Persönlichkeitsentwicklung 047 - Ein richtiger Mann - Video von GLR

in #deutsch6 years ago (edited)

01. März 2019

Einleitung - GLR und das Bombards Video

Aktuell hat Gerd Lothar Reschke (@glreschke bei Steemit, sonst auch GLR) ein Video veröffentlicht, welches den Titel "Ein richtiger Mann" trägt [1]. Ziel dieses Artikels ist es, ziemlich detailliert das Video zu reflektieren und das zu teilen, was es bei mir ausgelöst hat. Ich werde im Artikel den Ausdruck "richtiger Mann™" verwenden, so als ob das ein geschützter Markenname wäre. Das gefällt mir soweit gut, weil sich hinter einem geschützten Markennamen in der Regel ein Paar Geheimnisse verbergen, die dem Aussenstehenden nicht klar sein müssen.

201903  GLR Screenshot.jpg

Er geht darin primär auf ein Video mit dem Titel "Body Language – My Husband’s Not Gay" (deutsch "Körpersprache - Mein Ehemann ist nicht schwul") [2] ein, das von einer Mandy bei der Seite Bombards - Body Languate, News & Current Events veröffentlicht wurde. Gerd Lothar Reschke hat schon mehrfach Inhalte von dieser Seite verlinkt, die ich bis auf das eben genannte nie näher angesehen habe. Grundsätzlich halte ich das Thema Körpersprache für interessant. Da es nicht möglich ist, nicht zu kommunizieren, sollte man sich durchaus einmal näher ansehen, wie man selber in verschiedenen Umgebungen wirkt, welche Signale man dabei aussendet und welche Prozesse das bei Mitmenschen in Gang setzt [3].

In dem Bombards-Video geht es um mit Frauen verheiratete Männer, die sich von anderen Männern angezogen fühlen und im Video eher feminine als maskuline Züge zeigen. Der Aufhänger sind unterwürfige Posen, die Schwäche und das Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit zeigen. Dazu kommen eher weiblich wirkendes Grinsen und weitere Gesten, sich eher klein zu machen. Angeblich soll aus dieser Schwäche die Anziehung zu anderen Männern folgen.

Dem Video [2] konnte ich nicht viel entnehmen, denn mir ist

  1. dessen Hintergrund nicht bekannt,
  2. habe ich selbst einige Erfahrungen damit gemacht, mich schlecht zu fühlen oder Ansprüche ungenügend zu erfüllen, obwohl ich alle Hebel in Bewegung gesetzt habe, genau dies zu erreichen,
  3. habe ich mich dennoch nie körperlich zu sogenannt starken Alpha-Männern hingezogen gefühlt.

Informations- und Wertgehalt aus dem Video für mich? Bescheiden. GLR ging es aber ähnlich.


Das Video "Der richtige Mann"

1. Stereotype Vorstellungen über den richtigen Mann™

(0:01-2:30)

Im Bombards-Video [2] vergleicht Mandy die Gestik und Verhaltensmuster der gezeigten Männer mit ihren Vorstellungen davon, was ein richtiger Mann sein soll. Diese Vorstellungen sollen ziemlich stereotyp sein. Gemäss GLR dürften Mandy's Vorstellungen von typisch männlich demnach die folgenden sein:

  1. ein starkes Auftreten,
  2. Ausstrahlung von Selbstsicherheit und Selbstüberzeugung,
  3. augenscheinlich sichtbarer Mut,
  4. gezeigte Durchsetzungsstärke,
  5. keine selbstverständliche Unterordnung,
  6. ein Streben nach Dominanz,
  7. Selbstidentifikation als Alpha-Mann inklusive Streben nach Führungsrollen.

Kurzum, Mandy dürfte wohl das Auftreten eines Donald Trump für synonym mit starkem Mann halten. Wobei sich an diesem schon einige Psychologen abgearbeitet und ihn begründet als Narzissten bezeichnet haben. Dazu sollte man auch nicht vergessen, dass Trump zu gewissen Teilen auch eine (Kunst-) Figur des Unterhaltungsbranche ist, die sich in überdurchschnittlichem Masse über den Auftritt definieren. Der Auftritt ist bedeutend wichtiger und wird von um Welten mehr Menschen gesehen als wenn man z. B.

  1. ein Archiv führt,
  2. ein Entwicklungsteam leitet oder
  3. Schichtenführer in einem Produktionsbetrieb ist.

2. Von Jugendlichen und richtigen Männern™

(2:31-6:20)

Dann spricht GLR über seine Zeit als Jugendlicher, die besonders schwierig und leidvoll war. Weil er in den genannten Bereichen und den Ansprüchen, die an einen richtigen Mann™ offenbar unzulänglich war. Dies ist für den Betroffenen unschwer zu erkennen. Er wird in der Regel ausgeschlossen, aber auch schlecht behandelt und zurückgewiesen.

Es gibt Leute, die dann sagen, dass man sich der Konkurrenz eben zu stellen hat oder dass man anstreben sollte, gewissen Idealen nachzujagen. Dies, um sich so den Respekt der anderen zu erarbeiten. Wenn das aber nicht gelingt, kommt man sich vor wie ein Versager auf ganzer Linie. Ein Problem dabei ist, dass die Konkurrenz so wie sie aufgestellt ist und das Schulsystem ganz allgemein nur wenig geeignet ist, um die tatsächliche Lebensfähigkeit und wahre Talent des einzelnen Menschen zu messen.

GLR spricht davon, dass ihn sein eigener Vater (wohl Jahrgang 1920-30) permanent bösartig herabgewürdigt hat. Das ist besonders widerwärtig, da sein Sohn sein eigener Nachwuchs ist. Der eigene Nachwuchs trägt zwar eigenes Erbgut in sich, kann aber dennoch nicht beliebig dressiert und dirigiert werden. Als Mensch kann man nur durch Kinder in gewisser Weise über das eigene Leben hinaus existieren. Alternativ kann man es vielleicht auch mit herausragenden Leistungen, an die sich die Menschen auch Jahrzehnte oder Jahrhunderte später noch erinnern. Dass sich der totale Zusammenbruch der NS-Diktatur in Deutschland sehr traumatisch auf die ca. 1915-30 geborenen Menschen, besonders Männer, ausgewirkt hat, will ich kein bisschen anzweifeln. Da sind Väter, die für Ziele ihr Leben gegeben haben, die komplett scheiterten, wie sollen diese ihren Nachwuchs erziehen und diesem ein Vorbild sein?

Wenn man sich vergegenwärtigt, dass GLR ein schwieriges, sehr mathematisch geprägtes Studium abgeschlossen hat, dazu seit Jahrzehnten als Selbständiger seinen Lebensunterhalt meistert, weiter eine Menge Webseiten und Bücher geschrieben hat und dazu noch die ganzen Videos zu unterschiedlichsten Themen aufgenommen hat, dann kann man eigentlich nur daraus schliessen, dass

  1. der Vater bezüglich seines Sohnes so komplett auf dem Holzweg war, dass er wohl ausserhalb des vernünftig definierbaren Raumes zu liegen kommt,
  2. dieser Vater sich durch welche Charakterschwäche auch immer ausgerechnet seinen eigenen Sohn zum Loswerden seiner schlechten Gefühle und seines Zorns auserkoren.

Mit den Kindern verhält es sich ähnlich wie mit vielen anderen Dingen auf der Erde. Man findet sich in einer bestimmten Situation wieder, hat bestimmte Werkzeuge und Möglichkeiten zur Verfügung und sollte damit etwas anzufangen wissen. Sowohl die eigenen Möglichkeiten als auch die Fähigkeiten sind in der Regel begrenzt. Das kann einem Angst und Besorgnis einflössen und einen hemmen bis blockieren oder man kann erkennen, dass Chancen existieren und versuchen etwas daraus zu machen. Dies kann man mit grenzenlosem Optimismus machen oder auch mit einer gewissen Vorsicht und Skepsis.

Ein weiteres heroisches Bild des richtigen Mannes™ ist der Kriegsheld. Der Soldat, der im Kampf weltentrückte Leistungen vollbringt, seine Angst, Gesundheit und Lebenswillen verleugnet, alles hinter dem Befehl zurücksteckt und am Ende noch siegt. Wenn man sich die Sache so vergegenwärtigt, fällt wohl vor allem eines auf, das das alles in Kombination zu gut ist um wahr zu sein.

Auch gerne wird erzählt, dass eigentlich nur der Versagertyp oder der professionelle Verlierer der ist, der ängstlich, vorsichtig ist. Die anderen sind alle längst am Ziel angekommen und komplette, strahlende, erfolgreiche und bewunderte richtige Männer™. Eigentlich sieht sozusagen die ganze Welt auf die sich der Lächerlichkeit preisgebenden Schlusslichter und Versager, die nicht einmal das hinbekommen, was eigentlich das einfachste auf der Welt sein soll.

Genau die daraus entstehende gesellschaftliche Rangordnung bestimmt in der Regel auch, welche (jungen) Männer von (jungen) Frauen begehrt und bewundert werden. Das Schlusslicht verfügt über keine vorzeigbare Etikette und hat kaum Chancen auf Berücksichtigung.

3. Die Einbildung der Korrektheit des Bildes vom richtigen Mann™ -
Wie stehen die Frauen dazu?

(6:21-9:30)

GLR bezeichnet all diese Annahmen aus dem letzten Abschnitt als groben Unfug und Einbildung, bis auf die Tatsachen, dass genau das in der Gesellschaft gepflegt wird und dass Frauen ihre männlichen Partner wohl tatsächlich auf diese Weise suchen. Folgende Eigenschaften scheinen gemäss GLR also kaum eine Rolle zu spielen. Stärke zu zeigen und oben zu stehen ist also wichtiger als

  1. Bildung, Wissen und Belesenheit,
  2. gute Charaktereigenschaften,
  3. liebevoller und freundlicher Umgang,
  4. Leistungen in Sekundärbereichen.

Das Problem an der ganzen Sache ist, dass gerade die vier genannten Punkte nicht selten als die Tugenden beworben werden, die Frauen angeblich beeindrucken.

Es kursieren somit zwei oder oder noch mehr Bewertungskriterien parallel in der Gesellschaft, ein ziemlich archaisches und eines, das angeblich zivilisiert und kultiviert ist, aber in gewissen Bereichen nicht oder nur sehr beschränkt zur Anwendung kommt. Dass ein einigermassen unsicherer junger Mann Schwierigkeiten hat, das zu erkennen, nachzuvollziehen und für sich selbst eine gute Lösung zu finden, wenn ihm das niemand erklärt, erscheint ziemlich offensichtlich.

Es ist gemäss meinem Empfinden auch ein ziemlich dreister Schwindel, in diesen Dingen nicht offen zu sein. Es ist ein Schwindel, der genau dafür taugt, gezielt die nach den gesellschaftlichen Prämissen Schwächeren in die Irre zu führen. Dreist ist es deswegen, weil es genau diesen jungen Menschen, die die Gelegenheit bekommen sollten sich zu öffnen, Erfahrungen aller Art zu machen um für das Leben als Erwachsene gerüstet zu sein, die weiterkommen sollten, sich fortentwickeln und mithelfen sollen, die Zukunft zu gestalten, Unsinn einredet, sie verwirrt, ihnen Insuffizienzgefühle aufdrückt, ihre Leistungsfähigkeit abschwächt usw. Es ist ein Diebstahl an menschlicher Integrität.


4. Die Lösung - Freiheit von den Bewertungen anderer

(9:30-16:26)

Es gibt also zwei Welten, die eigene, die eher nach innen geht und die Verstandeswelt aussen, die voller seltsamer Bewertungskriterien ist. Die Lösung besteht darin, sich von der zweiten loszusagen und die Realität so zu vergegenwärtigen wie sie ist. Man ist ohnehin so wie man ist, das geht ohne Bewertung. Die eigene Individualität bedarf keines Vergleichs. Jeder Mensch hat ein eigenes Sein. Da anzukommen heisst Selbsterkenntnis oder ankommen im eigenen Sein.

Wie schafft man das? Indem man erkennt, was man nicht ändern kann und sich daran gar nicht mehr erst abarbeitet. Indem man erkennt, dass diese Verstandeskonstrukte eigentilch verrückt sind. Die Kultur ist aus dieser Sicht eigentlich ein Gehirnwäschesystem. Alle Kanäle, die diese Bewertungssysteme kultivieren gehören dazu. Filme, Theater und Medien zeigen kaum je Männer als Helden, die nicht dem Ideal des richtigen Mannes™ zu weiten Teilen entsprechen. Andere Männer finden kaum statt und wenn doch, dann vor allem in eng begrenzten Nischen.

Wenn sich heute die männlichen Protagonisten in Filmen oftmals mit psychischen Problemen herumschlagen, werden meist die Probleme gezeigt und ein lasterhafter Umgang damit. Tiefergehende Analysen und sinnvolle Lösungsansätze werden kaum thematisiert. Das finale Fazit von GLR: Hütet euch vor der Idiotenschablone richtiger Mann™. Sich stets an angeblich strahlenden, verklärten Stereotypen grenzt an Selbstquälung oder Selbstvergewaltigung.

Auch derzeit aktive Aktivistinnen im Feminismus bemühen oft ein idealisiertes Bild des hellhäutigen, über alles privilegierten Mannes, der

  1. egoistisch in unermesslichem Reichtum badet
  2. diesen Reichtum keinesfalls mit anderen teilen will
  3. glaubt ein Recht darauf zu haben, die halbe Welt zu beherrschen und kolonial zu unterdrücken
  4. Frauen nicht die Stellung anbietet, die sie verdienen.

Nichts davon habe ich ehrlicherweise gesagt, je in meiner Realität je erlebt. Wer es dennoch behauptet, soll das tun, muss sich aber von mir die Klassifikation ausserhalb der Realität gefallen lassen. Bisher hatte ich in meinem Leben noch nie das Gefühl, mit Vorstellungen ausserhalb der Realität tatsächlich Fortschritte erzielen zu können. In der Regel galt die Regel, dass schlechte Informationen und Annahmen unweigerlich zu schlechten und untauglichen Ergebnissen führen.


[1] Ein richtiger Mann. Gerd Lothar Reschke (GLR) BitTube Kanal, 28. Februar 2019 https://bit.tube/play?hash=QmUrmRycwt1VVt28LuwZBNAeoBAE3mkX3NhrkqzahNvLFX&channel=52196
[2] Body Language – My Husband’s Not Gay. Bombards - Body Languate, News & Current Events, 22. Februar 2019 https://bombardsbodylanguage.com/2019/02/22/body-language-my-husbands-not-gay/
[3] Persönlichkeitsentwicklung 026 - Kommunikation findet immer statt. @saamychristen, 09. Mai 2018 https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/persoenlichkeitsentwicklung-026-kommunikation-findet-immer-statt


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