Wartezimmerphilosophie
Bei Doktor F., da find‘ man immer
ein gut besetztes Wartezimmer.
Ich kam am Mittag um halb drei
herein - es war kein Platz mehr frei.
Zwei Damen, beide etwas breite,
jedoch zum Glück sehr hilfsbereite,
die rückten mit den Stühlen beide
für mich gleich etwas auf die Seite,
so daß ich saß alsbald als Dritte
gut eingerahmt in ihrer Mitte.
Ein Herr begann die Diskussion:
Die in Berlin, sie wissen schon...
schon floß die Rede hin und her:
Heut‘ funktioniert rein gar nichts mehr!
Die Ordnung fehlt und überhaupt
sei heute viel zu viel erlaubt;
die Jungen schaffen nicht mehr gern,
die Kinder sehen zuviel fern,
die Krankenkassen und die Renten
sind kränker noch als die Patienten
und wenn man einen Doktor braucht,
sei sein Budget stets aufgeraucht.
Auch unser Arzt kann sich die meisten
seiner Patienten nicht mehr leisten,
die letzten Hosen, letzten Hemden,
muß Doktor F. für uns verpfänden.
Schuld daran sind Krankenkassen,
die unser Beitragsgeld verprassen
mitsamt den "vielen roten Socken",
die jetzt an der Regierung hocken,
und mit der Wirtschaft sei es leider
und so weiter, und so weiter...
Berlin, 10. Februar 2022
Netzfund
Natürlich nur halb ernst gemeint, aber mit Blick auf einige aktuelle Entscheidungen und Verlautbarungen erlaube ich mir auch, wieder einmal zweifelnd den Kopf zu wiegen. Mir scheint der gesunde Menschenverstand vollends abhanden gekommen und das Dahinlavieren zwischen Notwendigkeiten und Sachzwängen mutiert zum neuen Stil... Macht mich unfroh. Ob es jetzt im Wartezimmer oder in der Kneipenrunde ist: manchmal ist es sicher nur haltloses Gelaber und Gesülze, aber zeitweise auch schlicht zutreffend.
Ist doch klar, dass solch eine Misere ganz schnell den Weg in Stammtischgespräche findet, wenn die Ärzte nun schon ihr Budget - womöglich in Form aufgerollter 500-Euro-Scheine - rauchen. Dann sollen sie doch lieber kiffen! Das sei - in Maßen - sogar gesund, würde also die Krankenkassen gleichzeitig entlasten. Win-Win... ;-)
Ist das typische Stammtischgeblubber der Ahnungslosen.
Die Miesere haben wir letztendlich der Privatisierung im Gesundheitssystem zu verdanken.
Und dies geht zu lasten der alten Koalitionsparteien - CDU, CSU und FPD
https://www.aerzteblatt.de/archiv/13015/Bundestagswahl-Reizwort-Privatisierung
Unter anderem. Das Abrechnungssystem ist in vieler Hinsicht falsch, gerade weil es nicht zu Einsparungen führt, sondern teilweise auch zu Verteuerung und Fehlfinanzierung.
Es geht für mich nicht in erster Linie gegen eine Partei oder gegen Personen; das Problem ist die zugrunde liegende Denkweise, die sich allgemein durch alle Orgas durchzieht.
Den Krankenkassen wurde einfach zu viel Macht übergeben. Die Docs haben kaum noch was zu melden. Allein dieses zwei Klassen-System (kasse/privat) brauch schnellstens ne Reform. "Hast du das "P" auf der Stirn bist du der König" muss ein Ende finden.
Ich würde solche "Miseren" nicht einer bestimmten Partei "anlasten". Im Grunde sind doch die aktuell Regierenden immer die Loser...
Aktuell ist es schon wieder so weit, dass ich aus Bekanntenkreisen erfuhr, wie gut doch Frau Merkel solche Krisen gemeistert hat. Vor nur wenigen Monaten war sie bei denselben Leuten das Schlimmste, was Deutschland passieren konnte. Was soll man dazu sagen!?
Ich finde ebenfalls, dass es zu viele (gesetzliche) Krankenkassen gibt. Ich könnte auch auf Privatkassen verzichten. Eine Einheitskasse fände ich nun wieder auch nicht so prickeln... erinnert ein wenig an DDR-Planwirtschaft. Da den "richtigen" Weg unter Berücksichtigung (oder Ignoranz) aller möglichen Lobbyisten zu finden, gleicht der Quadratur des Kreises.
... und sowieso war früher alles besser... Prost...;-))
Hihi, stets aufgeraucht , das Budget , jaja, hihi .
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Und so gesehen raucht das System ja schon JahrzEhnte ab .
@udabeu denkt du hast ein Vote durch @investinthefutur verdient!
@udabeu thinks you have earned a vote of @investinthefutur !