Selbstversorgung aus dem Garten: 5 Gemüsearten, die du im Winter ernten kannst

in #deutsch7 years ago

„Was erntest du denn jetzt noch im Garten?“ Diese Frage bekomme ich oft zu hören, wenn ich in einem Gespräch erwähne, dass ich noch mal raus muss, um Gemüse zum Kochen zu besorgen. Die Saison in deutschen Gärten reicht in der Regel nur von März bis September – in der kalten Jahreszeit liegen viele Beete ungenutzt brach. Dabei gibt es einige Gemüsearten, die auch über den Winter ganz leicht angebaut bzw. währenddessen geerntet werden können – und das sogar ohne Folientunnel oder Gewächshaus.

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©kazoka303030 – Fotolia.com

Postelein

Postelein – auch Winterportulak genannt - stammt ursprünglich aus Asien, hat sich mit der Zeit jedoch über die gesamte Nordhalbkugel der Erde verbreitet. Bereits die alten Griechen und Ägypter und auch einige Indianervölker Nordamerikas schätzten ihn als Nahrungsmittel. In den letzten Jahren hat der weitgereiste Salat sich auch bei uns einen Namen gemacht. Seine tellerförmigen Blätter, aber auch die Stiele und Blüten lassen sich bestens für Salate und Smoothies verwenden – können aber auch wie Spinat gedünstet werden.
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Ich säe Posteleien zwischen Ende August und Ende September aus ‒ die Samen brauchen niedrige Temperaturen unter 12 °C zum Keimen. Ein nährstoffarmer Boden ist völlig ausreichend, Posteleien ist sehr anspruchslos. Er gedeiht auch in halbschattiger Lage und auch längere Trockenperioden können ihm nichts anhaben. Während viele winterharte Pflanzen bei sehr niedrigen Temperaturen einen Wachstumsstopp einlegen, wächst Posteleien munter weiter. Er übersteht sogar Fröste mit bis zu -20 °C. Geerntet wird das frische Grün von November bis April, dabei werden je nach Bedarf einzelne Blätter abgeschnitten oder abgezupft.

Kohlrübe

Wie viele andere winterharte Kulturen auch, ist die Kohlrübe (manche nennen sie auch Steckrübe) ein recht altes Gemüse, welches heutzutage nicht mehr allzu oft auf den Tellern landet. Das liegt vielleicht auch daran, dass sie vielerorts als Arme-Leute-Gemüse gilt. Dabei sind Kohlrüben extrem nahrhaft und vielseitig einsetzbar. Sie schmecken super in Suppen, Eintöpfen und Schmorgerichten oder als gebackene Gemüsebeilage, können geraspelt aber auch roh jeden Salat bereichern. Da sie nur einen schwachen Eigengeschmack haben, nehmen Kohlrüben den Geschmack der Dinge an, mit denen sie zubereitet werden.
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Was ihren Anbau im Garten betrifft, sind sie ziemlich anspruchslos. Sie brauchen einen mäßig nährstoffreichen Boden und müssen kaum gegossen werden – von der ersten Wachstumsphase einmal abgesehen. Im Juni gesäte Kohlrüben können bereits ab September geerntet werden. Da sie winterhart sind, können sie aber auch den ganzen Winter über (bis in den März) im Boden bleiben und nach und nach bei Bedarf ganz frisch geerntet werden. Der Boden um die Rüben herum sollte dazu allerdings mir Laub oder Reisig bedeckt werden – so gefriert die Erde nicht und du kannst auch bei Frost ernten.

Grünkohl

Grünkohl gilt vielen als das Wintergemüse schlechthin - meist kommt er gekocht auf den Tisch. Ich esse die Blätter lieber roh oder mache Grünkohlchips daraus. Wenn man nicht gerade Heerscharen von Schnecken im Garten hat (wie ich während der letzten Jahre^^), lässt er sich sehr leicht anbauen, ist anspruchslos und robust. Wichtig: Wie alle Kohlarten schätzt auch Grünkohl nährstoffreichen Boden - diesen also mit reichlich Kompost versehen. Gesät wird er im Mai oder Juni ins Freiland oder in Saatschalen ‒ die vorgezogenen Pflanzen werden dann spätestens im August ins Beet gesetzt.
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Geerntet wird der Grünkohl ab Oktober, idealerweise nach dem ersten Nachtfrost ‒ dann schmeckt er besser. Werden dabei die äußeren Blätter entfernt, treibt die Pflanze immer wieder neue Blätter nach, zumindest wenn keine anhaltenden Frostperioden vorherrschen. Wer Grünkohl roh essen möchte, sollte hingegen jüngere, mittig wachsende Blätter bevorzugen. Da Grünkohlpflanzen den ganzen Winter über im Beet verbleiben können, sorgen sie ständig für frisches Grün auf den Tellern. Wichtig ist lediglich eine regelmäßige Ernte. Wenn ausgewachsene Blätter zu lange an der Pflanze verbleiben, werden sie bitter. Oft erstreckt sich der Erntezeitraum bis weit über den Winter hinaus bis in den Juni hinein. Die Blätter sind dann nicht mehr ganz so zart und enthalten, da sie keinen Frost abbekommen, mehr Bitterstoffe - gekocht sind sie in der Regel trotzdem noch gut zu verwenden.

Topinambur

Topinambur ist botanisch mit der Sonnenblume verwandt- wie diese blüht er gelb, wenngleich seine Blüten viel kleiner sind. Seine Stängel werden bis zu 3 Meter hoch. Seine kartoffelähnlichen Rhizomknollen schmecken mild nussig ‒ gekocht, geschmort oder gebraten entwickeln sie einen süßlichen, bisweilen leicht rauchigen Geschmack und bereichern Eintöpfe, Aufläufe oder Gemüsebeilagen.
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Topinambur lässt sich kinderleicht anbauen: Ganze oder geteilte Rhizomknollen werden zwischen Februar und April 10-15 cm tief in nährstoffreiche Erde gesteckt. Das war es auch schon. Kein Gießen, kein Düngen, keine weitere Pflege. Anfang November werden lediglich die Stängel kurz überm Boden abgeschnitten und die Erde über den Knollen wird mit Laub oder Reisig bedeckt. Ab diesem Zeitpunkt können sie bis in den März des nächsten Jahres hinein fortlaufend nach Bedarf geerntet werden – einmal ausgehobene Knollen sind im Kühlschrank nur wenige Tage haltbar. Bleiben sie jedoch den Winter über in der Erde, halten sie auch stärkstem Frost stand und bleiben knackig frisch. Ab April beginnen im Boden verbliebene Knollen, wie auch winzig kleine Rhizomteile, neu auszutreiben. Möchtest du Topinambur in deinem Garten anbauen, weise ihm also einen festen Platz zu, an dem er sich ausbreiten darf oder begrenze seinen Wuchs mit einer Rhizomsperre (eine in den Boden eingelassene Barriere aus Stein oder Plastik).

Pastinake

Pastinaken sind cremeweiße Wurzelrüben, die dem Meerrettich recht ähnlich sehen. Bis ins 18. Jahrhundert hinein waren sie ein weitverbreitetes Grundnahrungsmittel in Mitteleuropa. Später wurden sie von Möhren und Kartoffeln verdrängt. Was schade ist ‒ sie haben einen wesentlich höheren Nährwert als diese. Zudem sind sie die perfekte Kindernahrung, da sie nur sehr wenig Nitrat enthalten. Sie können sowohl roh als auch gekocht, gebraten oder gebacken gegessen werden. Ich mag sie besonders als Püree oder als Suppe.
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Pastinaken haben eine sehr lange Kulturdauer von ca. einem halben Jahr – sollen sie als Wintergemüse geerntet werden, werden sie idealerweise im Mai ausgesät. Vorher sollte der Boden tiefgründig gelockert und mit Kompost versehen werden. Während der Wachstumsphase werden die Pflanzen hin und wieder gegossen, die Wurzeln brauchen viel Wasser. Ansonsten brauchen sie bis zum Beginn der Erntezeit im November keinerlei weitere Aufmerksamkeit. Bis Ende März können die Pastinaken gut in der Erde bleiben und einzeln frisch bei Bedarf geerntet werden.

Sagt mal, wie ist das bei euch? Was steht im Winter in euren Beeten? Ich bin gespannt! :-)

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Ok cool, dass war mir noch nicht klar, dass man auch im Winter gärtnern kann. Meine Oma hat ein Gewächsthaus. Das bleibt über den Winter allerdings in Ruhepause. Vielleicht erzähle ich ihr mal davon. Was meinst du, wegen einer Ruhephase? Normalerweise sagt man ja, im Winter kann sich das Feld erholen. Wenn man weiterhin pflanzt, wann ist dann die Ruhephase?

Das ist eine gute Frage @allthereis. Im Winter baut man in der Regel nicht so viel an, wie im Sommer - so dass einige Teile des Beetes immer eine Ruhepause haben. Bei der Beetplanung könnte man dann berücksichtigen, dass jedes Beet mal belegt ist, aber auch mal einen Winter ruhen darf.

Ich sehe solche Ruhepausen jedoch nicht als notwendig an. In unseren Breitengraden werden sie uns vom Winter scheinbar aufgezwungen - in wärmeren Gefilden bauen die Menschen jedoch auch rund ums Jahr ohne Pause an. Viel wichtiger als Ruhepausen sind meiner Meinung nach Gründüngung, Mulchen und Kompost.

Übrigens ist es auch eine recht junge Gewohnheit den Garten im Winter ruhen zu lassen. Im 17. und 18. Jahrhundert war der Winteranbau von Gemüse in Europa noch viel weiter verbreitet als heute.

Danke für die schnelle Antwort. Da sind wir wieder bei dem Thema das Dinge nicht immer so waren, wie sie jetzt sind :) Das Winterruhe so neu ist kam mir nie in den Sinn, schließlich ist meine Oma überzeugt davon... und die ist fast 90 :D

Ich denke, dass es, wie immer im Leben, nie nur den einen richtigen Weg gibt! Alles hat Vor- und Nachteile und was für den einen stimmig ist, sieht ein anderer wieder aus völlig anderem Blickwinkel. :-)

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