Lebenslektionen - Pferde in Quarantäne (Part 11)

in #deutsch7 years ago

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Die Quarantäne unserer Pferde fordert aber in den ersten Wochen unsere volle Aufmerksamkeit. Nach meiner Ankunft in Kanada starten wir mit der zuständigen Tierärztin die ersten Untersuchungen. Ich habe nun Routine in diesen Dingen. So wiederholen wir doch alles, was wir bereits in der Schweiz gemacht haben. Bei Shogun und Mona Lisa ist die Sache einfach. Zweimaliges Blutentnehmen und auf diverse Kranheitserreger und Viren untersuchen lassen. Bei Balajka, Joice, der Eselstute, und Jabba inklusive seinen Teststuten wird es komplizierter. Wieder müssen unzählige Abstriche auf den gefürchteten CEM- Virus entnommen werden. Die Genitalien müssen während drei Wochen alle fünf Tage gewaschen und mit antiseptischer Salbe eingecremt werden. Die Tierärztin, die eigentlich bei den Waschungen auch zugegen sein müsste, verzichtet freundlich darauf, und sagt, ich wisse ja, wie das gehe. Und ob ich weiss, wie es geht und ich denke nicht im Traum daran, das Ganze nochmals meinen Pferden anzutun. Allzuviel ist ungesund und dass eines meiner Tiere einen genitalen Infekt hat, ist nach all den Untersuchungen und Behandlungen schlichtweg unmöglich. Nach den drei Wochen "Waschungen" lässt sich die Veterinärin wieder blicken und es werden neue Abstriche im Abstand von zwei Wochen gemacht. Balajka und Joice sind nach dieser Prozedur entlassen. Bei Jabba haben wir noch nicht einmal die Hälfte hinter uns. Bei Painty und Streaky, unseren kanadischen Teststuten, wird nun mit einer Hormonspritze die Rossigkeit ausgelöst. Zwei Tage später sind beide Stuten in Hitze. Sie sollen nun unter Aufsicht der Tierärztin durch Jabba gedeckt werden. Die Tierärztin ist sprachlos, als wir ihr eröffnen, dass wir eine freie Bedeckung auf der Weide wünschen

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Die Inspektorin der landwirtschaftlichen Behörde ist auch zugegen und macht erst ein griesgrämiges Gesicht, als sie unseren Wunsch hört. Aber schliesslich lässt sie sich überreden, auch wenn sie bemerkt, dass das nun aber auch wirklich absolut unüblich sei. Mein Herz klopft bis zum Hals, als wir Jabba zuerst nur alleine mit Streaky auf die Weide lassen. Jabba hat noch nie in seinem Leben gedeckt und ist völlig überfordert. Er rennt neben Streaky her, versucht sie in den Hals und in die Hinterbeine zu kneiffen. Auch für Streaky ist es das erste Mal.

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Sie schmust mit Jabba, aber immer, wenn er aufspringen will, rennt sie ihm davon. Wir lassen die beiden gute zwanzig Minuten auf der Weide, ohne dass es zum entsprechenden Ereignis kommt. Die Inspektorin beginnt nervös auf ihre Uhr zu blicken und die Tierärztin schaut uns fragend, griensend an. Wenn es nach uns gehen würde, liesse man die beiden einfach zusammen. Irgendwann funktioniert es automatisch. Aber das Gouvernement hat natürlich nicht soviel Geduld und vor allem will es live dabei sein. Also holen wir Jabba und Streaky ans Halfter. Streaky lässt sich leicht beruhigen und bleibt nun brav stehen. Jabba hat unterdessen schon soviel Energie verpufft, dass er ruhig und gelassen aufspringt. Bei Painty ist sowieso unsere Hilfe von Nutzen. Da sie ein gutes Stück grösser ist, als Jabba, kann er sie nur an einem abfallenden Wiesenhang decken. Wir führen beide an die entsprechende Stelle und plazieren sie richtig. Alles klappt bestens. Die nächsten drei Wochen haben die Pferde Ferien. Kein Tierarzt, keine Abstriche. Eine weitere Hitze stellt sich bei den Stuten nicht mehr ein. Leider können wir es nicht dabei belassen. Die Tierärztin löst wieder mit einer Hormonspritze eine Rossigkeit aus, was zu einem Miniabort der Frucht führt. Es folgen wieder Abstriche. "Dank" dem langen, heissen Sommer verdirbt eine Serie von Abstrichen auf dem Weg ins Labor und wirft uns um zwei Wochen in unseren Bemühungen zurück. Meine beiden Stuten haben die lästige Prozedur langsam satt und werden je länger, je ungehaltener, wenn der Tierarzt kommt. Aber nach drei weiteren Wochen ist es geschafft. Sämtliche Ergebnisse sind negativ. Das Quarantäne-Schild, das unser Stalltor ziert, wird zur Erinnerung fotographiert und dann in die ewigen Jagdgründe befördert. Mitte September werden Streaky und Painty auf natürliche Weise wieder rossig und Jabba darf sich endlich in freier Natur und ohne lästige Beobachter um seine Damen kümmern.

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(To be continued)

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