Ein zaghafter Versuch der Aufgabenstellung gerecht zu werden, die @chriddi mit ihrem Beitrag gestern an die Schiefertafel geheftet hat.

Hausaufgabe für den 11. August 2018

Theo (Pessimist), Ludwig (Positivist) und Fred (Optimist) machen sich auf zur jährlich stattfindenden Generalversammlung des Gesangsvereins “Rote Henne Stimmbruch 1892”.

Während Theo die Einladung, die ihm samt der Tagesordnung vor 6 Wochen per Post zugestellt wurde, in der Innentasche seines Sakkos verschwinden lässt, schaut er sich noch einmal im Spiegel an, ist äußerst zufrieden mit dem was er dort sieht und fragt sich:
Warum, um Himmels Willen tu’ ich mir das bloß an? Jedes Jahr die gleiche Leier, die selben langweiligen Gesichter und zum Schluss bleibt alles beim Alten.
Dass er überhaupt noch als Mitglied geführt wird, ist lediglich seiner Trägheit zu verdanken. Schon längst hätte er aus dem Club der Langweiler und Tonverdreher austreten müssen. 30 elend lange Jahre mit Es dunkelt schon in der Heide muss doch jeden Baum abstreben lassen.
Einer spontanen Eingebung folgend zieht er sein Sakko wieder aus, da Theo plötzlich ganz genau weiß, so lange Willy Albrecht Dirigent und Vorsitzender in Personalunion ist, wird der alte Scheiß gedudelt bis der Papst kommt, Er öffnet sich eine Flasche Bier und ist der festen Meinung die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Ludwig, einer der Langweiler mit ausgeprägtem Hang zu falschen Harmonien, die Theo schon lange auf den Senkel gehen, steht ebenso im Eingangsbereich seines Eigenheims und schaut aber nicht in den Spiegel, sondern auf seine braunen Ausgehschuhe, die nach mehreren Notoperationen beim Schuster auch nicht mehr den gesündesten Eindruck machen. Aber Ludwig bereitet dies kein Kopfzerbrechen. Er denkt sich:
Für die Sippschaft reicht das allemal. Wie der Verein - so mein Schuhwerk. Außerdem stehen nicht meine Treter, sondern die Entwicklung vom Verein zur Debatte. Noch ein Jahr mit “Es dunkelt schon in der Heide” halte ich beim besten Willen nicht mehr aus. Aus dem Grund müssen die alten Glatzen heute neu bepflanzt werden.
Noch ein letzter Griff an die Stelle, wo sich meist der Geldbeutel versteckt hält, ein Kuss für die Dame des Hauses und Ludwig macht sich auf den Weg zum Gemeindesaal, in dem seit 1892 sich versammelt und falsch gesungen wird.

Die vielleicht? Oder doch lieber die? Schwierig zu sagen. Es muss halt passen. Denn heute kommt es drauf an. Fred entscheidet sich für die Schiesser Feinripp-Kombination mit Zugriffsmöglichkeit von rechts und ärmellosem Unterhemd. Das Ganze überdeckt mit dem Zweiteiler, den er sich für die Goldene Konfirmation gekauft hatte. Die volle Dosis AXE (der Duft, der Frauen in den Wahnsinn treibt) und etwas Gel auf die 48 Haare, die seinen Schädel von links nach rechts vor neugierigen Blicken und einem nervenden Sonnenbrand schützen. Denn Fred denkt sich:
Diese Versammlung kommt mir wie gerufen. Komme es wie es wolle, aber eines steht fest. Entweder Elli Schäfer (2. Sopran, dritte Reihe links) lässt heut’ Nacht noch meine Stimmgabel schwingen und pfeife morgen früh aus dem letzten Loch oder dem Pils wird kein Temperaturabfall gegönnt. Spaßig wird es auf jeden Fall.
Es ist bereits die 3. Generalversammlung, in der Fred den Frontalangriff auf Elli Schäfer wagt. Jetzt mag sich so mancher Unbeteiligte (vielleicht aber auch Elli Schäfer) fragen, warum immer nur im Rahmen einer Generalversammlung? Ganz einfach. Weil nach den Proben mit Eva Klein (1.Alt, erste Reihe Mitte) und den Auftritten mit Anne Blum (Mezzosopran, ohne Konkurrenz) die Gelegenheiten bereits ausgeschöpft sind. Aber Fred mag so manchen Kampf verlieren - doch einen Optimismus nie!