Mein Abschiedsbrief (The end)

in #life7 years ago (edited)

Meine Geschichte ...

An einem Freitag Abend, im Herbst 2013, saß ich zu Hause und schrieb an meinem Abschiedsbrief. Zu diesem Zeitpunkt war klar, ich hatte nur noch diese eine Sache zu erledigen. Emotional war es der absolute Tiefpunkt und gleichzeitig der entscheidende Wendepunkt in meinem Leben. Wie es sich gehört, gab ich dem noch leeren Dokument einen passenden Dateinamen. „Ende“.

Burnoutside-steemit-abschiedsbrief.jpg

An jeden Einzelnen meiner Familie und meiner Freunde schrieb ich eine halbe Seite lang jene Worte, die ich ihnen noch mitteilen wollte. Sehr theatralisch entschuldigte ich mich bei meinen Eltern für mein ständiges Versagen. Einem langjährigen Freund teilte ich mit, wie toll er ist und wie dankbar ich für seine Freundschaft bin. Der kleinen Tochter eines anderen Freundes gab ich gute Ratschläge für ihr weiteres Leben. Meinen Neffen bat ich, er möge sich um meinen Bruder kümmern, obwohl der niemanden brauchte, der sich um ihn kümmerte.

Ich philosophierte über den Sinn des Lebens und darüber, dass ich auf der Suche danach war, aber nie fündig wurde. Demnach sei lediglich die Zeit vergangen, ohne mein Leben gelebt zu haben. An einer anderen Stelle zählte ich meine zahlreichen Fehler auf, für die ich verantwortlich sei. Ich sah mich nicht in der Lage, die ganzen Scherben aufzuräumen.

Meine Lieblingsstelle ist jene, in der ich von einer Spirale berichtete, die sich eines Tages zu drehen begann ohne sie stoppen zu können obwohl ich alles versuchte.

Ich kündigte mein unmittelbar bevorstehendes Ableben an, tröstete aber die vermeintlich Hinterbliebenen mit dem Hinweis darauf, dass die Zeit alle Wunden heilen und das Leben weitergehen werde.

So ging das von Seite zu Seite und gipfelte in dem gleichermaßen dramatischen wie absurden Satz: „Erscheint der Tod plausibel, wird das Leben zur Farce“. Beinahe die ganze Nacht lang arbeitete ich an meinem Abschiedsbrief, bis ich schließlich todmüde, aber immer noch lebendig, zu Bett ging.

Das ist die Ausgangslage meiner Geschichte

An diesem Punkt begann sich mein Leben zu ändern. Langsam, aber vom tiefsten Punkt konnte es nur noch aufwärts gehen. Ich litt an schweren Depressionen, die Ärzte nannten es Burnout. Es begann eine teils dramatische, teils fantastische Reise, über die ich in diesem Blog berichte.

Begleite mich auf dieser spannenden Reise ...

@burnoutside

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Willkommen auf steemit!
Und dann erst einmal grossen Respekt dafür, sozusagen das erste Leben nicht mit dem Tod, sondern mit neuem Leben beendet zu haben.

Das hast du toll formuliert, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Danke für den den schönen Gedanken! :)

Hat diesen Brief jemals einer deiner Bekannten, die dort erwähnt wurden zu Gesicht bekommen?

Ich bin froh, dass du eine Kehrtwendung gemacht hast un dem Leben nun eine neue Chance gibst dich zu erfüllen.

Liebe Grüße

Nein, diesen Brief schrieb ich für mich, ein Hilfeschrei an mich selbst. Dieser Brief war der Beginn vom Ende des Leidens. Ihn "abzuschicken" hätte bedeutet, mich umzubringen ...

Welcome to steemit :D

@burnoutside

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