Was spricht für Japan? Und was dagegen? - Eine unvollständige Lagebetrachtung 👹🍣🎎 Mein Japan

in WORLD OF XPILAR7 months ago

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Der heutige Beitrag liegt schon seit langer Zeit in der Schublade, und wäre nicht @jaki01 gewesen, würde er da vielleicht noch ein wenig länger schlummern. Sein Beitrag, in der er uns das erste davon berichtete, Deutschland den Rücken zu kehren und auszuwandern, hat nun letztendlich doch dazu geführt, dass ich im Gegenteil zu ihm nun aufzeigen will, was mich denn hier in Japan hält, und was vielleicht doch ein Grund sein könnte, dass ich in nicht all zu ferner Zukunft vielleicht wieder in der Heimat aufschlagen könnte. Das ganze ist etwas leichtherziger formuliert und muss nicht an jeder Stelle todernst genommen werden. Den ganz großen Seelenstriptease versuche ich dann doch zu vermeiden, obwohl es wohl doch ein tieferer Einblick in meine Gedankenwelt ist als üblich. Aber wie bereits schon einige Male angeführt, dass bloße Aufschreiben meiner eigenen Gedanken wirkt oft schon ziemlich befreiend.


Es ist ja nun schon einige Jahre her, als ich das erste Mal im Land der aufgehenden Sonne vorstellig wurde und damals hätte ich nicht gedacht, dass ich hier einmal so gut wie sesshaft werden würde. Aber das Leben schreibt nun einmal die tollsten Geschichten, in denen wir mal Hauptdarsteller und auch mal nur Komparse sind. Und manchmal passt die uns zugedachte Rolle auch wunderbar zu unseren Vorstellungen und wir nehmen das Gastspiel gerne an.

Während meiner Zeit hier im Fernen Osten wurde ich natürlich bereits einige Male gefragt, was mir denn so an Japan gefällt und meist ist es mir schwergefallen, hierauf eine klare und befriedigende Antwort zu finden. Letztendlich ist es wohl eine Mischung aus vielem, die mich immer mehr begeistert hat und immer noch hier festhält. Denn um ehrlich zu sein, weg will ich hier eigentlich überhaupt nicht. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, hier noch eine ganze Weile zu bleiben, und mich hier noch viel länge rund viel intensiver umzusehen.

Aber leider geht es im Leben nicht immer nur darum, was ich will, und ich habe bereits frühzeitig gelernt, wie wichtig es ist, Kompromisse zu schließen. Wichtig für das eigene Weiterkommen, aber auch für die allgemeine Harmonie und das generelle Wohlbefinden. Meistens konnte ich mich mit diesen Kompromissen arrangieren und damit ganz gut leben. Der nächste Kompromiss steht schon ziemlich bald an und die inneren Verhandlungen zwischen den verschiedenen Meinungen und Hoffnungen laufen auf Hochtouren. Pläne und Ideen gibt es einige, aber wer schließlich die Oberhand erringen wird und die kommende Route und Fahrtrichtung bestimmen wird, ist noch überhaupt nicht abzusehen. In jedem Fall dürften wohl ein paar Tränen fließen. Und das auch bei mir!

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meine Lieblingsburg Tsuruga-jo


Vielleicht hilft es ja, mir einmal einige Pro und Kontra für mein derzeitiges Domizil vor Augen zu führen. Die Aufstellung dürfte dabei wohl eher unvollständig bleiben und noch Platz für einige spätere Ergänzungen lassen. Und da sich auch Vorlieben und Abneigungen ändern können, ist das Ganze auch mehr als ein Denkansatz gedacht, welcher der späteren Entscheidungsfindung vielleicht hilfreich sein kann.

Aber schauen wir mal. Hier ist eine kleine Liste von Sachen, die mir in Japan gefallen oder missfallen. Ohne nähere Erklärungen und Anspruch auf Vollständigkeit. Einiges davon darf gerne weniger ernst genommen werden, anderes dafür um so mehr.

Pro

  • Sushi und Reis
  • Tokyo
  • Mt. Fuji
  • Tempel, Schreine und Burgen
  • Samurai und Sakura
  • heiße Sommer und verschneite Winter
  • die Sprache und die damit verbundenen Herausforderungen
  • cooles Kanji
  • freundliche Menschen
  • Exotik in geordneten Bahnen
  • eine angenehme aber nicht aufdringliche Akzeptanz der westlichen Kultur
  • verdammt sichere und saubere Städte
  • Hightech bis aufs Klo
  • superpünktliche Züge
  • Shinkansen
  • Onsen
  • Bento und Onigiri
  • Grüner Tee
  • Tatami und Futon
  • Izakayas
  • meine Arbeit
  • weiches und köstliches Leitungswasser
  • recht entspanntes Autofahren
  • das Meer in der Nähe
  • die große weite Welt vor der Tür
  • Abwechslung, die nun Gewohnheit ist
  • ein nie endendes Abenteuer

Kontra

  • kein richtiges Brot
  • Erbeben und Vulkane
  • Taifunsaison
  • absolut nervende Fernsehprogramme
  • Godzilla und Ninjas
  • verschneite Winter und heiße Sommer
  • die Sprache und die damit verbundenen Komplikationen
  • verdammtes Kanji
  • gehemmte Menschen
  • weniger soziale und familiäre Kontakte
  • fern der Heimat und dem Rest der Familie
  • zu viele Insekten
  • vorsintflutliche Heizungen
  • eiskalte oder sauheiße Zimmer
  • viel zu eng und zu wenig Platz
  • die verdammt hohe Luftfeuchtigkeit das ganze Jahr über
  • Obst, das mit Gold aufgewogen wird


Diese erste Liste lässt ordentlich Platz für eigene Interpretation und auch für weitere Ausführungen. Die positive Seite ist eindeutig stärker vertreten, aber das war auch anzunehmen. Ansonsten hätte ich es hier ja auch nicht so lange aushalten können. Aber was heißt aushalten, bisher habe ich meinen Aufenthalt im Land der aufgehenden Sonne doch ziemlich genossen.


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diese betörende und doch so fragile Schönheit wartet hier jeden Frühling auf mich


Aber wie geht es nun weiter? Suche ich mein Glück weiter hier in Japan oder versuchen wir es alle zusammen in meiner Heimat?


Die Entscheidung wird uns wahrlich nicht leicht gemacht und daher ziemlich schwer fallen. Zu viel hängt im Augenblick von zu vielen Faktoren ab, auf die wir zu wenig Einfluss haben. Vieles spricht für beide Seiten und auch genug dagegen. Im Endeffekt wird es wohl darauf hinauslaufen, wo es für unsere beiden Töchter am besten sein könnte. Und da sich auch darüber lange und trefflich spekulieren lässt, wird wohl nur die Zeit zeigen, ob wir mit unserer Wahl richtig liegen werden.

Leider läuft die Uhr langsam ab und wir werden nun in diesem Jahr zu einer Entscheidung mehr oder weniger gezwungen werden. Der ganz große und entscheidende Schritt könnte notfalls sogar noch ein wenig aufgeschoben werden, aber dies würde auf jeden Fall zu weiteren Komplikationen führen.

Mein Fernweh hat mich vor einiger Zeit in die große weite Welt hinaus getrieben und mich dann durch einige recht interessante Ecken dieses wundervollen Planeten gespült. Dass ich schließlich in Japan gelandet bin, war keineswegs zwangsläufig, aber auch kein reiner Zufall.


Ich bin froh, dass ich in diesem fernen Land ein weiteres Zuhause gefunden habe und ich mich hier recht gemütlich einrichten konnte. Wo immer uns das Schicksal von nun an noch hin wehen wird, wir werden die Herausforderung annehmen.


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