das Land aber offenbar nur sehr oberflächlich betrachtet. Wenn er etwa behauptete, der preußische Staat gleiche einem einzigen Heerlager, so handelte es sich um ein schlichtes Mißverständnis.

Im Gegensatz zu allen anderen europäischen Armeen bestand in Preußen die Regelung, den Soldaten jedes
Jahr eine neue Uniform auszugeben. Damit verbunden war die Erlaubnis, alle gebrauchten Waffenröcke außerhalb des Dienstes aufzutragen oder an Freunde und Verwandte zu verschenken. In einigen Regionen entwickelte sich aus dieser Praxis sogar eine regelrechte Volkstracht der Bauern.

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