Die Verantwortung der Eliten
Eliten oder das was sich in einer Gesellschaft als solche bezeichnet, haben nicht nur die häufig eingeforderte monetäre Verantwortung zur Solidarität. Gemeint ist die Verantwortung Steuern zu zahlen und in die Sozialkassen einzuzahlen. Sie haben noch eine weitere, nicht minder wichtige, Verantwortung. Nämlich für das Land, aus dem sie kommen, einzustehen.
Warum das so ist
Auf den ersten Blick erscheint das äußerst autoritär und altbacken, warum sollte ein Mensch eine patriotische Verantwortung haben, egal ob erfolgreich oder nicht?
Die Antwort ist dieselbe, wie die, warum Reiche auch in ihren Geburtsland Land Steuern zahlen sollten, obwohl sie in ein Steuerparadies ausweichen könnten. Solidarität. Ein erfolgreicher Topmanager hat zweifelsohne die Möglichkeit seinem Land den Rücken zu kehren und sich eine andere Identität zuzulegen. Die Putzfrau hat diese Möglichkeit nicht. Wie hängt das zusammen? Nun, um ein Beispiel zu nennen:
In Deutschland ist eine Tendenz zum Englischen zu beobachten. Auf den ersten Blick scheint dagegen, nichts einzuwenden zu sein. Immerhin gab es vor nicht allzu langer Zeit sogar Demonstrationen an Unis mit dem Tenor, dass die deutsch-Pflicht an Unis rassistisch sei.
Das Gegenteil ist der Fall. Kinder aus den unteren Schichten können häufig mehr schlecht als recht englisch.
Eine Gesellschaft, die Bildungswege offen halten möchte, muss im Sinne der Chancengleichheit eine verbindliche Sprache definieren. Das kann nur die Landessprache sein, denn dies ist der kleinste gemeinsame Nenner. Dasselbe gilt für Migranten, es ist alles andere als gerecht, von einem Syrer zu verlangen, er solle deutsch als Verkehrssprache erlernen, aber für das Arbeitsleben doch bitte ebenfalls englisch. Am besten parallel, denn Integration gelingt nur durch Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Auf den 2. Bildungsweg über Fachoberschulen wird Englisch nicht auf dem Niveau eines Gymnasiums unterrichtet, sondern vorrangig fachgebundene Kenntnisse, wie z.B. Mathematik und Physik für angehende Ingenieure.
Durch das Vernachlässigen des Deutschen wird der Graben zwischen den gesellschaftlichen Klassen wieder vertieft. Die Situation erinnert an die Zeit Friedrichs des Großen, wo im Bürgertum Französisch gesprochen wurde und das Deutsche als Sprache der Bauern missachtet wurde. Wer kein französisch konnte, entlarvte sich in bürgerlichen Kreisen sofort als Emporkömmling.
Dieselbe Situation finden wir heute vor. Einen Ingenieur, der durch den zweiten Bildungsweg kam, werden zusätzliche Hemmnisse, neben der fachlichen Qualifikation, in den Weg gelegt. Die stark abnehmende Zahl guter Übersetzungen wissenschaftlicher Texte ist hier vielsagend. Sogar die deutsche Wikipedia ist massiv davon betroffen.
Das als Beispiel. Der durchschnittliche Bürger kann daran wenig ändern. Die Wertschätzung für das Eigene wird vorgelebt. Nicht nur in Fragen der Steuer, auch in Fragen der Kultur ist dies eine Frage der Solidarität.
Klassizismus
Die fluide Identität ist ein Privileg der gebildeten und wohlsituierten. Der Wegfall einer gesellschaftlichen Identifikation, auf die sich alle berufen, arm wie reich, ist eine neue Form der gläsernen Decke. Wollen wir es ernst meinen mit der sozialen Durchlässigkeit, ist die Leitkultur gelebter Klassenkampf im Sinne der sozialen Teilhabe sowohl von Zuwanderern als auch sozial benachteiligten Deutschen.
Jeder, der daran zweifelt, sollte sich eines vor Augen halten. Die gut ausgebildeten Eliten sich keineswegs auf den Staat angewiesen. Die Kassiererin bei Lidl ist es sehr wohl.
Mit freundlichen Grüßen, euer Agrippa.