Nücki ist verliebt

in #chriarylast year (edited)
2023-05-09


Wenn ich die beiden Böcke mit auf einen Hundespaziergang nehme, kommen wir meistens an der Weide mit den Auenlämmern vorbei. Auf dieser stehen zehn einjährige weibliche Schafe. Etwa 25 Meter, bevor wir an die kleine Koppel gelangen, starten die Böcke durch und beginnen zu galoppieren. Böckchen rennt, weil Nücki rennt. Doch Nücki hat ein Ziel, denn seine Freundin gehört zu den Damen hinter der Einfriedung.
Erreichen die Jungs die Wiese, laufen alle zehn Mädels auf sie zu. Am Zaun beschnüffeln sich die Tiere, anschließend beginnt Böckchen am Wegesrand zu fressen und neun Schafe gehen als kleine Herde ihrer Wege. Ein Schäfchen jedoch – und die Süße ist immer dieselbe – steckt seinen zierlichen Kopf durch die Maschen des Drahtgewebes und himmelt Nücki an. Umgehend tritt Nücki ganz dicht heran und beide Schafe reiben ihre Wangen aneinander. So verharren sie. Wange an Wange stehen sie ganz ruhig da. Fünf Minuten, zehn Minuten, bis sich irgendwann der Rest der Hunde-Schafe-Mensch-Karawane - in der Regel gut sortiert, im Gänsemarsch wandernd - weiterbewegt. Nücki profiliert sich noch kurz, indem er ein paar sehr beeindruckende Bocksprünge absolviert, nimmt dann die Hufe in die Hand, um den Anschluss an seine eigene Herde nicht zu verlieren. Bei uns angekommen, schaut er sich noch einmal um und beobachtet, wie seine Auserwählte sich zwischen die anderen grasenden Weibchen mischt, als wäre nichts gewesen.
Diese kurze Begegnung ist seit ein paar Wochen herzzerreißend niedlich. Ich glaube, dass dabei wirklich starke Sympathie im Spiel ist. Nur an den Hormonen kann’s nicht liegen, denn unsere Böcke sind – stimmt, von diesem Verbrechen an der Männlichkeit habe ich nie berichtet – seit dem letzten Sommer Hammel. Es ist ja auch erwiesen, dass Schafe mit ihren individuellen Charakteren einander Zuneigung und Abneigung bekunden, Freundschaften eingehen und Cliquen bilden. Also warum nicht auch eine amouröse Beziehung? Selbstverständlich rein platonisch.
Ich kann die junge Aue jedenfalls verstehen – mein „Kleiner“ ist doch wirklich ein Prachtkerl… ;-)


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Also... Auf eins mehr oder weniger kommt es doch auch nicht an...? Eine Schäfin, ähm... Aue kriegst Du auch noch satt ;-))

Theoretisch schon...
Aber was, wenn dann auch Böckchen eine eigene Freundin haben möchte? Oder einen neuen Kumpel zum Rammen? Nücki würde für Letzteres keine Zeit mehr haben, säße nur noch bei Kerzenschein im Stall rum... ;-)

... also daß es so kommen würde, war Dir doch klar ;-)) Zwei Schafe kommen selten allein.

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