Vol. Crush erklärt am Beispiel von Tesla

in #deutsch6 years ago

Liebe Steemit Community,
liebe Freiheitsfreunde,
liebe Freiheitsfreinde,
liebe Börsenfreunde,

heute wieder etwas Tradingunterricht.

Tesla (Börsenkürzel: TSLA) veröffentlichte gestern nach Börsenschluss seine Quartalszahlen.
Ich habe keine Ahnung, wie gut die Quartalszahlen waren, da ich keine Finanznachrichten lese.
Aber, da TSLA heute deutlich im Plus ist, waren sie wohl gut.

Implied Volatility:

Wer hier schon öfter mitgelesen hat, weiß, dass die Implied Volatility (angenommene Volatilität) die Unsicherheit in den Märkten ausdrückt.
Je höher die implied volatility, desto teurer werden die Optionen.
Optionen sind im Prinzip Versicherungspolicen.
Wenn z.B. die Angst vor Stürmen umgeht, werden die Versicherungspolicen für Sturmschäden teurer.
Man kann mit Hilfe der implied volatility die erwartete Schwankungsbreite (=expected move) eines Wertpapiers innerhalb eines bestimmten Zeitraums berechnen.
Bevor ein Unternehmen seine Quartalszahlen (earnings release) bekannt gibt, steigt die implied volatility immer stark an. Insbesondere bei Unternehmen, bei denen man Überraschungen erwarten kann.

Formel - die Theorie:

Formula.jpeg
Rechnen wir uns mal aus, welche Schwankungsbreite laut Formel für Tesla für heute zu erwarten war.
Der Schlusskurs von TSLA war gestern knapp $301.
Die implied volatility war bei 186% und die days til expiration waren 1 Tag.

$301 x 1.86 x √(1/365) = $29.30

In der Theorie war also die Schwankungsbreite $29.30 (nach unten oder oben).

Market Maker Move - die Praxis:

Schauen wir uns an, was die Optionsmärkte erwartet haben.
Ich habe ja an anderer Stelle schon erklärt, was der Market Maker Move (MMM) ist, tue es heute gern noch mal.

Dieser Wert gibt an, wie die Optionsmärkte die Schwankungsbreite einer Aktie am Tag nach den Quartalszahlen einschätzen.
Manche Trading Plattformen zeigen diesen MMM an, man kann ihn aber auch selbst berechnen, indem man den Preis des at the money straddle nimmt und dazu den Preis des ersten out of the money strangle addiert und das Ganze durch zwei teilt.

TSLA 1.jpeg



Die Märkte haben also erwartet, dass sich TSLA heute um 51.36/2 = $25.68 nach oben oder unten bewegt.

Wie tradet man Earnings:

Wenn man keine Meinung hat (sollte man beim traden nie haben) verkauft man am besten einen Strangle.
Da die implied volatility in TSLA so extrem hoch war, konnte man viel weiter gehen als der expected move und immer noch einiges an option premium einnehmen.

TSLA 2.jpeg

Wie man sehen kann, ist fast der doppelte expected move in diesen Strangle eingebaut und trotzdem nimmt man noch $4.18 (entspricht $418) ein.
Das heißt aber nicht, dass das eine absolut sichere Sache ist. Die Optionen in TSLA sind nicht umsonst so teuer. Sobald der Kurs von TSLA sich höher als der short call (345) plus die $4.18 oder tiefer als der short put (260) minus die $4.18 bewegt, kann es teuer werden.
Man muss schließlich den strangle auch wieder zurückkaufen, um den Trade zu schließen.

Der Tag danach - Vol. Crush

Sind die earnings nicht allzu schlecht, kommt es am Tag nach dem release zum sogenannten Vol. Crush. Die Unsicherheit weicht, die implied volatility fällt in sich zusammen, die Optionspreise sinken.
TSLA Chart.jpeg

Nun schaut mal, wie billig man den strangle heute ca. 10 min nach Börseneröffnung zurückkaufen konnte.
TSLA.jpeg


$4.18-$0.62 = $3.56.
Also $356 möglicher Gewinn.

Die dunkle Seite von Earningstrades

So lange der Move nicht zu groß ist, macht man Gewinn.
Aber:
Man tradet bei Earnings Trades sogenannte Weekly Options, also Optionen die am Freitag verfallen.
Das heißt man hat ein enormes Gammarisiko (gamma risk).
Mehr zum gamma risk in meinem Buch, das hoffentlich bald veröffentlicht wird.
Zumindest habe ich diese Woche die ersten positiven Nachrichten bekommen.
Aber es dauert noch...
Kurz gesagt:
Gamma ist entscheidend, wie schnell sich eure Option im Vergleich zur Aktie bewegt.
Je näher man am Verfallstag ist, desto brutaler kann sich die Bewegung auswirken.
Das kann gut sein, oder auch schlecht.
Ich trade auf jeden Fall lieber Optionen, die noch 45-60 Tage Laufzeit haben und schließe sie, wenn sie nur noch 21-23 Tage Laufzeit haben.
Auf diese Weise eliminiert man den größten Teil seines gamma risk.
Man verdient zwar nicht so schnell und so viel Geld, wie bei diesen TSLA trade, aber langfristig fährt man viel besser und vor allem schläft man auch besser.

Also dann bis bald,
Stephan Haller

P.S. Beinahe hätte ich die Fleischfreunde vergessen.
Heute Rindfleisch aus Uruguay:
1.jpg

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