"Jäger" Horror Kurzgeschichte (Teil 2/3)

in #deutsch7 years ago

Wie hypnotisiert näherte ich mich langsam dem Waldrand und der Gestalt die in den gespenstisch tanzenden Schatten welche das Mondlicht durch das Blätterdach warf wartete.

"Was machst du hier draußen"

 

Ich schrak vor meiner eigenen Stimme zurück. Sie hörte sich schwach und heiser an. Mein Mund war staubtrocken und ich spürte, wie mir das Reden schwerfiel. Doch ich bekam keine Antwort. Stattdessen drehte sich die schmächtige Gestalt um und verschwand zwischen den Hecken und Sträuchern.

"Warte!" rief ich und stolperte ihr hinterher, immer schneller durch die Äste und das Gestrüpp bis mich nur noch Wald und Dunkelheit umgab und die Straße nicht mehr zu sehnen war.

Mein Körper schmerzte. Der Adrenalinschub den der Unfall verursacht hatte ließ allmählich nach. Mein Arm fühlte sich an als würde er jeden Moment abfallen, auch meine beine schmerzten und ich verlor aus Unzähligen Schnitten an meinem ganzen Körper Blut. Meine Stirn zierte eine hässliche Platzwunde und eine Mischung aus Schweiß und Blut lief mir in die Augen während ich die Gestalt durch die Nacht verfolgte.

 

Warum ich nicht einfach umkehrte und zurück zu meinem Auto ging um auf Hilfe zu warten ?

Ich weis es nicht. Vielleicht war ich verwirrt. Vielleicht einfach nur neugierig. Aber ich glaube bis heute fest daran, dass ich gar nicht anders konnte als ihr in die Nacht zu folgen.

Die Melodie auf ihren Lippen zog mich immer weiter weg von der Straße immer tiefer in den Wald hinein, während ich mit jeder Sekunde schwächer wurde, mit jedem Schritt mit dem ich mich weiter von der Straße entfernte einen weiteren Nagel in meinen eigenen Sarg schlug.

Egal wie schnell ich zu laufen versuchte, das Mädchen schien mir immer einige Schritte voraus, bis sie auf einmal vor einem Bach innehielt. Das Wasser rauschte durch die Dunkelheit und war so tief und schwarz, das ich seinen Verlauf nur erahnen konnte.

Völlig entkräftet näherte ich mich ihr und wollte schon fast meine Hand nach ihr ausstrecken als meine Beine nachgaben.

Hart schlug ich mit den Knien auf und versuchte mich mit meinem heilen Arm abzustützen, während ein reißender Schmerz die komplette Linke Hälfte meines Körpers durchfuhr.

Ich hatte keine Wahl als dabei zuzusehen, wie sie langsam in das dunkle Wasser stieg, welches zuerst ihre Knöchel dann ihre Beine und ihre Hüfte verschlang.

"Tu das nicht! Du wirst ertrinken!" krächzte ich heiser und sie begann sich langsam zu mir umzudrehen.

Die wenigen Strahlen des Mondlichtes umspielten ihr totenbleiches Gesicht doch die Blicke aus ihren Tiefschwarzen Pupillen schienen direkt durch mich hindurchzusehen. Auf etwas fokussiert was hinter mir war.

Das Wasser umspülte bereits die Spitzen ihrer braunen haare.

Traurig schütelte sie ihren Kopf und ließ sich rückwärts in die Strömung gleiten.

"Nein" mein Schrei verhallte zwischen den Bäumen. Auf einmal Schritte....direkt hinter mir. Dann...eine Hand auf meiner Schulter.

"Was machen Sie um diese Uhrzeit alleine im Wald? Sie sind verletzt!"

Mit meiner letzten Kraft richtete ich mich auf und sah in das bärtige Gesicht eines Mannes mit einem Gewehr über den weiten Schultern und einem langen Messer in seinem Gürtel.

"Ich...brauche Hilfe."

Dann sackte ich auf dem feuchten Waldboden zusammen und meine Augenlieder ließen sich nicht mehr anheben. Die Welt um mich herum verlor ihre Konturen und meine Muskeln entspannten sich, als ich endgültig das Bewusstsein verlor.

Lediglich der Geruch des Nadelholz und der Geschmack von Blut auf meiner Zunge begleiteten mich in meinen unfreiwilligen Schlaf.

 

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