Alles entwickelte sich, reifer, Farbglotze, Hottentotten-Musik - Sach & Krach

Die Reife, zu der wir uns zu entwickeln haben, ist die, daß wir an uns arbeiten müssen, immer schlichter, immer wahrhaftiger, immer lauterer, immer friedfertiger, immer sanftmütiger, immer gütiger, immer mitleidiger zu werden.

--- Albert Schweitzer ---

Lach, Krach und Sachgeschichten aus Berlin

Rückblick: https://steemit.com/deutsch/@cultus-forex/die-polente-hatte-einen-plan-sach-and-krach

Fortsetzung:

Die ganze Rocker-Story hatte mich echt beeindruckt und ich fühlte mich danach ein wenig reifer und älter.
Die Verbindung zu Fritz & Emma verlor aufgrund ihres Alters immer mehr an Bedeutung und das Leben an der Panke mit ihren Menschen zog mich immer mehr in seinen Bann.
Ich wurde regelrecht süchtig nach Menschen, um sie mit all ihren Facetten kennenzulernen. Vor allem waren es die älteren unter ihnen, zu denen es mich hinzog.
Mit gleichaltrigen konnte ich nichts mehr anfangen. Es gab mir so ein Gefühl, ein Blick in die Zukunft werfen zu können. Auch die neuesten Technik-Erfindungen hielten langsam Einzug in die Wohnzimmer.
Das Tastentelefon löste die Wählscheibe ab. Es gab nun das erste tragbare Tonbandgerät, welches die Kids von etwas betuchtere Eltern mit in den Park brachten. Sie präsentierten stolz wie Bolle auf der Parkbank ihre selbst aus dem Radio aufgenommene Musik.

Für uns Berliner Jugendlichen, gab es „Die Eine“ Sendung einmal wöchentlich, die jeder kannte und hörte -"Schlager der Woche"- mit seinem sehr kultigen Moderator „Lord Knut“. Was sich musikalisch vor 1969 und dem legendären Woodstock Festival abspielte, war für meine Ohren die reinste Quälerei. Oper, Operetten, Marschmusik aus aller Welt und wenn es mal gut lief, erschallte Frank Sinatra, so wie durch amerikanischen Einfluss (Einmarsch) leichter Rock und Swing in den Wohnzimmern.
Ich schien, als wäre ich aus Sicht musikalischer und gesellschaftlicher Veränderungszeiten, genau zur richtigen Zeit auf der Bildfläche erschienen. Beatmusik & Rock’n’Roll machte sich in den Gehörgängen breit und fanden immer mehr Anklang bei der Nachkriegsgeneration. Für die alten war es der totale Kulturschock, Klänge und Rhythmen, die die Welt noch nicht gehört hat.

Sie nannten es einfach „Hottentotten-Musik“. Da Bass und Schlagzeug immer mehr in Vordergrund rückten, hörte es sich in ihren Ohren und antiquierten Einstellungen nur wie Urwald-Musik an. 1967 erfolgte der Start der ersten farbigen laufenden Bilder in den Fernsehapparaten, das „Farbfernsehen“ wurde in Deutschland aktiviert.
Sofern jemand sich so ein Teil leisten konnte, handelte es sich dabei um einen riesengroßen und schweres monströses Teil, was durchaus im Wohnzimmer explodieren konnte, da sie mit gasgefüllten Röhren betrieben wurde.

Fortsetzung folgt

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Pillath feat. Sido - Kein bisschen reifer