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RE: Was ist Hornmilch?

in #deutsch5 years ago

Die ganzen EU Agrarvorschriften...

Na ja, Nebenerwerbsbauer war noch nie besonders einträglich. Meine Großeltern hatten so einen Hof, das ging auch nur, weil mein Großvater "daneben" Zimmermann war und alle 5 Kinder am Hof mitarbeiteten (in einem Ausmaß, dass heute vermutlich illegal wäre). Da ging es nicht ums Geld machen, sondern ums überleben und ums Pflegen der familiären Tradition der Landbestellung.
Die EU hat weniger durch Vorschriften geschadet, sondern eher insofern, dass der Markt international geöffnet wurde, was den Preisdruck extrem erhöhnt hat. Gegen einen osteuropäischen Großbetrieb kann man auf westeuropäischen Lohn- und Lebensniveau nicht gewinnen, schon gar nicht als Kleinstbetrieb.

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Deine Aussage ist im Falle der Nebenerwerbslandwirte, die ich kenne definitiv nicht richtig.
Es waren zu 100% die EU Vorschriften.
Du darfst z.B. heute gar nicht mehr von Hand melken, wenn Du die Milch verkaufen willst.
Durch die EU Vorschriften hätten diese kleinen Landwirte derartig viel investieren müssen, dass sie aufgeben mussten.
Das Geld hätten die gar nicht gehabt.
EU Verordnungen sind übrigens auch ein Grund warum so viele kleine Metzgereien aufgegeben haben. Auch sie konnten die nötigen Investitionskosten nicht stemmen.
In der Regel werden die Vorschriften durch Lobbyisten der Großkonzerne genau in die Richtung gelenkt, dass sie kleine und mittelständische Unternehmen nicht erfüllen können und vom Markt verschwinden.
So ist das leider im Korporatismus.

Das mag zum Teil und manchmal durchaus zutreffen, du blendest aber wie gewohnt den Teil aus, der dir nicht ins Bild passt. Meine Großeltern hatten 6-8 Kühe, und hatten eine Melkmaschine, und zwar lang, bevor wir zur EU kamen (Beitritt Österreichs: 1995). Gerade die ist auch eine durchaus sinnvolle Vorschrift, da sie die Hygiene deutlich erhöht.
Dass der Milchpreis so absackt, DAS hat meinen Onkel dann dazu bewogen, den Hof nicht weiter zu führen.
Über Metzger weiß ich nichts, da kann ich nicht fundiert widersprechen... Ich schätze aber, dass der Fall ähnlich gelagert ist. Wenn das Kilo Fleisch im Supermarkt so wenig kostet, dass sich damit noch nicht mal das konventionelle Futter für die Produktion finanzieren ließe (ganzes Huhn um 3€ etc.), kann das Problem nicht allein bei den verschärften Vorschriften liegen.

Wir reden hier auch von verschiedenen Zeiten.
In meiner Kindheit, wo ich die Milch direkt vom Bauern holen musste, gab es ja noch den Eisernen Vorhang. Konkurrenz aus Osteuropa, wie Du sie vorher beschrieben hast, gab es also nicht. Es gab aber schon den EG Agrarmarkt bzw. die Agrarpolitik mit den entsprechenden Folgen.
Zu den Metzgereien:
Hier hat sich besonders die neue EU Schlachtverordnung ausgewirkt, die vor einigen Jahren eingeführt. Dies hätte für kleine Metzgereien Investitionskosten von etwa 150k € bedeutet. Da haben viele lieber aufgegeben.
Nochmal zur Milch:
Warum ist den der Milpreis so abgesackt, warum kommt es immer wieder zu Butterbergen, Milchseen, etc.?
Vielleicht erinnerst Du dich auch noch an die Tomatenberge, die dann von der EG mit Steuergeldern aufgekauft und vernichtet wurden.
Die ganze Agrarpolitik mit ihren Subventionen und Vorschriften führt doch zu diesen Zuständen.
Die Fleischfabriken in der Schweinemast und Hühnerzucht sind auch eine Folge davon.

Klar sind die Subventionen Teil des Problems. Ich persönlich zahle auch gern mehr für das Essen, wenn es dafür lokal und fair produziert werden kann.
Nur wenn man sie abschafft, ohne auf der anderen Seite protektionistische Maßnahmen zu ergreifen, wird der Markt halt von asiatisch/afrikanisch/amerikanischen Billigwaren überschwemmt und alles geht den Bach runter.
Die europäischen Staaten haben durch die Subventionierungen ja nur versucht, aus Minus mit noch einem Minus ein Plus zu machen. Funzt nicht, sind wir einer Meinung. Aber der Kardinalsfehler war überhaupt erst die Globalisierung des Lebensmittelmarkts.

Da bin ich ganz anderer Meinung.
In Neuseeland hat man sämtliche Agrarsubventionen auf einmal abgeschafft. Die Bauern haben natürlich protestiert.
Ein Jahr später waren froh, dass es die Subventionen nicht mehr gab.
Wer sagt eigentlich, dass Fleisch, Gemüse, Obst aus Asien, Afrika oder Amerika schlechter sein muss?
Bei Rindfleisch bevorzuge ich definitiv das US amerikanische, auch das aus Uruguay esse ich sehr gerne.
Warum?
Weil die Rinder das ganze Jahr über auf der Weide sind.
Auf das Fabrikfleisch, welches wir in Deutschland haben kann ich gerne verzichten.
Und das was in der EU so alles als Gemüse angeboten wird...
Glaubst Du wirklich es geht noch schlechter?

Mit Neuseeland pickst du dir jetzt gerade das Land als Beispiel heraus, das aus ökologischen Gründen überhaupt keine Einfuhr frischer Lebensmittel erlaubt, und als angenehmen Nebeneffekt den eigenen Markt extrem gut schützt. Dann funktioniert das natürlich, wie ich ja auch schreibe, sehr gut.

Heute ist es genau andersherum, da werden die afrikanischen Kleinbauern durch hochsubventionierte Billigstimporte aus der EU in den Ruin getrieben, auf Kosten der Schutzgeldzahler in der EU. Das ist eine der Folgen der von dir gelobten Markteingriffe! Und Protektionismus entspringt mE vor allem unaufgeklärtem, altertümlichem Kirchturmdenken!

der von dir gelobten Markteingriffe

Ich lobe die Subventionen nicht, sie sind Teil des Problems, und das schreibe ich oben auch. Und ja, sie treiben auch Kleinbauern in der "3. Welt" in den Ruin. Nur wenn du sie schlagartig abschaffst UND den Markt dann nicht entsprechend schützt, übernehmen die in Billiglohnländern produzierenden Megakonzerne á la Monsanto auch in Europa die restlose Kontrolle. Europäische Klein- und Mittelbetriebe sind nämlich aufgrund des Lohnniveaus und der Lebenserhaltungskosten dann nicht konkurrenzfähig. Dann hat man auch bei uns gar keine Bauern mehr. Kann man das wollen?

Ich halte ein Ende der Subventionen bei gleichzeitiger Einhebung von Schutzzöllen für die beste Option.

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