Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide -43- Der Weg über das Knochenplateau - 3 von 10

in #biestjaeger5 years ago


Was bisher geschah:
Auf einem weiten Weg lauert hier und da so manche Überraschung. Das müssen auch die Abenteurer feststellen als sie aus dem Sumpf heraus gekommen sind und sich wieder ihrer Haut erwehren müssen...

»Ich sage, wir kümmern uns um die Banditen bevor wir die Ebene betreten«, sagte Magnus mit vollem Mund und schwenkte den Fleischschenkel herum.
»Das denke ich auch«, stimmte ihm Shana zu.
»Wenn wir sie jetzt erledigen können sie uns nicht in den Rücken fallen«, fügte Dimitrion hinzu. »Es sind zwar nur ein paar lausige Banditen aber sie haben nichts zu verlieren.«

Das ist nicht von der Hand zu weisen, dachte Grayden und schaute zu dem inzwischen erwachten Ramloc herüber. Er saß matt auf dem Boden und kaute auf seinem Fleischstück. Er war blass und wirkte kränklich. Sie würden erst in einigen Tagen wieder aufbrechen können. Zum Glück erholten sich Zwerge schnell. Bald hätte er die Blutarmut überwunden und seine Axt und sein Mut würden ihnen wieder zur Seite stehen. Grayden konnte sich nicht ausmalen, was sie ohne seine Kampfkraft anstellen würden.

»Dann ist es beschlossen. Sobald Ramloc wieder auf den Beinen ist, machen wir uns auf den Weg.«
Er schaute jeden bei den Worten an, um sicher zu sein, das alle mit dem Plan einverstanden waren. Selbst Mörme gab ihre Zustimmung.
Niemand hatte zu den Banditen noch etwas zu sagen und so genossen sie das Knistern und Knacken des Feuers für den Rest des Abends. Magnus und Grayden teilten Ramlocs Wache unter sich auf und nachdem Shana den Zwerg noch einmal untersucht hatte, konnten sie den anstrengenden Tag hinter sich lassen und endlich ausruhen.
Gennard wartete auf seine Chance zu flüchten.

Als die Gruppe am Feuer saß, versuchte er die Handfesseln zu lösen, doch dieser Wichtigtuer namens Grayden hatte das Seil besonders fest gezogen und seine Hände waren nach einiger Zeit taub und gefühllos geworden. Er dachte daran zu fliehen wenn ein Augenblick der Unachtsamkeit kam um seine Brüder zu warnen. Er und seine Banditenbrüder hatten schon seit Tagen nichts mehr gegessen und nur wenig getrunken, deswegen war Gennard sehr geschwächt. Die Zeit verstrich und er stellte sich schlafend. Das machte er so gut, das er trotz der engen Fesseln wirklich eingeschlafen war und schnarchend auf die Seite rollte. Er verpasste die Fluchtmöglichkeit und verfluchte sich im Stillen als ihn ein geworfener Stein am Kopf traf. Shana hatte keine Lust sich an dieser dreckigen Gestalt, weder die Hände noch die Füße schmutzig zu machen. Außerdem war sie wegen Grithia immer noch schlecht gelaunt und brauchte bald eine Möglichkeit ihren Frust abzubauen.
In der Nacht braute sie einige starke Säure- und Brandkugeln zusammen, die den Banditen oder den Gegnern auf der Hochebene sehr schmerzhafte Erinnerungen schenken würden. Sie freute sich auf die bevorstehenden Kämpfe und untersuchte ihre Ausrüstung sehr sorgfältig auf die kleinsten Fehler. Grayden erwachte und als erstes sah er seine Geliebte. Selten hatte er sie so gesehen und machte sich Sorgen und hoffte, dass der Tod des Mädchens nicht allzu lange an ihr haften blieb. Er löste sie mit einem Kuss ab, damit sie nach Ramloc schauen konnte.

Der Schildmeister war kein Unmensch und selbst im Krieg hatte er verfügt, dass Gefangene gut behandelt wurden. Am Vortag war ihm beim Fesseln aufgefallen, dass der Bandit sehr ausgemergelt und schwach war.
»Wie lange wollt ihr mich festhalten?«, fragte er neugierig.
»So lange wie nötig«, war die kurze Antwort Graydens.

Gennard dachte sich, dass seine Brüder von allein darauf kommen würden, dass die Hälfte des Haufens noch nicht zurück gekommen war. Spätestens morgen käme ihr Anführer Bhrieg auf die Idee, dass etwas passiert sein könnte und dann würde er sie suchen gehen. Doch bis dahin, wären seine Hände abgefallen und er fasste seinen ganzen Mut zusammen.

»Entschuldigt, aber wärt ihr so freundlich meine Fesseln nur ein ganz kleines bisschen zu öffnen. Bitte. Sie sind schon ganz taub«, bat er unterwürfig.
Grayden dachte nach und drehte Gennard nach vorne. Der Bandit hatte Recht. Die Hände liefen schon blau an, weil er das Seil zu fest gezogen hatte.
»Wenn du daran denkst zu fliehen wird Shana dich erledigen.«
Gennard nickte und Grayden löste die Fesseln ein wenig und gab ihm etwas Fleisch zu essen und Wasser zum Trinken. Das Blut strömte in die Hände zurück und sie fingen an, schmerzhaft zu kribbeln. Dem Banditen stiegen die Tränen in die Augen, was Grayden mit einem Hochziehen der Augenbraue zur Kenntnis nahm. Dann lehnte er ihn wieder an den Baum und band ein weiteres Seil um Gennards Brustkorb. Doch dieser dachte nicht daran zu flüchten. Er musste nur ausharren bis er von Bhrieg und den anderen befreit werden würde. So einfach war das.
Schon am nächsten Tag hatte sich Ramloc gut erholt, doch niemand kam um Gennard zu retten.

»Danke, dass ihr mir etwas zu essen gegeben habt«, eröffnete der Bandit als ihm der Schildmeister wieder etwas brachte. Grayden schaute ihn nicht direkt an. »Bedanke dich nicht zu früh. Es könnte sein, dass ich es mir anders überlege und dich hier verhungern lasse.«
»Das würdet ihr nicht tun. Ihr seid vom Mondorden und ihr lasst niemanden unnötig leiden.«
»Ich gehöre nicht zu diesem Orden.«
Grayden war ein schlechter Lügner und änderte das Thema indem er Gennard auf seine Vergangenheit ansprach.
»Wie landet man eigentlich in diesem Sumpf?«, fragte er.
»Ganz einfach. Auf dem Weg zur Hauptstadt bekam die Eskorte Durchfall und verkroch sich stundenlang im Gebüsch. Und irgendwann vergaß man uns und wir nutzten die Chance und flüchteten hierher. Seit über zwei Jahren verstecken wir uns. Nicht gerade der Königspalast, aber wir leben«, antwortete Gennard.
»Und was hast du angestellt um in die Hauptstadt gebracht zu werden?«
»Nun ja...Ich und zwei andere haben die Familie des Markgrafen Henrich des Treuherzigen überfallen. Dabei starb die Frau des Grafen und seine Tochter wurde irr.«
Gernard schaute auf den Boden und scharrte mit einem Fuß Kreise in die Erde.
„Ich h-hatte nichts mit dem T-Tod zu tun oder mit der irren Tochter, ich
h-hab nur die B-Beute in den Sack ge-p-packt«, sagte er als ihn der strenge Blick des Schildmeisters traf.
»Genau. Du bist ganz unschuldig, Gernard«, sagte er höhnisch.
»Ihr seht das genau richtig.«
»Falsch Gennard. Ohne deinen Raubzug würde die Dame Obregana noch leben und Neriah nicht im Genesehaus gepflegt werden müssen.«, rief Grayden zornig.
»I-Ihr kennt die b-beiden?«
Gennard schaute den Schildmeister überrascht mit großen Augen an.

Doch der Schildmeister wandte sich abrupt ab und stapfte zum Lagerplatz zurück. Die Dame Obregana war eine der wenigen Adligen gewesen, die sich um die ausgestoßenen und ärmsten Menschen Sorgen machte und sie unterstützte den Aufbau von jedermann zugänglichen Heilungszentren, die von den Druven vor Jahrzehnten eingeführt wurden. Dieser Dieb war schuld an dem Tod einer Person, die sich für eine würdige Behandlung derer einsetzte, die verkrüppelt oder verarmt waren und nicht ausreichend für sich selbst sorgen konnten und das machte ihn über alle Maßen wütend. Der Eid besagte, das ein Ordensritter den Armen und Schwachen helfen und zur Tugend und Rechtschaffenheit verpflichtet sei. Er hätte ihn doch töten sollen als er im Kampf die Gelegenheit dazu gehabt hatte.

Bei einem wehrlosen Gefangenen dagegen, war es unter Graydens Würde, ihm irgendwelchen Schaden zuzufügen. Er war wütend auf sich, auf seine mitfühlende Art mit dem zerlumpten Banditen und musste sich dringend mit Schwertübungen abreagieren. Er zog sein Schwert und entfernte sich von seinen Gefährten. Gennard und Shana blickten ihm nach als er hinter den Bäumen verschwand. Dann drehte sie sich zu dem Gefesselten um, der stumm auf den Boden starrte. Sie ahnte, das Grayden wütend war und wusste, das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war um mit ihm darüber zu reden. Stattdessen wechselte sie Ramlocs Kräuterumschläge. Nach zwei Tagen sah der Zwerg wieder gesund aus und seine Haut nahm wieder eine dunkle Farbe an.

»Morgen oder Übermorgen kannst du die Umschläge abmachen. Deine Axt hat bestimmt Sehnsucht nach dir.«
»Fühl´ mich auch schon viel besser.« Er zwinkerte unbeholfen. »Reich mir mal mein Axt, ja? Ich hab’ sie schon zu lang’ nicht? mehr in den Händen gehalt’n.«
Mit seiner Waffe fühlte sich Ramloc noch wohler und er konnte es nicht abwarten die bitter riechenden Umschläge abzustreifen. In der Nacht tat er es auch und die Wunden waren so gut wie verheilt. Nur eine sehr tiefe an seinem linken Oberarm verlangsamte ihn noch, aber auch die würde bald nur noch eine Narbe hinterlassen. Probehalber versuchte er die Axt zu schwingen und führte verschiedene Stöße und Schläge aus. Ein kleiner Schwindel erfasste ihn und er setzte sich, doch für die ersten Versuche nach Tagen war es ein guter Anfang, dachte er und setzte ein breites Zwergengrinsen auf.
Für diesen feigen Angriff werdet ihr bezahl ´n, schwörte er sich.
Mit einem zufriedenen Grinsen sah er in den Himmel hinauf und richtete ein Gebet an die Götter der Zwerge. Danach stellte er die Axt neben seine Schlafstatt und war nach wenigen Minuten schnarchend eingeschlafen.

Fortsetzung folgt in Episode 44: Der Weg über das Knochenplateau 4 von 10 ...

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