Exponentielles Wachstum am Aktienmarkt ...

in #aktie6 years ago (edited)

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Ich möchte den gestrigen Tag gerne mal als Beispiel für etwas hernehmen. Gleich um eines Vorweg zu nehmen, er war für mein Depot wirklich verherrend. Bereits morgens sagte ich noch zu einem Kollegen, dass ich ein schlechtes Gefühl für den Wochenausgang habe, hatte aber noch keine Vorstellung, was mich erwartet.

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Am Ende war alles rot, außer übrigens Coca Cola, die ich gerade erst erworben habe und mit 100€ überhaupt kein Gewicht hat ;) Aber gerade einige der wichtigen Positionen waren extrem heftig betroffen, so dass fast 20% des letzten Jahresgewinnes im Flammen aufgegangen sind.

Nun höre ich immer wieder von einigen Aktienverweigerern, dass sie Aktien nicht über den Weg trauen, weil es „exponentielles Wachstum“ nicht gäbe. Die Aussage ist für sich genommen schon nicht so besonders smart, bei Wertpapieren aber noch ein wenig weniger. Denn genau an solchen Beispielen kann man sehr gut sehen, dass die Dinger eben nicht in den Himmel hoch wachsen, sondern es eben auch immer wieder einmal Rückschläge gibt. Das Geld dahinter kommt nicht aus dem Nichts und die Kurse steigen nicht einfach so in die Höhe.

Es ist eben die Repräsentation am Markt in der Millionen von Teilnehmern zusammen einen Preis bilden durch ihre Entscheidung Dinge zu kaufen und zu verkaufen. Und so wie jeder einzelne von uns eben nur einen bestimmten Geldbetrag zur Verfügung stehen hat auf die er dann seine Aktien verteilen kann, so geht es eben jedem Marktteilnehmer. Es ist also kein Geld verschwunden, es ist jetzt nur bei jemanden anders.

Weil eben der Markt zum Schluss gekommen ist, dass meine Aktien weniger Wert sind und dafür ihr Geld in irgend etwas anderes gesteckt haben und dadurch den Kurs befeuert haben. Und ja, es gab auch gestern durchaus einige grüne Titel. Und natürlich sollte man auch nicht der Illusion unterliegen, dass der Aktienmarkt für sich alleine steht. Natürlich kann er auch in seiner Gesamtheit Geld verlieren, wenn die Leute eben verkaufen und das Geld nicht wieder in Aktien stecken, sondern eben in P2P, Kryptos, Anleihen, Gold oder was auch immer. Dann freuen sich die Akteure dort eben, während der Aktienmarkt ein langes Gesicht zieht.

Genau das ist ja der Grund dafür, dass ständig den Zentralbankern von den Lippen abgelesen wird und um die Zinssteigerung wie um eine heilige Kuh getanzt wird. Denn sollten die Zinsen wieder steigen würden vermutlich viele Akteure das Geld aus dem Aktienmarkt wieder herausholen und auf einem Bankkonto legen. Entsprechend ist der Aktienmarkt momentan durchaus gut subventioniert.

Geld wächst nicht in Märkten. Dies ist nur der Ort um dort zu handeln (im doppelten Sinne!). Werte aus dem Nichts erschaffen kann man – aber eben an anderer Stelle. Wer glaubt, dass Leute an der Börse einfach nur Geld aus dem Nichts zaubern, outet sich damit gleichzeitig als jemand ohne viel Praxiserfahrung. Denn wir haben dort durchaus einige empfindliche Rückschläge von Zeit zu Zeit hinnehmen zu müssen.

Wie geht man also damit um, wenn plötzlich unerwartet mal eben ein Netto-Monatslohn in Flammen aufgeht? Das fühlt sich nicht gut an, weil man ja eben weiß, dass dort viel Arbeit drinne steckt. Es ist aber gleichzeitig nicht gut in Panik zu geraten. Denn wirklich zählen tut es ja nur, wohin der Trend langfristig verläuft.

Wird es auch in Zukunft Wachstum in dieser Welt geben? Werden wir künftig in der Lage sein Dinge effizienter zu produzieren und schneller erledigen? Werden wir in der Lage sein günstiger Energie mit weniger Nebenwirkung erzeugen zu können? Werden künftige Generationen auch sinnvolle Dinge entwickeln? Für jeden dieser Punkte gibt es Kritiker, die die Aussagen mit „Nein!“ beantworten würden. Ich glaube aber bei allen fest daran, dass es gelingen wird. Und entsprechend ist auch der Absturz gestern nur ein kurzer schmerzlicher Moment.

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Zugegeben dieses Jahr lief bisher nicht besonders gut für mich. Während es Anfangs noch sehr vielversprechend aussieht, kommt man in den letzten Monaten ständig unter die Wasserlinie und taucht immer nur kurz einmal auf um nach Luft zu schnappen, weil es wieder abwärts geht. Ob dieses Jahr noch durch eine traditionelle Herbstrally gerettet wird? Ich habe da so meine Zweifel. Viele Indikatoren und gerade die Weltsituationen sind alles andere als rosig und die Sorge vor einem Crash wächst ebenfalls.

Das er kommen wird, daran besteht kein Zweifel. Nur wann er kommen wird, ist nicht sicher. Aber wenn genügend Leute am Markt daran glauben, kann man ihn herbei reden. Dann gibt es eben nur zwei Möglichkeiten. Man rettet sich in Cash in der Hoffnung nach dem Crash günstig wieder reinzukommen... oder man gehört zu den jungen Dividendenjägern und hat genügend Zeit um die Verluste einfach auszusitzen.

Genau dies ist eben auch mein Verhalten bei dem Titel der da unten mit -9% prangert. Es ist übrigens jene Aktie, die ich bereits früher dieses Jahr vorgestellt hatte und hat nun sagenhafte -50% in diesem Jahr gemacht. Wirklich stören tut es mich nicht, da ich eben damit immer noch gut im Plus bin. Und das ist es, was die eingangs erwähnten Kritiker vermutlich nie verstehen werden. Aktien sind nie ständig am steigen und nie ständig am Fallen. Zählen tut das, was am Ende dabei heraus kommt. Und dies ist meist besser als das was die Menschen erwarten würden.

Hat man das erst verstanden, muss man eigentlich nur noch davon wegkommen ständig mit „Was wäre wenn?“-Spielchen sich das Leben zu schwer machen. Man muss nämlich auch manchmal einfach mal zu Entscheidungen die man getroffen hat stehen und nicht die Arroganz besitzen zu glauben, dass man fehlerfrei sei :)

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Man muss nämlich auch manchmal einfach mal zu Entscheidungen die man getroffen hat stehen und nicht die Arroganz besitzen zu glauben, dass man fehlerfrei sei :)

Das ist nämlich der sichere und zwar 100% sichere Untergang eines jeden "Investors". Ein zu großes Ego. Man sollte genau genommen gar keines haben.

Find es auch eine interessante Frage die normale Ökonomen so noch nicht betrachten können weil es ihnen an tools fehlt. Gibt es den Crash schon vorgefertigt in der Zukunft so dass er auf uns wartet? Oder ist er nur als statistisches Argument sicher? (weil ein statistisches Gesetzt ist immerhin kein physikalisches). Aus der Katastrophentheorie weis man, dass ein jedes System dann zusammenbricht wenn es einen Tippingpoint (hohen grad an Instabilität) erreicht hat, bzw. fragil ist und ein externer Schock (wie die Pleite von Lehman-brothers) das wackelige System zum einsturz bringt.

Und genau hier schwächeln die meisten Argumentationen von Ökonomen, was zu dem von dir genannten Phänomen der selbst erfüllenden Prophezeihung beiträgt. Die Menschen wollen den Crash um nicht falsch gelegen zu haben. Man sagt lieber Bitcoin ist tot um nicht hinterher als Depp da zustehen und genau diese Leute standen hinterher als Depp da...alles EGO

Respekt dafür dass du das deinige ablegen kannst!

Die Sache mit dem Crash ist eine interessante Frage. Vorgefertigt ist er sicherlich nicht, da er wenn er in dieser Form berechenbar wäre eben auch alternative Wirtschaftsmodelle wie Planwirtschaft funktionieren würden. Entgegen der Meinung vieler Linken ist die Marktwirtschaft aber gerade ein unglaublich komplexes Problem, dass man eben nur so lösen kann... in dem sehr viele Einheiten in dem System ständig Entscheidungen validieren und nicht eine zentrale (oder kleine Gruppe).

Am Ende ist der Crash ein wenig als würden mehrere tausend Teilnehmer auf der Autobahn auf eine Wand zufahren und wer zuletzt bremst gewinnt. Nur das es Milliarden von Teilnehmern sind und die Wand unsichtbar ist ;) So versucht jeder das Maximum rauszuholen. Ich selbst bin ein großer Freund von Pareto. Mir reicht es, wenn ich 80% des Marktes schlage um die restlichen 20% sollen sich andere kloppen.

Am Ende ist es sowohl Statistik als auch einige Frühindikatoren. Ich vergleiche es immer gerne mit einem Erdbeeben. Man weiß, dass Los Angeles statistisch überfällig ist für ein richtig großes Beben. Trotzdem kann niemand sagen wann. Wenn das große Beben kommt, wird es aber bereits vorher seismische Aktivitäten geben, die eine sehr kurze Frühwarnung erlauben werden. So ähnlich ist es eben auch mit Wirtschaftscrashs. Ein Unterschied gibt es aber eben, da das Erdbeben sein eigenes Ding macht, während am der Finanzwelt auch äußere Faktoren (Pleiten, Kriege, Präsidenten...) mit reinspielen.

Die selbsterfüllende Prophezeiung entsteht hingegen durch den Herdentrieb. Wenn wir bei der Autobahn bleiben... wenn plötzlich links und rechts alle um dich herum in die Eisen gehen, wird der Mensch als Herdentier ebenfalls in die Eisen gehen, da nur die wenigsten die Nerven haben werden noch weiter Gas zu geben. Dabei kann niemand am Ende vielleicht genau sagen, wer eigentlich als erstes gebremst hat... aber alle stehen. Ähnliche Phänome gibt es auch am Markt und gerade im computergestützten Handel sind wir wirklich im Neuland, was passiert wenn wirklich mal viele Ampeln auf rot gehen. Dadurch können wir vielleicht durchaus einen Crash haben ohne das es ihn wirklich gibt. Unterm Strich spielt es aber keine Rolle.

Und vorsicht! Ein Crash muss eben nicht notwendigerweise eine Wirtschaftskrise sein. So eben auch 2008, dass eben eine Finanzkrise war, die erst in den Jahren danach eine Wirtschaftskrise ausgelöst hat. Leider verdüstert sich die Weltkonjuktur auch zunehmend, was zusammen mit einer statistischen Überfälligkeit nicht unbedingt das positivste Signal ist.

Am Ende alles kein Grund zur Panik, aber man sollte sich vielleicht langsam schon mal darauf vorbereiten, dass es in den nächsten Monaten im Depot mal um 30% nach unten gehen könnte. Check Schokolade im Schrank? OK. Check Whisky im Schrank? OK. Check gutes Computerspiel bereit? OK! Dann kommt man auch gut durch diese Krise... ;)

Das imo nur ein kurzfristiger ungerechtfertigter Einbruch. Eine Überreaktion auf das vorläufige Urteil des OVG Münster.

Wenn du RWE wegen der Dividende gekauft hast, kann dir der Kurs egal sein. Fertig.
Das ist ähnlich wie bei den Kryptowährungen. Viele Leute schauen hier täglich auf den Preis von Steem. Mir ist der Egal. Selbst wenn 1 Steem morgen 10€ wert ist, werde ich meine Steem nicht verkaufen. Und wenn der Preis bei 0,10 Cent liegt, werde ich schon gar nicht verkaufen. Eher sogar nachkaufen.

Freut mich, dass du wieder da bist :)
Ich bin mir sicher, dass sich dein Depot erholen wird!

Nein, dass große Aussetzer ist nicht RWE ;) Energieversorger sind bei mir eher auf der schwarzen Liste. Es ist RIB Software, die es da runterzieht. Umsatz gesteigert, Gewinn sank. Das mochte man nicht besonders.

Aber ja, wenn es abwärts geht, ist es sowieso zu spät. Dann muss man Verluste auch mal aussitzen können und lieber langfristig prüfen, ob man wirklich die Stange zum Unternehmen hält. Gerade wenn es dann noch ein Dividendentitel wie RWE ist, fällt das üblicherweise recht einfach ;)

Und schön auch Dich wieder hier zu sehen ;)

Oha, da hab ich mich vertippt! :D Hab nur -8 % gelesen.... Am Kurs hätte ich es erkennen können!
Ich hatte mich aber auch schon gewundert. Ich denke, dass es wesentlich bessere Investments als RWE gibt :)

Ja. Energieversorger sind häufig in irgend einer Form in den negativen Schlagzeilen (zu teuer, zu umweltschädlich) und zeigen gleichzeitig immer wieder, dass sie auf vergangenes setzen wollen. Kohle ist ein Auslaufmodell, da will ich einen soliden Plan sehen wie man sich transformiert und nicht jahrelanges prozessieren vor Gerichten.

Aber auch die "grüne" Branche ist nicht unbedingt appetitlich. Habe bisher weder bei Wind noch Solar etwas gefunden, was mich wirklich überzeugt hat. Daher trotz eigentlich appetitlicher Dividende für mich ein unattraktiver Markt. Vielleicht mal, wenn man sonst nicht mehr weiß wohin mit dem Geld... ;)

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