Der nichterrungene Sieg des Esperanto und die Weltsprache Englisch
Seit dem Beginn der Esperanto-Bewegung vor mehr als hundert Jahren zielte man darauf, dass Esperanto eines Tages als neutrale, internationale Sprache weltweit genutzt würde, zumindest von den meisten Menschen als Zweitsprache gesprochen.
Diese Vorstellung verfestigte sich innerhalb der Bewegung zu einer Ideologie: Fina venko- Finalsieg. Um diesen schließlich zu erreichen bräuchte es einerseits persönliche Anstrengungen (individuell oder kollektiv) und andererseits gesetzliches Handeln in Form von Verordnungen, sowie Unterricht in Schulen und Universitäten. Dann würde sich der Siegeszug des weltweiten Esperantos schon ergeben.
Später wurde diese Vorstellung durch eine neue Idee herausgefordert, die 1980 auf dem Internationalen Jugendkongress in Rauma, Finnland, veröffentlicht wurde. Esperanto solle nicht mehr einen globalen Sieg anstreben, dies wäre ja eine Utopie, stattdessen aber betrachte man Esperanto als eine staatenlose Minderheitensprache, die durch internationale Kommunikation auf den globalen Frieden ausgerichtet sei.
Heute, in einer globalisierten Welt fühlen wir uns als Teil einer großen menschlichen Gemeinschaft. Trotz aller sozialen und religiösen Verschiedenheiten und sogar feindseligen politischen Einstellungen sind wir alle miteinander verbunden, gewollt oder ungewollt. Das Internet ermöglicht unserem neuen Gemeinschaftsbewusstsein die Fokussierung auf globale Themen wie Umwelt-, Wissenschaft- oder Kulturfragen. Internationale Kommunikation ist absolut notwendig, um solche Probleme zu lösen.
Es scheint so, dass Englisch in großem Maßstab die Rolle der Lingua Franca übernommen hat. Auch wenn Mandarin-Chinesisch und Spanisch kvantitativ vor dem Englischen platziert sind, dominiert es die Nachrichten, internationale Angelegenheiten, Wissenschaft und Wirtschaft. Englisch wird in vielen europäischen Ländern als eine der Amtssprachen gesprochen und weltweit in Schulen und Universitäten gelehrt. Das führt dazu, dass es neue Formen von englischsprachigen Varianten (engl.similects) gibt, wie z.B. Chinesisch-Englisch, Nigerianisch-Englisch oder Brasilianisch-Englisch. Und wenn nun Sprecher dieser neuen Dialekte miteinander sprechen, dann entsteht wieder etwas Neues, das zwar auf Englisch basiert, aber eben nicht nur.
In den kommenden Jahren wird dieser Prozess rasch zunehmen. Und was sich daraus entwickelt, wird nicht mehr vergleichbar sein mit dem Oxford Englisch, aber es wird als universelle Sprache wahrgenommen werden, die von allen Menschen weltweit genutzt werden kann.
Genau davon träumte L. L. Zamenhof. Er versuchte selbst eine solche Weltsprache zu konstruieren, und Esperanto war sein Ergebnis. Natürlich meinte er, dass nur seine Sprache dafür geeignet sein würde. Doch später dann, im Jahre 1905 erklärte er: "... wenn es sich irgendwann herausstellen würde, dass die Idee einer internationalen Sprache besser auf eine andere Art und Weise umgesetzt werden kann, viel schneller als Esperanto, dann wird der Autor von Esperanto diesem neuen Weg folgen."
Also, auch wenn der Fina Venko des Esperanto bis heute nicht erreicht wurde, kann Zamenhof weiter in Frieden ruhen. Seine internationale Sprache, die betont, dass wir alle Mitglieder einer Familie sind, ist heute nicht mehr wegzudenken.
Esperanto wird heute von Millionen auf der ganzen Welt genutzt und entwickelt sich ständig weiter. Auf der Internetplattform DUOLINGO allein haben sich schon mehr als eine Million Englischsprecher für einen kostenlosen Onlinekurs eingeschrieben.
Also ein Wort zumindest kennen fast alle Deutschen, das eigentlich dem Esperanto entstammt: Tschüß!
:-) Alex
Na, das musst Du mir genauer erklären !