Berlin 24/7 im August Teil II – Zweieinhalb Vietnamesen reden über Europa
Ein kleines Tagebuch für Berlin, wo ich erzählerisch und rückblickend zusammenfasse, was mir so im Alltag hier passiert, wenn es subjektive Relevanz für das Politische und Gesellschaftliche hat. Da diese leicht autobiographischen Texte von den Klickzahlen immer recht gut angekommen sind, habe ich mich entschlossen das zur Regelmäßigkeit zu machen und extra dafür Notizen zu führen. Mehr Unterhaltung, als fundierter Sachartikel.
Samstag Nachmittag, Berlin Friedrichstraße.
Zweieinhalb Vietnamesen sitzen beim Bier und reden über Europa und die Politik. Nach nur fünf Minuten fällt der erste politisch unkorrekte Kommentar im Gespräch, das in drei Sprachen geführt wird: Englisch, Deutsch und Vietnamesisch – «Deutschland gehört nicht mehr den Deutschen!» (Aussprache wie bei Tutty Tran), sagt einer der Vietnamesen laut am Tisch und sorgt für einen irritierten Blick bei der schwedischen Kellnerin hinter ihm.
Meine zwei Trinkkumpanen sind Arbeitstiere, gelernt und studiert hier im Land, aber wahrscheinlich letztendlich nur auf der Durchreise. Schon seit vier Jahren hier und sprechen ein gutes und fachlich korrektes Deutsch. Für den Fall, dass es doch ein längerer Aufenthalt werden sollte, fassen wir das Thema «Zukunft in Deutschland» ins Auge. Es amüsiert mich zu sehen, wie laut und angstfrei wir uns über Islamisierung in Europa unterhalten können. Dinge, die anderswo aufgrund des Schleiers der politischen Korrektheit immer für gedämpfte Stimmen bei anderen Leuten sorgen. Für Trang und Trung (heißen nicht wirklich so) ist klar, dass Europa ziemlich am Arsch ist. «Wenn du von Algerien nach Marseille gehst, spürst du keinen Unterschied!» wirft Trang ein, als wir kurz auf Frankreich zu sprechen kommen. Aber dass es in Deutschland nicht anders aussieht, ist glasklar für die Biertrinker aus Fernost. Ihnen ist nicht entgangen, dass Deutschland nur noch aus zwei bedeutenden demographischen Gruppen besteht. Nämlich alten Deutschen und jungen, muslimischen Migranten. Dass die Zukunft Deutschlands nicht rosig aussehen kann, ist ihnen bewusst. Beides Sympathisanten der AfD, wie ich das verstanden habe. Im Endeffekt vernünftige, junge Männer, die noch eine andere Erziehung genossen haben und sensibler für Probleme sind, die mit kollektiver Identität und Realpolitik zu tun haben. Trang und Trung können noch im Halbschlaf ihre Kalaschnikow zerlegen und zusammensetzen und sind wenn es hart auf hart kommt durch Familie und die vietnamesische Community vermutlich gut genug vernetzt, um sich sofort in einer Krisensituation abkapseln zu können.
Kurz schwirrt das Gespenst eines nahenden Bürgerkrieges in Westeuropa durch die Luft. Trung sagt sinngemäß: «Wenn Krieg, dann machen wir Nürnberg zu Nguyenberg, weil das ist immer noch besser als Nürümbürg.» – also lieber eine vietnamesische Enklave, als eine türkische, wenn die Deutschen sie schon so bereitwillig aufgeben. Mehr als Witz gemeint. Denn obwohl die vietnamesische Diaspora in Nürnberg vorhanden ist, kann sie es zahlenmäßig nicht Türken oder Arabern aufnehmen. Einzelkinder sind bei Vietnamesen die Normalität mittlerweile.
Baizuo – die weißen, europäischen, sich selbst hassenden und sich selbst auslöschenden Linken. Darauf kann man mit morbider Heiterkeit trinken. Aber nur zwei Bier, weil wir nicht so viel vertragen.
I pray that Vietnam soccer will win the bronze medal.
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