Lebenslektionen - Der Plan (Part 3)
Wenn ich in meiner Vergangenheit zurückgehe, dann fällt es mir schwer, einen bestimmten Zeitpunkt für den ersten richtigen Auswanderungsgedanken festzulegen. So kann ich mich erinnern, dass ich schon als 12-jährige mit meiner besten Freundin Moni fleissig Englisch gelernt habe, weil wir es uns in den Kopf gesetzt hatten, einmal nach Australien überzusiedeln. Als Cowboys, oder besser gesagt als Cowgirls wollten wir arbeiten. Australien deshalb, weil Monis Eltern einige Jahre dort gelebt hatten und uns einiges darüber erzählen konnten. Mit zwanzig Jahren reise ich für drei Monate in die USA - im Hinterkopf immer eine heimliche Sehnsucht und das erhoffte Erfolgserlebnis, irgendwo meine Heimat zu finden. Denn eigentlich hatte ich mich schon als Kind in der Schweiz immer eher wie eine Besucherin gefühlt. So bin ich davon überzeugt, dass es irgendwo in Amerika einen Ort geben muss, wo ich mich schon von der ersten Sekunde an heimisch fühlen würde.
Mit meinem Freund und späteren Ehemann durchstreife ich kreuz und quer die Vereinigten Staaten. Wir legen beinahe 15 000 Meilen zurück, aber fündig werde ich nicht. Obwohl Jürg, mein Freund, mehrmals andeutet, dass er irgendwann eines Tages auf der anderen Seite des "grossen Teiches" sich ein Stück Land kaufen wolle, beginne ich mich,
je länger, je mehr, von meiner Suche nach der fremden Heimat zu distanzieren.
1990 kommt Nicola, unser erstes Kind, zur Welt.Wir sind unterdessen vom Mutschellen nach Unterehrendingen umgezogen und werden stolze Besitzer eines hübschen Bauernhauses mit Stall und einem Flecken Land.
Nach und nach gesellen sich zu meinem ersten Pferd Balajka noch weitere dazu. Shogun, der Partbredaraber. Jabba, der erste Sohn Balajkas. Joice, die Zwergeselstute und später schliesslich noch Mona Lisa, der beinahe Schlachthoffreiberger, trotz ewig fehlenden Geldmitteln von uns in einer Verzweiflungsaktion gekauft.
Eigentlich haben wir alles, was sich Pferdenarren nur wünschen können. Doch mit der Zeit beginnt wieder das Fernweh, oder soll ich besser schreiben, das Heimweh an uns zu nagen. So beginnt unser Kanada-Abenteuer an einem kalten Novemberabend. Nach einem Kinobesuch mit Freunden, sitzen wir in einem Restaurant und diskutieren über das Leben und die Welt schlechthin. Wir haben alle die gleiche innerliche Angst, irgendwann festzustellen, dass wir alt geworden sind, ohne die Abenteuer, von denen wir immer träumten, erlebt zu haben. Die Angst, dass das Leben, so schön es im Moment auch zu sein scheint, sich in das Fliessband einer Grossfabrik verwandelt, wo ein Tag wie der nächste ist, wo nichts Spannendes mehr passiert und man sich eines Tages dabei erwischt, wie man die Jahre bis zur Pensionierung zählt und hofft, dann endlich alles was man versäumt hat, nachzuholen. Aber funktioniert das ?
In dieser Nacht entschliessen wir zu viert, dass das nicht funktioniert. Und plötzlich ist da wieder die Idee, alles hinter sich zu lassen und einfach abzuhauen, in ein Land, wo man noch mehr Möglichkeiten hat, weniger Einschränkungen erlebt und generell Unterstützung bekommt und keine Steine in den Weg, wenn man etwas Neues aufbauen will. Die USA streichen wir gleich wieder aus unseren Plänen. Wie man uns sagt, ist es nicht einfach, für dieses Land ein Visum zu erhalten. Auch Australien und Neuseeland werden abgehakt. Zu weit weg, entscheiden wir. Wir sind ja schliesslich keine Aussteiger, die die einsame Insel suchen, sondern eher Einsteiger in die Welt der selbständigen Unternehmer.
Also bleibt Kanada übrig, denn auch sämtliche europäischen Alternativen erscheinen uns wenig reizvoll. Die Zeit, die auf dieses erste Gespräch folgt, ist verrückt. Die Idee hat wie ein Blitz eingeschlagen, verwandelt uns in andere Menschen, ergreift von uns Besitz. Wir haben nichts anderes mehr im Kopf. An den Wänden des Büros nehmen plötzlich überdimensionale Landkarten von Kanada Platz ein, wir sammeln alles vom Handelswesen, über die Geschichte des Landes bis zu den vielfältigen, geographischen Besonderheiten. Wie gross Kanada ist, wird uns erst jetzt richtig bewusst. Nach Kanada auswandern bedeutet, die Auswahl haben zwischen Schneebergen, eisiger Tundra, mittelmeerähnlichem Klima, unendlicher Prärie und einer Vielfalt von menschlichen Lebensgewohnheiten und Sprachen.
British Columbia zieht die meisten Touristen zuerst an und so ergeht es auch uns.
Die westlichste Provinz Kanadas beinhaltet all das, was man sich als abenteuerlustigen Menschen vorstellt. Die Rocky Mountains, die Meeresküste, wo man im Herbst die Wale beobachten kann. Die berühmten Goldgräbertrails,die vom Süden hinauf bis in den hohen Norden führen und jede Menge Wildnis pur.
(To be continued)
Nice
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