(Keine) Tulpenkrise, revisionistische Geschichtsschreibung (1)

in #deutsch6 years ago

Als ich begann für zukünftige Artikel zu Inârah Links zu sammeln, legte ich in der digitalen mind-map auch einen Strang zu anderen Beispielen revisionistischer Geschichtsschreibung an, die mir bekannt sind und die ich es wert finde hier einmal zu erwähnen. Revisionistisch meine ich hier übrigens neutral. Anfangen tu’ ich mit der Tulpenkrise. Wurde gestern erwähnt und ist recht unkompliziert.

Vorab eine kurze Erwähnung, dass man diesen Revisionismus auch in ein größeres Narrativ einreihen könnte: Sieger schreiben die Geschichte - ähnlich dazu was in den Nachrichten war oder wie Leroy es formulierte

[...] wenn Leroy sich kurz vorm Einschlafen noch die Proletenpresse reinzieht, um zu wissen, was mir meine Kollegen morgen für Gesprächsthemen servieren werden.

Gemeint ist mit die Geschichte, diejenige, die landläufig bekannt ist, die großflächig verbreitet und unterrichtet wird. Damit heißt es allerdings nicht, dass es nicht auch weniger oft gehörte Geschichtsschreibung (z.B. von Experten auf einem Gebiet) gibt oder, dass gewisse Nachrichten, die kaum Jemand mitbekommen hat, nicht doch gedruckt wurden (Bsp. Chile Bischöfe, in Kontext gestellt und mit aktuelleren Auskünften von vor einem Monat von mir hier).

Tulpenkrise

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Wiki Quelle

Das klassische Narrativ findet man z.B. hier bei Spektrum 400 Jahre Tulpenkrise. Auch Wikipedia lebt davon, aber um was es gehen soll, findet man in deren Abschnitt Historische Erklärung. Nämlich das Buch (bzw. die Artikel dazu, die ich aufgeschnappt habe) von Anne Goldgar.

Hier ein paar Überschriften (witzigerweise haben alle diese Artikel Bitcoin zum Gegenstand):

Nach diesen meist eher reißerischen Überschriften („clickbait“), nun etwas beruhigter.

Kurzgesagt ist die Tulpenmanie (1637) oder das Tulpenfieber eine übertreibende Legende, die hauptsächlich von einem Charles Mackay 1841 popularisiert wurde und seitdem immer wieder aufgegriffen und weiterverarbeitet. Wie Wiki schreibt:

Entgegen der bereits in den frühen Flugschriften und später von Mackay vertretenen Idee, die Tulpenmanie habe große Teile der Bevölkerung erfasst, vertritt Goldgar die Meinung, das Phänomen habe nur eine kleine Gruppe der Bevölkerung betroffen, vor allem wohlhabende Kaufleute und Handwerker. Die einschlägigen Berichte über wahnhaften und massenhaften Handel gingen dagegen auf zeitgenössische Propaganda und religiös motivierte Sozialkritik zurück.

Anne Goldgar hat 2018 einen Artikel geschrieben, der auf ihr 2008 publiziertes Buch Bezug nimmt. Makronom hat ihn übersetzt. Ich würde euch ans Herz legen natürlich diesen Artikel von der Autorin höchstpersönlich anstelle einer der anderen zu lesen 😉.

Ohne Bitcoin hätten die meisten wohl nie von ihrem Buch zur Tulpenblase gehört 😉.

Ich kann letztlich selbstredend nicht sagen, ob Frau Goldgar hier treffend aufgearbeitet hat oder einem Gedanken gefolgt ist und versucht hat dafür Belege zu finden. Ich würde mich dazu nicht abschließend entscheiden wollen. Eine Person hat auf Amazon in dieser Hinsicht rezensiert. Die anderen kritischen (auch bei goodreads) sagen i.d.R., es sei ihnen zu trocken und detailreich gewesen. Was weder für noch gegen das Buch spricht.

mielia

Sort:  

Ich oute mich als Unwissender; diesen Hintergrund zur "Tulpenblase" habe gerade neu meinem Wissenstand hinzugefügt.

Danke!

danke für den kommi
gerne :)

Ich hatte auch immer die Sache mit den Tulpen als eine frühe "Dienstmädchen-Hausse" gesehen - werde mir jetzt mal den Artikel anschauen. Das Buch kommt auf meine Liste - ein Hoch der Fernleihe ;)

ein Hoch der Fernleihe ;)

haha, ja :).

Ob die Opfer die Massen waren oder eine kleine Gruppe, weiss ich nicht, aber es gab so viele andere "Blasen" in der Finanzgeschichte dass alles sehr glaubwürdig erscheint. Menschen sind mal so, Gier funktioniert genau auf dieser Weise wie in der Legende.

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