Erdogans Staatsbesuch und seine Gastgeber: Deutschland in der Duldungsstarre

in #erdogan6 years ago

Von Boris T. Kaiser

Zum sich auf der Nase herumtanzen lassen, gehören immer zwei: Derjenige, der einem auf der Nase herumtanzt und eben jener, der sich auf der Nase herumtanzen läßt. Der türkische Despot Recep Tayyip Erdogan ist Deutschland tagelang auf der Nase herumgetanzt und die deutsche Politik hat ihn weitgehend gewähren lassen.

Der Besuch Erdogans war, um im Bild zu bleiben, so etwas wie ein staatspolitischer Tango. Eine Inszenierung aus Beherrschung und Unterwerfung, bei der nur einer wirklich den Ton angab. Der Unterwerfer hatte offenbar nicht den geringsten Zweifel an der Devotion der Unterworfenen. Sollte er zu irgendeinem Zeitpunkt doch ansatzweise Zweifel gehabt haben, dürften sich diese spätestens bei der Einweihung der pompösen Zentralmoschee, von der als verfassungsfeindlich geltenden DITIB, in Köln vollends verflüchtigt haben.

Erdogan hat bei seinem Deutschlandbesuch nun auch mal wieder auf deutschem Boden das getan, was er sonst meist aus der Ferne tut. Er hat den hier lebenden Türken gezeigt, was man sich in Deutschland alles erlauben kann; und aus seiner Sicht auch erlauben sollte. Die Bundesrepublik und ihre Staatsorgane verharren gegenüber der Eskapaden des türkischen Polit-Paschas und seiner Anhänger schon lange in einer Art Duldungsstarre, landläufig auch Toleranz genannt. Was einem in so einer Duldungsstarre widerfährt, kennt man ja aus dem Tierreich.

Erdogans Selbstbewusstsein als türkischer Nationalist und islamischer Fundamentalist ist grenzenlos. Er tanzt Deutschland und den Deutschen nicht nur selbst auf eigenem Territorium auf der Nase herum, er läßt auch auf der Nase herumtanzen. Auf jedes noch so kleine Aufmucken, sei es von einem kritischen Journalisten oder vom Bundespräsident, reagiert der Macho vom Bosporus, wie solche Leute eben reagieren, wenn einer „aufmuckt“ oder auch nur komisch guckt.

Der türkische Präsident kam als Bittsteller. Sein Land befindet sich in einer tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise. Erdogans Geschäftsmodell, daß er mit der Seriosität eines Neuköllner Gebrauchtwagenhändlers präsentiert, ist die Asylkrise. Für sein Versprechen, den Flüchtlingsstrom einzudämmen, kaßiert er schon jetzt Milliarden; obwohl es bis heute kaum mehr als ein Versprechen ist. Zuletzt ist die Zahl der Zuwanderer in die EU aus der Türkei um mehr als 40 Prozent gestiegen.

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